Der deutsche Hamster

2020 – kein Klopapier, keine Nudeln, keine Dosentomaten. Weil Corona. Damals war das schon sinnbefreit. Aber einen Hauch Verständnis hatte ich noch. Immerhin stand immer ein klein bisschen die Angst im Raum, dass auch die Supermärkte zumachen könnten. Oder man wegen Quarantäne nicht mehr raus darf und auch niemand mir was bringt. Was aber weltweit nie eingetreten ist.
2022 – kein Sonnenblumenöl, kein Mehl. In der Ukraine herrscht Krieg. Nein, eine militärische Konfrontation mit 200.000+ einmarschierenden Soldaten ist keine “Sonderaktion”. Sonnenblumenöl wird weltweit am meisten in Russland und der Ukraine hergestellt. Und insbesondere aus der Ukraine auch exportiert. Mehl? Nun, die Ukraine war schon immer die Kornkammer Russlands bzw. der UdSSR. Also klar, der Konflikt wird bei diesen Produkten sicherlich den Weltmarkt belasten. Ob allerdings in Deutschland diese Waren knapp werden? Wohl kaum. Teurer vielleicht, aber die Deutschen haben so viel Kaufkraft gegenüber Länder der zweiten und dritten Welt, dass wir denen das Zeug über den Preis wegkaufen könnten.
Also warum hamstern die Leute? Es muss irgendein psychologisches Ding im Stammhirn sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Abgekoppelt von der Vernunft ist es auf jeden Fall. Wieso? Weil überhaupt kein Mangel an Kalorien herrscht im Supermarkt. Literweise Olivenöl gibt es immer noch. Und Mehl benutzt doch die Mehrheit der Deutschen höchstens zum Kuchenbacken. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viele Tonnen weißen Puders seit zwei Jahren in deutschen Vorratsschränken vergammeln. Als ich gestern durch den Discounter ging, gab es Kalorien (Fett + Kohlenhydrate) ohne Ende. Auch im Bereich “Konserven”, ob nun Suppendosen, Dosen mit Kichererbsen, Bohnen oder Mais. Oder ganz banal – Gummibärchen, Schokolade und Bonbons. 100g Gummibärchen haben 343 Kalorien, 100g Storck Schokotoffees sogar 463. 100g Weißmehl dagegen 364 kcal. Dann doch lieber Bonbons horten, die muss man nicht mal backen!

Mein Fazit zu dem Wahnsinn? Vorrat im Haus haben – ja. Solange wir frisches Wasser haben, können wir uns einige Tage über Wasser halten. Schlechter Wortwitz. Brennstoff wäre noch ein Thema, wenn der Strom für den Herd ausbleibt.
Aber panisch jetzt hamstern bis der Einkaufswagen zusammenbricht? Auf keinen Fall.

Covid-19 – ich entspanne mich

Corona. Vor sechs Wochen hätte ich da noch ein Bild von einer durchsichtigen Longneck-Flasche mit gelbem Inhalt vor Augen gehabt. Inzwischen so eine Kugel mit komischen Knubbeln drauf.

Seit gut zwei Wochen ist Deutschland nun im Ausnahmezustand. Als ich nach meinem Zahnarztbesuch vor 14 Tagen (27. Februar 2020) “nur mal schnell” in den Globus bin, stand ich das erste Mal vor leeren Regalen. Toilettenpapier und Nudeln – leer. Dosensuppen – hamma net. Und heute? Am 14. März stürzen sich Hausfrauen auf die letzte Palette Klopapier, die aus dem Lager gekarrt wird. Die Verkäuferin kam nicht mal dazu, die Folie abzumachen. Die Zombieapokalypse ist da. Doch sie wollen keine Gehirne, sondern Zellstoff…

Gestern wurde mein Bildungsurlaub in Berlin abgesagt. Nächste Woche wäre es für eine Woche in die Hauptstadt gegangen. Ein halbes Jahr Planung und Vorfreude fürn Arsch.
Der Kindergarten ist für die nächsten fünf Wochen dicht. Da gleichzeitig auch Sachen wie Zoo, Museum oder “lass mal zum Flughafen fahren” ausfallen, wird das hart für Großeltern – und auch für den Alexander.
Letzte Woche war ich im Homeoffice. Lief soweit ganz gut, aber schon ziemlich öde. Montag muss ich wieder ins Büro. “1/3 der Mitarbeiter muss vor Ort sein”. Im tiefsten Back-Office, wo alles über EDV und Telefon funktioniert. Unverständlich. Aber gut, dafür sind die Kantinenzeiten von drei auf fünf Stunden gestreckt worden. Damit es keine Staus an der Essensausgabe gibt. Wenigstens sollen die Autobahnen frei sein.

