My fat Ruhrpott Wedding

Den Betz kenne ich ja nun schon fünfzehn Jahre. Jumpgate, Spacechannel106 (*seufz*), EVE, WoW – zwar wurden die gemeinsamen Spielstunden seltener, aber der Kontakt riss nie ab. Und spätestens seit dem CD-Deal auf dem Parkplatz verbindet uns sowieso ein enges Band…

Wo ist eigentlich meine Maxi-Version von David Hasselhoff´s “Looking for freedom”?

Hach, was waren wir damals alle noch jung. Und schön. Und voller toller Ideen, was man so machen könnte – “irgendwas mit Weltherrschaft” vielleicht! Nun ist der Kerl auch schon Mitte dreißig und will sich binden lassen? Verrückt, wie die Uhr so rennt. Wie sich das so gehört, hat er uns die Braut erst einmal vorgestellt und bei einem ausgiebigen Appraisal mit Spaziergang und Schnitzel hat sich Silke super geschlagen. Wie zu erwarten war, bis auf seine Autos hat Meik ja schon einen guten Geschmack. *grins*

Und nun sollen wir nach Mühlheim… nein, Moers, Moment, Duisburg… ach lass mir die Ruhe – “ab in den Pott”!!! Ok, das Brautpaar kennen wir, sonst aber keinen Menschen auf der Feier. Bei rund 50 Gästen kann das ziemlich in die Hose gehen… Na, schaun mer mal. Die Mama ist auch das erste Mal für mehr als 24 Stunden vom Baby getrennt. So viele Unwägbarkeiten für ein Wochenende.
Erstmal hinkommen. Praktisch die gesamte Strecke führt über die Autobahn, gut ein Drittel ist Baustelle. RESPEKT. Aber dafür ist wenigstens unser Zimmer fertig und wir können uns vor der Kirche noch in Ruhe umziehen und aufhübschen. Soweit das bei mir noch möglich ist. Mit ü40 ist das auch nicht mehr so einfach! Dafür ist die Kirche in Duisburg einfach zu finden, so mit Navi und so, direkt vor der Tür ein Parkplatz ganz ohne Parkscheibe, Parkschein oder sonstige Schilder. Die sind echt so oldschool, die im Pott! Gefällt mir  – und den anderen Hochzeitsgästen auch.

Zeremonie, nun, ich sach mal, Standard? Nicht böse sein, liebes Brautpaar, aber ein wenig fehlt mir der Sinn dafür. Nur die Metallica-Einlage, die war dufte! “Nothing else matters”, die alten Romatikrocker von der Westküste. Ansonsten – Kleid weiß, Anzug mit Einstecker, Gesangseinlage meinerseits (das Brummen auf dem Video ist KEIN Fehler in der Tonspur!), Hochzeitspaar schneidet Herz aus und braust im schwarzen Betz-Oldtimer von dannen. Oh, Moment, das muss BENZ heißen. Freud´scher Versprecher. Altersbedingt.

Kennt ihr das, wenn ihr auf einer Feier seid, ihr kennt keinen. Und das Gehirn tickert dauernd “doch, den kennst du, aber frag nicht MICH, woher”. So ging es mir, vor allem beim Mann mit Hut, aber auch einigen anderen Gästen. Komisch, komisch. Aber das coole daran war, dass man auch nach ein paar Minuten mit jedem ins Gespräch kam. Eben als ob man sich wirklich schon kennt und heute bei der Hochzeit mal wieder trifft.
Mein erstes echtes Highlight – nach dem Autokorso, leider hatte ich meine Eintrachtfahne nicht mit – war allerdings beim Sektempfang. Ein älterer Herr, graue Haare, schick mit Anzug, Weste, Krawatte, der Sekt perlt im Glas vor ihm. Und im breiten Ruhrpottdialekt meint er so in die Runde “isch hab misch mal ne Currywurst bestellt”. Kam aber doch nur Hochzeitstorte. 😉

Und so ging es den ganzen Abend weiter, leicht ins Gespräch gekommen, bei einigen frischen Eltern hat man da auch Vorteile, wenn man nun mitreden kann. Über Gott und Welt konnte man reden, zu späterer Stunde und ein paar Gläsern Wein auch philosophieren. Um Mitternacht wurde mir böswillig mein Käsebrot geklaut. Auf einer Hochzeit. Verrückt. Hab ich mir eben noch nen Schokokuchen genommen. Glaube ich. War schon dunkel draußen.
Von solchen Feiern nimmt man ja meist außer einem Kater und dem Hotel-Bademantel nicht viel mit – aber diesmal? Auf jeden Fall, dass es ein richtig schöner Abend mit netten Leuten war. Und dass man sich richtig wohl gefühlt hat.  Obwohl – oder vielleicht gerade weil – es wildfremde Menschen waren, die einfach komplett “normal” sind. Nicht gekünstelt, nicht hintenrum, einfach geradeaus. Toll. Habe mir schon den Termin für die Silberne Hochzeit in den Kalender gepackt.

