Kinodienstage sind Teufelswerk – “für 5,50 Euro kann man doch nichts falsch machen”. Und es ist auch gemütlich im Kino, also ab. Und dieses Frühjahr ist gespickt mit tollen Filmen, wenn man den Trailern Glauben darf. Immerhin sieht es so aus, dass ich nun vier Wochen in Folge dienstags in Kino tappse. Und das geht so weiter – siehe die aktuellen Kinostarts.
Nun war ich letzte Woche in Sherlock Holmes, Familienabend mit Papa, Schwester und Verlobter. Und der Film passte dazu, ab 12 Jahren, klassische Geschichte: Sherlock Holmes bringt einen Bösewicht in den Knast, der komische mystische Opferrituale in der Londoner Unterwelt vollzieht. Er wird gehängt, verschwindet aber aus seiner Gruft und will die Weltherrschaft an sich reißen. Kenn ich schon, der Pinkie und der Brain!
Dazu als weitere Charaktere ein Holmes, der sich zu Tode langweilend Löcher in die Wohnungswände ballert und ein Dr. Watson, der sich verloben und aus der Action-Nummer aussteigen will. Doch am Ende rennt er doch wieder Holmes hinterher und rettet ihm den Arsch. Schöne Frauen und eine große Verschwörung runden den Plot ab.
Sonst noch was? London um 1890 scheint gut nachgebildet, arme, dreckige Steinhäuser, Dreck, Ruß und Kohle. Alltägliche Gewalt – alles nicht so schön und weit weg vom viktorianischen Glamour. Eher wie bei “Gangs of New York”, und mittendrin in diversen Kontrahenten. Viel Action, der Kritikerausspruch “James Bond im 19. Jahrhundert” trifft es ganz gut.
Ist Holmes´ Gegner wirklich von den Toten auferstanden, knackt Holmes Logik die Mystik? Und wer ist überhaupt der geheimnisvolle Dritte im Hintergrund? Wer es wissen will, muss sich entweder sputen, um noch ins Kino zu kommen, oder muss warten bis der Film auf Blu-Ray raus kommt. Und beim nächsten Teil (das Open-End ist sehr unauffällig) einfach ins Kino gehen.
Und dann Book of Eli.
Handlung: wir schreiben 2044, ein Typ (ein unrasierter Denzel Washington) latscht seit 30 Jahren durch Nordamerika. Er hat den Atomkrieg überlebt und ein Buch dabei, dass er nach Westen bringen will. Wieso? Abwarten.Die zivilation ist am Boden, im Mittleren Westen gibt es nur noch vereinzelt Ansiedlungen, Überreste aus der “alten Zeit” sind begehrte Tauschobjekte, umherziehende Banden bestimmen über Leben und Tod. Und ein durchgeknallter Typ (Gary Oldman) hat sich mit ein paar Kumpels eine ganze Stadt unterworfen und sucht EIN Buch. Wie groß ist die Chance, dass es genauDAS Buch ist, dass der andere zufällig durch SEINE Stadt schleppt? Mathematisch gering, aber dann wär der Film auch schon vorbei. Nun, nach dem üblichen “gib schon her” – “nein”-Dialog eine Verfolgung, Mord und Totschlag und irgendwie kein echtes Happy-End. Kein Wunder, das ist ja auch die Endzeit – oder der neue Anfang…?
Kennst du die Grafik von Avatar? Das komplette Gegenteil. Ein Filter drauf, sodass alles irgendwie staubig wirkt, fast schwarzweiß, fast den ganzen Film hindurch kaum echte Farben. Wenige schnell geschnittene Kampfszenen, die aber schon recht übel, dass es für FSK-16 gereicht hat, wunderte mich… Der Rest eher wie ein Eastwood-Streifen, lange Einstellungen, Großaufnahmen der Protagonisten wechseln sich mit Totalen ab, die die Darsteller sehr klein wirken lassen vor der Kulisse des Wilden Westens. Logikfehler hat es einige, oder zumindest Dinge, die einem nicht so einleuchten -30 Jahre nach dem Atomkrieg gibt es immer noch Treibstoff für die wenigen Fahrzeuge und funktionierende KFC-Erfrischungstücher? Product placement auch deutlich – zumindest Motorola (Megaphon), GMC (gepanzerter Transporter) und KFC sind sehr prominent auf der Leinwand zu sehen.
Irgendwie lässt einen der Film verloren zurück, man hat viele Fragen, aber wenige Antworten. Woher kommt der Wanderer, wieso braucht er zu Fuß 30 Jahre durch die USA, was war der Grund für den Atomkrieg und wer hat ihn wirklich los geschickt… Und – wie wird es mir 2044 gehen, dann wäre ich 68… oder schon lange lange tot?
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...