Ich bin mir unsicher, was ich von dem ganzen Aufriss halten soll. Vieles davon klingt nach Sachen, die man bisher nur aus Büchern, Filmen oder Games kannte. Die Straßen ausgestorben. Das öffentliche Leben ausgeknipst. Und selbst die Profiligen, ob in Europa oder USA – drei Wochen Pause oder gleich komplett eingestampft. Daran merkt man, dass die Entscheider unter Druck sind. Ich mein, wen juckt schon der Ausfall einer Kleinkunstbühne in Eddersheim? Aber die knipsen die Profifußball aus! Die meinen es ernst.

Jetzt mal stramm stehen für vier bis acht Wochen, im Mai/Juni wird sich das beruhigt haben. (Oder es sind alle tot, bis auf Kakerlaken, Chuck Norris und Modern Talking). Ansonsten bleibt nur, jede Nachricht zu hinterfragen. Gerade in den asozialen Netzwerken geht wieder ein Grütze um, das ist die wahre Pracht. Wobei auch die Aussagen der Politiker nicht wirklich besser sind. Ob nun Trump in den USA (“wir werden den Virus besiegen!” – “ach ne, lieber mal nationalen Notstand ausrufen!”) oder in Deutschland. Binnen weniger Stunden drehen sich da Spiralen nach oben, kein Verlass.
Und dennoch: gegenüber all dem hat meine Oma im Krieg mehr Ärger über eine deutlich längere Zeit mitgemacht. Gut, die hatten auch den Keller voll mit Eingemachtem. Ob sie genug Klopapier hatten? Am Ende war es Oma vermutlich scheißegal…

Kurze Bestandsaufnahme – drei Flaschen Whisky, ebenso viel Fruchtsaft, Dosenwurst und 14 Rollen Klopapier. Damit komme ich über die Runden. Denke ich. Bleibt gesund und schaut nach euren Leuten.

Zu den Wurzeln

“We drove to the small village our family came from in Poland (formerly Deutschland) and saw the homes of my Oma, Opa, and their families.
While I left feeling like I’d finally concluded some sort of important thing, the fact that the current residents said (in Polish) that the new generation has forgotten the old wounds was important.
We need to build a future together. As a new generation, the past should not prevent us from creating a better future.”

So hat es mein kanadischer Cousin bei Facebook geschrieben. Und ich kann es kaum besser beschreiben. Wir hatten uns letzte Woche in Berlin getroffen und sind nach Kolsko (ehemals Kolzig) in Niederschlesien gefahren. Drei Stunden Fahrt, um mal zu schauen, wo man so herkommt. Bei ihm stammen sogar beide Großeltern mütterlicherseits aus dem Dorf, bei mir nur der Opa väterlicherseits.
Was soll man über Kolsko heute sagen? Ein kleines Dorf im Niemandsland, eine Kirche, ein stillgelegter Bahnhof und viel alte Bausubstanz. Hier und da ein bisschen marode, an anderer Stelle hübsch renoviert. Eigentlich wie in Deutschland auf dem Land auch – wo jemand da ist, der sich kümmert (und das Geld hat), ist es schön. Der Rest… nicht so.

Dank Chris´ Handy und der Übersetzung-App (reinsprechen in Englisch, Output in Polnisch nach 5 Sekunden!!!) kamen wir sogar schnell mit den Bewohnern in ein kleines “Gespräch”. Nachdem seine Mutter einfach durch eine offene Tür in Haus stürmte, das gerade renoviert wurde…
Ein älterer Mann brachte uns zwei Straßen weiter zu einer Frau, die in Bremen als Altenpflegerin arbeitet und entsprechend gut Deutsch sprach. Dabei wurde einem klar, wie klein dieses Dorf wirklich war – und ist. Ein Haus, vor dem wir gestanden hatten, war das Elternhaus von Chris´ Großvater. Vor dem Krieg. Und nach dem Krieg war es das Elternhaus unserer Gesprächspartnerin. Klein die Welt, noch kleiner Kolzig.

