Covid-19 – ich entspanne mich

Corona. Vor sechs Wochen hätte ich da noch ein Bild von einer durchsichtigen Longneck-Flasche mit gelbem Inhalt vor Augen gehabt. Inzwischen so eine Kugel mit komischen Knubbeln drauf.

Seit gut zwei Wochen ist Deutschland nun im Ausnahmezustand. Als ich nach meinem Zahnarztbesuch vor 14 Tagen (27. Februar 2020) “nur mal schnell” in den Globus bin, stand ich das erste Mal vor leeren Regalen. Toilettenpapier und Nudeln – leer. Dosensuppen – hamma net. Und heute? Am 14. März stürzen sich Hausfrauen auf die letzte Palette Klopapier, die aus dem Lager gekarrt wird. Die Verkäuferin kam nicht mal dazu, die Folie abzumachen. Die Zombieapokalypse ist da. Doch sie wollen keine Gehirne, sondern Zellstoff…

Gestern wurde mein Bildungsurlaub in Berlin abgesagt. Nächste Woche wäre es für eine Woche in die Hauptstadt gegangen. Ein halbes Jahr Planung und Vorfreude fürn Arsch.
Der Kindergarten ist für die nächsten fünf Wochen dicht. Da gleichzeitig auch Sachen wie Zoo, Museum oder “lass mal zum Flughafen fahren” ausfallen, wird das hart für Großeltern – und auch für den Alexander.
Letzte Woche war ich im Homeoffice. Lief soweit ganz gut, aber schon ziemlich öde. Montag muss ich wieder ins Büro. “1/3 der Mitarbeiter muss vor Ort sein”. Im tiefsten Back-Office, wo alles über EDV und Telefon funktioniert. Unverständlich. Aber gut, dafür sind die Kantinenzeiten von drei auf fünf Stunden gestreckt worden. Damit es keine Staus an der Essensausgabe gibt. Wenigstens sollen die Autobahnen frei sein.

Ich bin mir unsicher, was ich von dem ganzen Aufriss halten soll. Vieles davon klingt nach Sachen, die man bisher nur aus Büchern, Filmen oder Games kannte. Die Straßen ausgestorben. Das öffentliche Leben ausgeknipst. Und selbst die Profiligen, ob in Europa oder USA – drei Wochen Pause oder gleich komplett eingestampft. Daran merkt man, dass die Entscheider unter Druck sind. Ich mein, wen juckt schon der Ausfall einer Kleinkunstbühne in Eddersheim? Aber die knipsen die Profifußball aus! Die meinen es ernst.

Jetzt mal stramm stehen für vier bis acht Wochen, im Mai/Juni wird sich das beruhigt haben. (Oder es sind alle tot, bis auf Kakerlaken, Chuck Norris und Modern Talking). Ansonsten bleibt nur, jede Nachricht zu hinterfragen. Gerade in den asozialen Netzwerken geht wieder ein Grütze um, das ist die wahre Pracht. Wobei auch die Aussagen der Politiker nicht wirklich besser sind. Ob nun Trump in den USA (“wir werden den Virus besiegen!” – “ach ne, lieber mal nationalen Notstand ausrufen!”) oder in Deutschland. Binnen weniger Stunden drehen sich da Spiralen nach oben, kein Verlass.
Und dennoch: gegenüber all dem hat meine Oma im Krieg mehr Ärger über eine deutlich längere Zeit mitgemacht. Gut, die hatten auch den Keller voll mit Eingemachtem. Ob sie genug Klopapier hatten? Am Ende war es Oma vermutlich scheißegal…

Kurze Bestandsaufnahme – drei Flaschen Whisky, ebenso viel Fruchtsaft, Dosenwurst und 14 Rollen Klopapier. Damit komme ich über die Runden. Denke ich. Bleibt gesund und schaut nach euren Leuten.

Leave a Response