Eine kleine Reise ins Rheinland. Paar Leute aus der EVE-Community treffen. Was trinken. Schnell mit dem ICE hin und zurück. Soweit der Plan….
Vor ein paar Monaten erzählte der IFL-Asket von einem EVE-Treffen in Köln. Man könnte doch mal… Wieso eigentlich nicht. Köln ist ja quasi um die Ecke, schnell mal hin und abends mit dem letzten Zug heimwärts. Der Zug mit Supersparpreis war sogar billiger als das Auto vermutlich gewesen wäre – inklusive Versand 45 Euro. Das wäre mit dem Meriva vermutlich allein der Sprit gewesen. Ohne Parkhaus etc.
Also, Hühner satteln, die S-Bahn bringt mich pünktlich nach Frankfurt. Das war dann auch der einzige pünktliche Zug für heute. Wieso? Viele Gründe gab es. Erstmal wurde uns in Frankfurt ein Ersatzzug hin gestellt, den Grund habe ich nicht mehr mitbekommen. War genug damit beschäftigt, fünf Minuten vor der geplanten Abfahrt von Gleis 7 nach Gleis 19 zu hecheln. Ja, die Deutsche Bahn tut was für die Volksgesundheit! Dann wurde noch ein Lokführer gesucht, der einen Führerschein für den nagelneuen ICE-4 hat. Folglich hätte ich gar nicht hetzen brauchen, mit zehn Minuten Verspätung ging es los. Das Kabuff vom Zugchef war nur ein paar Schritte von meinem platz entfernt, so konnte ich ausgiebig mithören. Zunächst einmal ist die Schnellfahrstrecke über Limburg wegen Bauarbeiten gesperrt. Das ganze Wochenende. Unser Zug wird über das Mittelrheintal umgeleitet, Mainz, Koblenz, Bonn. Also quasi Rheinromantik gratis dazu. Ein bisschen romantisch wurde ich schon, als wir durch Rüsselsheim und das Opelwerk rollten…
Über die Gustavsburger Brücke ging es dann nach Rheinland-Pfalz, die Brücke hatte ich bisher nur mit Rad befahren. Immer mal was Neues. Weiter dann über Mainz ins sonnige Rheintal. Binger Loch, Deutsches Eck, Ehrenbreitstein, Schiffe gucken. Der Zugchef müht sich derweil damit ab heraus zu finden, wie seine Fahrgäste ab Köln weiter kommen sollen. Sehr gemischtes Publikum, die Passagieren wollen nach Amsterdam, Brüssel, ins Ruhrgebiet oder nach Düsseldorf. Und durch die geschätzte Verspätung von einer guten halben Stunde sind natürlich alle Anschlüsse weg. Die Zugbegleiter haben sich wirklich Mühe gegeben, neue Verbindungen für alle zu finden. Mir war es wurscht, ich muss vom Hauptbahnhof nur über die Brücke zum Deutzer Bahnhof. Easy. Am Ende hatte der Zug in Köln nach drei Rheinüberquerungen immer noch eine gute halbe Stunde Verspätung, das sah zwischendurch schlimmer aus.
Also, rein in irgendeine Regionalbahn und rüber auf die “Schäl Sick”. Zielgenau auf dem Bahnsteig noch in falsche Richtung gelatscht und am falschen Ende rausgegangen, aber dann – altes Bahnhofsgebäude, Schild “Brauhaus”, Rifter-Modell auf dem Biertisch. Ankunft. Endlich mal total normale Leute. Und der Köbes stellt mir ein richtiges Bier hin. Na gut, es waren einfach zwei Kölschgläser auf meinem Bierdeckel. Aber immerhin. Dazu noch ein bisschen Gequatsche über Gott und die Welt, viel gelacht und bisschen Gemotze. Schön wars. Und Bier gabs auch. Reichlich. Und noch einen Korn. Und ein leckeres Schnitzel mit Pfifferlingen. Nur wieso bei der Küche “Pommes und Kartoffelpüree” ankam statt “Bratkartoffeln statt Pommes” – vermutlich Übersetzungfehler zwischen Hochdeutsch und Kölsche Dialekt. Man muss nur höllisch aufpassen, dass einem der Köbes (nicht Kellner nennen, dann Kölnverbot!!!) nicht noch einen Kühlschrank, zwei Versicherungen und drei Bier mehr aufredet – verkaufen konnte der Bursche.
Nach zwei Stunden zog die Karawane weiter. Irgendwer hatte Durst auf Cocktails bekommen. Ich eigentlich nicht, aber man läuft halt so mit. War auch nicht weit, in einer Seitenstraße war eine kleine kubanische Kneipe. Sieht nett aus, allerdings nehmen unsere elf Leute schon ziemlich viel Platz weg.
Kleiner Einschub – an dem Kubaner waren wir 2010 vorbei gelaufen und sind drei Häuser weiter bei einem schlechten Mexikaner gelandet. Tja. Mist. Damals hat das Kilo Gambas noch 25 Euro gekostet, 2018 sind es 31,50, 26% Inflation in 8 Jahren.