Der Mangel an Renovierung machte den Ausflug besonders spannend. In der Straße vor Opas Elternhaus (damals ein Bauernhof, heute Autowerkstatt) liegt noch Kopfsteinpflaster. Und so wie das aussieht, könnte vor 80 Jahren mein Opa darauf laufen gelernt haben. Ebenso wie die Treppe in der Schule und andere Sachen. Vieles wurde in Deutschland nach dem Krieg und “vor meiner Zeit” abgerissen, hier in Kolsko nicht.

Letztlich machte der Ausflug zwei Sachen deutlich – den heutigen jungen Bewohnern ist die Geschichte ihres Dorfes nicht egal, sie wissen immer noch, welche deutschen Familien irgendwo gewohnt hatten. Doch gibt es nicht mehr die Angst vor “den Deutschen”, die irgendwas zurück haben wollen.

Zum anderen sind die Unterschiede zwischen dem ländlichen Polen und dem deutschen Hinterland kleiner als gedacht.
Landflucht, Verfall, abgehängt von der Staatsbahn, Schlagworte, die man auch in der Eifel oder in Meck-Pom kennt.

Die Zeit vergeht

Alexander. Drei Jahre, zwei Monate alt. Seit drei Monaten im Kindergarten. Hat sein erstes Freundschaftsbuch zum Ausfüllen bekommen. Mit DREI! Leute Leute, was geht denn heute ab? Der kann noch nicht mal schreiben… Aber gut. Dafür wird er vermutlich Shakespeare in der dritten Klasse im Original lesen und eine fünfzehnminütige Präsentation darüber abfeuern. Oder so.

Flashback. Ich hatte auch ein paar Mal das Vergnügen, in so ein Buch zu schreiben. Ist inzwischen dreißig bis fünfunddreißig Jahre her. Was mag ich damals hinein geschrieben haben? Lieblingsbuch? Film? Musik? Wir reden hier immerhin von den 80ern. Hoffentlich steht da nicht irgendwas komplett Peinliches… Doch wenn ich so an mich damals zurück denke, befürchte ich das Schlimmste. Modern Talking. Bestimmt. Bud Spencer im Film. Bücher irgendwie ???, Fünf Freunde und TKKG.

Ich hatte kein solches Buch, von mir muss niemand etwas befürchten. Doch ob bei irgendeinem meiner Mitschüler/innen noch so was rumliegt? Mit meinem pubertären Gekritzel, alten Träumen von der Raumfahrerkarriere (Perry Rhodan!) oder Kaiser der Welt und wen man damals so scharf fand. Keine Ahnung, manche Dinge bleiben wohl besser in den Tiefen der Zeit vergraben.

Bahnhöfe Deutschlands

Eine kleine Reise ins Rheinland. Paar Leute aus der EVE-Community treffen. Was trinken. Schnell mit dem ICE hin und zurück. Soweit der Plan….

Vor ein paar Monaten erzählte der IFL-Asket von einem EVE-Treffen in Köln. Man könnte doch mal… Wieso eigentlich nicht. Köln ist ja quasi um die Ecke, schnell mal hin und abends mit dem letzten Zug heimwärts. Der Zug mit Supersparpreis war sogar billiger als das Auto vermutlich gewesen wäre – inklusive Versand 45 Euro. Das wäre mit dem Meriva vermutlich allein der Sprit gewesen. Ohne Parkhaus etc.

