Retortenvereine – Prost und Contra

Hach, was wird im Moment wieder gemeckert über die ach so schlimmen Retortenvereine. Aktuelle Beispiele sind:

  • Rhein-Neckar Löwen (Handball) – gerade denkbar knapp nur Vizemeister geworden und vor rund 10 Jahren aus der SG Kronau-Östringen hervor gegangen und
  • Rasenball Leipzig (Fußball) – gerade in Liga Zwei aufgestiegen

Beiden Vereinen wird vorgeworfen, dass sie künstliche Gebilde seien, keine Historie hätten und in den Topligen nichts zu suchen hätten. Wieso nicht? Die Löwen sind 2002 aus zwei Vereinen hervorgegangen, die zu diesem Zeitpunkt seit 75 Jahren Handball spielten.

  1. Spielgemeinschaften sind nicht ungewöhnlich im Handball, in dieser Saison gab es in der Bundesliga fünf Stück (Bergischer HC, Wetzlar, Löwen, Flensburg, Balingen).
  2. Einen Umzug in eine andere, größere Halle hat die SG(!) Wallau-Massenheim schon vor Jahrzehnten vorgemacht, als sie in Rüsselsheim spielten. Oder der FC Bayern, der  in den letzten 40 Jahren zwei Mal gerne in neue, bessere Sportstätten umgezogen ist

Das einzige, was man ihnen vorwerfen könnte, ist zeitweise der Umgang mit dem Geld. Es wurden in kurzer Zeit viele Spieler teuer eingekauft, eine echte “Mannschaft” gab es nicht. Wobei das im Profisport überall Gang und Gebe ist, die wenigsten Spieler in Bundesligateams spielen seit der D-Jugend dort… Und das größte Östringer Talent haben sich bereits 2003 die Kieler gesichert – Christian Zeitz. Und sicher auch nicht für kleines Geld, immerhin war er damals schon Nationalspieler.

Also, woran stören sich die etablierten Vereine? Letztlich ist es meiner Meinung nach nur eine Mischung aus Neid und Angst. Es gibt letztlich zwei Sorten Vereine – die gut geführten und die schlecht geführten.

Die gut geführten machen das Gleiche, was man in Mannheim und Leipzig auch versucht: mit professionellen Mitarbeitern und mehr oder minder durchdachten Konzepten erfolgreich und kostenbewusst zu arbeiten. Zumindest die Löwen haben auch ein recht gutes Jugendkonzept mit Mannschaften in den höchsten Spielklassen. Macht man in Kiel oder Flensburg (Handball) oder München und Leverkusen (Fußball) nicht anders. Bleibt die Angst, dass eine neue Konkurrenz entsteht, die einen mittelfristig unter Druck setzt.

Und die schlecht geführten Vereine? Die kriegen noch schneller den Druck ab. Und fürchten sich davor, mit ihren alten Modellen abgehängt zu werden. Manchmal auch unverschuldet, wenn z.B. keine größere Halle/Stadion zur Verfügung steht. Auch die Löwen könnten heute noch in Eppelheim vor 2000 Zuschauern spielen – aber die Mehreinnahmen bei 7000+ Zuschauern kann jeder Verein gut gebrauchen. Und dann wird eben neidisch drauf geschaut und gemeckert.

Dasselbe in Leipzig – die “einheimischen” Vereine sind teilweise mehrfach pleite gegangen. Wie überhaupt der Fußball im Osten kaum ein Bein auf die Erde kriegt. Und in die Lücke geht RedBull, buttert ein wenig Geld rein, nutzt das sonst meist leerstehende WM-Stadion und der Name Leipzig taucht mal wieder in der Sportschau auf. Imagegewinn für Leipzig, dazu noch Arbeitsplätze. Das hätten andere “Traditions”-Vereine sicher auch gerne, aber die hätten vermutlich nur das Geld von RedBull gewollt, nicht den indirekten Einfluss, der in die Organisation eingegriffen hat. Und das mit Erfolg, wie es scheint!

Also – meiner Meinung nach alles nur blanker Neid auf Leute, die professionelle Strukturen geschaffen haben, um durch konsequente Nutzung von modernem “Management” sportlichen Erfolg zu generieren. Erfolg, der andere Konkurrenten Angst um ihre alten Pfründe haben lässt.

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Was anderes sind in diesem Zusammenhang die “Scheichclubs” – nachdem die russischen Milliardäre ja alle schon eingekauft haben, kommen nun die Araber und wollen auch mitklickern. Hier wird mit der Brechstange, also viel viel Geld, gearbeitet, um bestehende Topclubs auf die Spitze zu heben. Dabei werden Gehaltsgefüge massiv verändert und die Vereine in der zweiten und dritten Reihe werden von den Geldern der europäischen Wettbewerbe abgeschnitten. Dadurch fehlt ihnen noch mehr das Geld, um gute Spieler zu holen oder auch nur zu halten. Von intensiver Jugend- und Talentförderung ganz abgesehen. So wächst der Rückstand nach oben immer weiter. Klassischer Teufelskreis.

Wobei das für die gekauften Vereine auch nur so lange gut geht, wie der Mäzen Bock hat. Ansonsten geht es rapide bergab. Das mussten auch die Löwen erleben, als der Schmuck-Däne abgesprungen ist. Der HSV Handball erlebt ähnliches aktuell.

One Response to “Retortenvereine – Prost und Contra”

  1. Nerv sagt:

    Nimm die Vereinsbrille ab und hör auf . echt zum kotzen was die RNL, ein Verein der mir mal sympathisch war, seit dem Lemgo-Spiel abziehen. Was ist denn mit eurer ach so tollen Nummer 24? War es sportlich fair, dass er NICHT zugegeben hat, dass er abgestanden hatte? Oder seine Arroganz auch beim Gummersbachspiel? Warum haben sie die letzten 6 Minuten nur ein Tor gemacht? Haben sie gedacht, die VfLer machen das Tor weit auf? Man hätte sich nicht zu sicher sein sollen, nur weil C. Lichtlein verletzt war. Ihr, die Spieler und Verantwortlichen, allen voran Thorsten Storm machen unseren Sport kaputt und kein anderer

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