Happy Hour für Cocktails. Erst mal langsam mit einem Eistee anfangen. Lecker. Mit Frank, den ich von Meiks Hochzeit her kannte (die Welt ist klein, jawoll), wurde noch ein White Russian auf Meiks wohl geleert. Jetzt aber auch mal etwas langsamer tun. Ein Wasser. Gute Sache, so ein Gerolsteiner, perlt angenehm im Hals. Mal schauen, ein bisschen Hähnchen mit Tomatenchilisoße geht noch, Grundlage ist wichtig. Ich wusste ja immerhin noch wann mein Zug nach Hause geht. Aber nach dem leckeren Essen gingen noch ein Hurricane und ein Fernet Branca rein.
Nun ist es aber wirklich Zeit. Deckel bezahlt. Gemütlich zum Deutzer Bahnhof gelaufen. Ziemlich gerade, bin ich mir sicher! Was ist denn eigentlich hier los? Lauter Leute in komischen Kostümen. Das war mir vorhin schon aufgefallen. Was hatte Mampfredus gesagt? “Kölner Karneval im Sommer”. Krass, da war wohl um 20 Uhr auch Feierabend, entsprechend voll waren die Bahnsteige.
Noch ein Einschub. Beim Bäcker Ditsch am Kölner Hauptbahnhof kostet die Käse-Schinken-Stange 2,10 EUR. Mittags in Frankfurt hatte die 2,20 gekostet. Und die Nummer mit der vegetarischen Butter-Brezel verstehe ich immer noch nicht. Schreibt halt RAMA-Brezel dran…
Im Hauptbahnhof wurde es schon ruhiger, das meiste Gedränge war noch auf den Bahnsteigen der Regionalbahn. Ich setzte mich auf eine Bank, knusperte meine Brezel und füllte ein bisschen Wasser nach. Ein Blick auf den Zuganzeiger. Intercity nach Frankfurt 20:53 (+10). Na danke, noch mal Verspätung. Und länger auf dem Bahnsteig sitzen. Da hätte ich doch noch ein Kölsch trinken können. Vielleicht auch zwei. Na, besser wohl nur eins. Der Intercity war ziemlich leer, aber mir war nach ein bisschen Ruhe. Nanu, ein leeres Abteil? Ist das auch komplett reserviert? Nein, da steht nur “Kleinkinderabteil” dran. Vier Sitze, dafür Platz an der Tür für Kinderwagen. Ein schneller Blick in die Runde, keine Muttis mit Kinderwagen und Säugling zu sehen. So what. Rein gesetzt, breit gemacht. Und was für eine Ruhe. Entspannt glitt ich durch das dunkle Rheintal, der Intercity fährt da regulär lang, Halt in Bonn, Koblenz, Mainz und Frankfurt-Flughafen.
Ich finde es schön, so im durch die Nacht zu fahren. Draußen die Dunkelheit, ab und zu unterbrochen von einem kleinen Bahnsteig im Nirgendwo. Bevor man erkennen kann, wo man ist, ist es schon wieder schwarz vor dem Fenster. Kennt ihr das Lied “City of New Orleans” von Arlo Guthrie?
Half way home, we’ll be there by morning
Through the Mississippi darkness
Rolling down to the sea
But all the towns and people seem
To fade into a bad dream
So fühlte ich mich. Ein bisschen. Lesen, Wasser trinken und meine Käsestange knuspern. So verging die Zeit, auf dem Rhein beleuchtete ab und zu ein Partydampfer das Wasser mit bunten Farben. Irgendwo hinter Koblenz war ein Volksfest. Kerb, Weinfest, jedenfalls mit Riesenrad und Breakdancer.
Depp. Nimm doch erst Google zur Hand. Das war der Rummelplatz vom Binger Weinfest.
Schott-Ceran steht da an der Fabrik, da sind wir wohl schon gleich bald in Mainz. Das Rechnen geht los. Kriege ich die geplante S-Bahn nach Hofheim noch? Ernüchterung. Nein, dass passt um gute fünf Minuten nicht. Und am Flughafen aussteigen? Nein, nicht um nach Kanada zu fliegen. Obwohl die Idee nicht schlecht ist… aber es gibt noch den X17-Bus rüber nach Hofheim. Ne, auch den kriege ich nicht mehr. Also entspannen und auf zwanzig Minuten weiteren Aufenthalt freuen. Als der Zug dann auf Gleis 1 im Frankfurter Hauptbahnhof hielt, war ich aber trotzdem der Erste auf dem Bahnsteig. Komisch. Naja, langsam Richtung S-Bahn wackeln und feststellen, dass in Frankfurt nachts auch komische gestalten am Bahnhof rumgeistern. Ganz ohne Karneval.
Zu guter Letzt hat die S-Bahn auf dem kurzen Stück nach Hofheim auch noch mal vier Minuten Verspätung produziert. Reicht für dieses Jahr nun aber echt! Fast halb eins, der Schlüssel passt fehlerfrei ins Schloss. Ich bin wohl wirklich wieder nüchtern, vier Stunden nach dem letzten Alkohol. Frau und Kind schlafen schon brav. Da mache ich jetzt mit. Schön war´s in Köln!
Links:
https://www.latinocubana.de/
http://www.deutzerbrauhaus.de/de/
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6bes
https://www.jeckimsunnesching.de/
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