Also, Hühner satteln, die S-Bahn bringt mich pünktlich nach Frankfurt. Das war dann auch der einzige pünktliche Zug für heute. Wieso? Viele Gründe gab es. Erstmal wurde uns in Frankfurt ein Ersatzzug hin gestellt, den Grund habe ich nicht mehr mitbekommen. War genug damit beschäftigt, fünf Minuten vor der geplanten Abfahrt von Gleis 7 nach Gleis 19 zu hecheln. Ja, die Deutsche Bahn tut was für die Volksgesundheit! Dann wurde noch ein Lokführer gesucht, der einen Führerschein für den nagelneuen ICE-4 hat. Folglich hätte ich gar nicht hetzen brauchen, mit zehn Minuten Verspätung ging es los. Das Kabuff vom Zugchef war nur ein paar Schritte von meinem platz entfernt, so konnte ich ausgiebig mithören. Zunächst einmal ist die Schnellfahrstrecke über Limburg wegen Bauarbeiten gesperrt. Das ganze Wochenende. Unser Zug wird über das Mittelrheintal umgeleitet, Mainz, Koblenz, Bonn. Also quasi Rheinromantik gratis dazu. Ein bisschen romantisch wurde ich schon, als wir durch Rüsselsheim und das Opelwerk rollten…
Über die Gustavsburger Brücke ging es dann nach Rheinland-Pfalz, die Brücke hatte ich bisher nur mit Rad befahren. Immer mal was Neues. Weiter dann über Mainz ins sonnige Rheintal. Binger Loch, Deutsches Eck, Ehrenbreitstein, Schiffe gucken. Der Zugchef müht sich derweil damit ab heraus zu finden, wie seine Fahrgäste ab Köln weiter kommen sollen. Sehr gemischtes Publikum, die Passagieren wollen nach Amsterdam, Brüssel, ins Ruhrgebiet oder nach Düsseldorf. Und durch die geschätzte Verspätung von einer guten halben Stunde sind natürlich alle Anschlüsse weg. Die Zugbegleiter haben sich wirklich Mühe gegeben, neue Verbindungen für alle zu finden. Mir war es wurscht, ich muss vom Hauptbahnhof nur über die Brücke zum Deutzer Bahnhof. Easy. Am Ende hatte der Zug in Köln nach drei Rheinüberquerungen immer noch eine gute halbe Stunde Verspätung, das sah zwischendurch schlimmer aus.

Also, rein in irgendeine Regionalbahn und rüber auf die “Schäl Sick”. Zielgenau auf dem Bahnsteig noch in falsche Richtung gelatscht und am falschen Ende rausgegangen, aber dann – altes Bahnhofsgebäude, Schild “Brauhaus”, Rifter-Modell auf dem Biertisch. Ankunft. Endlich mal total normale Leute. Und der Köbes stellt mir ein richtiges Bier hin. Na gut, es waren einfach zwei Kölschgläser auf meinem Bierdeckel. Aber immerhin. Dazu noch ein bisschen Gequatsche über Gott und die Welt, viel gelacht und bisschen Gemotze. Schön wars. Und Bier gabs auch. Reichlich. Und noch einen Korn. Und ein leckeres Schnitzel mit Pfifferlingen. Nur wieso bei der Küche “Pommes und Kartoffelpüree” ankam statt “Bratkartoffeln statt Pommes” – vermutlich Übersetzungfehler zwischen Hochdeutsch und Kölsche Dialekt. Man muss nur höllisch aufpassen, dass einem der Köbes (nicht Kellner nennen, dann Kölnverbot!!!) nicht noch einen Kühlschrank, zwei Versicherungen und drei Bier mehr aufredet – verkaufen konnte der Bursche.

Nach zwei Stunden zog die Karawane weiter. Irgendwer hatte Durst auf Cocktails bekommen. Ich eigentlich nicht, aber man läuft halt so mit. War auch nicht weit, in einer Seitenstraße war eine kleine kubanische Kneipe. Sieht nett aus, allerdings nehmen unsere elf Leute schon ziemlich viel Platz weg.

Kleiner Einschub – an dem Kubaner waren wir 2010 vorbei gelaufen und sind drei Häuser weiter bei einem schlechten Mexikaner gelandet. Tja. Mist. Damals hat das Kilo Gambas noch 25 Euro gekostet, 2018 sind es 31,50, 26% Inflation in 8 Jahren.

Happy Hour für Cocktails. Erst mal langsam mit einem Eistee anfangen. Lecker. Mit Frank, den ich von Meiks Hochzeit her kannte (die Welt ist klein, jawoll), wurde noch ein White Russian auf Meiks wohl geleert. Jetzt aber auch mal etwas langsamer tun. Ein Wasser. Gute Sache, so ein Gerolsteiner, perlt angenehm im Hals. Mal schauen, ein bisschen Hähnchen mit Tomatenchilisoße geht noch, Grundlage ist wichtig. Ich wusste ja immerhin noch wann mein Zug nach Hause geht. Aber nach dem leckeren Essen gingen noch ein Hurricane und ein Fernet Branca rein.

Nun ist es aber wirklich Zeit. Deckel bezahlt. Gemütlich zum Deutzer Bahnhof gelaufen. Ziemlich gerade, bin ich mir sicher! Was ist denn eigentlich hier los? Lauter Leute in komischen Kostümen. Das war mir vorhin schon aufgefallen. Was hatte Mampfredus gesagt? “Kölner Karneval im Sommer”. Krass, da war wohl um 20 Uhr auch Feierabend, entsprechend voll waren die Bahnsteige.

Noch ein Einschub. Beim Bäcker Ditsch am Kölner Hauptbahnhof kostet die Käse-Schinken-Stange 2,10 EUR. Mittags in Frankfurt hatte die 2,20 gekostet. Und die Nummer mit der vegetarischen Butter-Brezel verstehe ich immer noch nicht. Schreibt halt RAMA-Brezel dran…

Im Hauptbahnhof wurde es schon ruhiger, das meiste Gedränge war noch auf den Bahnsteigen der Regionalbahn. Ich setzte mich auf eine Bank, knusperte meine Brezel und füllte ein bisschen Wasser nach. Ein Blick auf den Zuganzeiger. Intercity nach Frankfurt 20:53 (+10). Na danke, noch mal Verspätung. Und länger auf dem Bahnsteig sitzen. Da hätte ich doch noch ein Kölsch trinken können. Vielleicht auch zwei. Na, besser wohl nur eins. Der Intercity war ziemlich leer, aber mir war nach ein bisschen Ruhe. Nanu, ein leeres Abteil? Ist das auch komplett reserviert? Nein, da steht nur “Kleinkinderabteil” dran. Vier Sitze, dafür Platz an der Tür für Kinderwagen. Ein schneller Blick in die Runde, keine Muttis mit Kinderwagen und Säugling zu sehen. So what. Rein gesetzt, breit gemacht. Und was für eine Ruhe. Entspannt glitt ich durch das dunkle Rheintal, der Intercity fährt da regulär lang, Halt in Bonn, Koblenz, Mainz und Frankfurt-Flughafen.
Ich finde es schön, so im durch die Nacht zu fahren. Draußen die Dunkelheit, ab und zu unterbrochen von einem kleinen Bahnsteig im Nirgendwo. Bevor man erkennen kann, wo man ist, ist es schon wieder schwarz vor dem Fenster. Kennt ihr das Lied “City of New Orleans” von Arlo Guthrie?

Half way home, we’ll be there by morning
Through the Mississippi darkness
Rolling down to the sea
But all the towns and people seem
To fade into a bad dream

So fühlte ich mich. Ein bisschen. Lesen, Wasser trinken und meine Käsestange knuspern. So verging die Zeit, auf dem Rhein beleuchtete ab und zu ein Partydampfer das Wasser mit bunten Farben. Irgendwo hinter Koblenz war ein Volksfest. Kerb, Weinfest, jedenfalls mit Riesenrad und Breakdancer.

Depp. Nimm doch erst Google zur Hand. Das war der Rummelplatz vom Binger Weinfest.

Schott-Ceran steht da an der Fabrik, da sind wir wohl schon gleich bald in Mainz. Das Rechnen geht los. Kriege ich die geplante S-Bahn nach Hofheim noch? Ernüchterung. Nein, dass passt um gute fünf Minuten nicht. Und am Flughafen aussteigen? Nein, nicht um nach Kanada zu fliegen. Obwohl die Idee nicht schlecht ist… aber es gibt noch den X17-Bus rüber nach Hofheim. Ne, auch den kriege ich nicht mehr. Also entspannen und auf zwanzig Minuten weiteren Aufenthalt freuen. Als der Zug dann auf Gleis 1 im Frankfurter Hauptbahnhof hielt, war ich aber trotzdem der Erste auf dem Bahnsteig. Komisch. Naja, langsam Richtung S-Bahn wackeln und feststellen, dass in Frankfurt nachts auch komische gestalten am Bahnhof rumgeistern. Ganz ohne Karneval.

Zu guter Letzt hat die S-Bahn auf dem kurzen Stück nach Hofheim auch noch mal vier Minuten Verspätung produziert. Reicht für dieses Jahr nun aber echt! Fast halb eins, der Schlüssel passt fehlerfrei ins Schloss. Ich bin wohl wirklich wieder nüchtern, vier Stunden nach dem letzten Alkohol. Frau und Kind schlafen schon brav. Da mache ich jetzt mit. Schön war´s in Köln!

Links:
https://www.latinocubana.de/
http://www.deutzerbrauhaus.de/de/
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6bes
https://www.jeckimsunnesching.de/