Ach – und noch eins: Ruhrgebiet, graue Industriewüste, ja, das scheint wirklich passe. So viel grün und alles flach. Da kann man prima im Urlaub Kinderwägen schieben. Mal schauen für 2017. Stellt schon mal das Bier kalt!

Nürnberger heilen Schnupfen!

Urlaub mit dem elf Monate alten Kleinkind ist schon anstrengend. Und wenn dann noch eine fette Erkältung dazu kommt, herzlichen Glückwunsch. So auch bei uns – ob es am Temperatursturz lag (letzte Woche mittwochs noch 35°C, gestern Morgen noch ganze fünf), einmal zu dünn angezogen, einmal im Zug gesessen, jedenfalls lief mittwochs die Nase und das Köpfchen wurde heiß. Schlechte Laune und nachts einmal nicht geschlafen. Überhaupt nichts anzufangen mit dem Kollegen.

Und dann? Donnerstag Nachmittag drei Stunden gepennt, da wurde es schon etwas besser. Und beim Abendessen gab es dann Nürnberger, die kleinen Bratwürstchen. Elf Monate alte Kinder sollten doch noch nicht… und dann gleich so viel… und mit der Haut!?!?! Junge, Junge, so schnell konnte ich kaum nachschieben, hat der sich die Dinger rein gefahren, was jucken ihn auch Salz, Majoran oder Cholesterin! Drei Stück, abends dann noch ein paar Bäuerchen mit Geschmack und die Nacht ohne größere Probleme durchgeschlafen.

Nasentropfen, ratiopharm, Homöopathie, die können alle einpacken, ab jetzt gibt´s Worscht uff Krankeschoi!

Olympia Handball

Die deutsche Nationalmannschaft steht im Halbfinale gegen Frankreich. Insgesamt ordentlich bis sehr gut gespielt, ein Durchhänger gegen Brasilien, sonst souverän. Gestern Katar mit 12 Toren weg gehauen – wobei die in Halbzeit 2 auch völlig eingebrochen sind…

Und was liest man so in den sozialen Netzwerken? Gemecker. Nicht über die Mannschaft, die ist spätestens seit Januar sowieso über alle Zweifel erhaben. Nein, über das Fernsehen wird geschimpft. Dabei haben ARD und ZDF schon frühzeitig kommuniziert, dass Übertragungen nicht garantiert sind, wenn irgendwo anders Entscheidungen anstehen. Man könne es ja im Livestream verfolgen.
Und recht haben sie! Leute, das ist Olympia, ein Potpourri an Sportarten, keine EM oder WM. Und dass dann im Hauptprogramm eben auch mal anderes als Handball oder Fußball läuft, ist doch eine schöne Sache. Immerhin finden Sportarten wie Ringen oder Tischtennis im Fernsehen sonst praktisch überhaupt nicht mehr statt.

Also – ich find´s gut!

Das zweite große Reizthema ist immer noch die Mannschaft von Katar. “Söldner”, “keine Kataris dabei” blabla. Und dann bejubelt man die deutschen Tischtennisdamen… Nix gegen die Mädels, aber wenn zwei Frauen mit 19 bzw. 22 Jahren zum Tischtennisspielen nach Deutschland kommen und im Alter von 27 bzw. 29 Jahren die Staatsangehörigkeit von “VR China” zu “Deutschland” wechseln, dann ist das doch auch nichts anderes.
Selbst die deutschen Handballer haben sich in der Vergangenheit entsprechend “verstärkt” – Bogdan Wenta und Andrej Klimovets fallen einem da ein. Katar hat es eben auf die Spitze getrieben und hat im Olympiakader sieben eingebürgerte Spieler von insgesamt 14. Das entspricht 50%. Bei den deutschen Tischtennis-Damen sind es 66%…”Wettbewerbsverzerrung”? “Zusammengekaufte Spitzenmannschaft”? Lasst mal die Kirche im Dorf. Mist, fünf Euro ins Phrasenschwein. Um für eine andere Nationalmannschaft spielberechtigt zu sein, muss man drei Jahre international aussetzen. Wer macht das? Nur Leute, die aufgrund des Alters und/oder mangelnder Qualifikation im Heimatland sowieso nicht (mehr) zum Zug kommen. Und die müssen dann praktisch non-stop in Training als Nationalmannschaft. So konnten sie – mit zärtlicher Schiedsrichterunterstützung – bei der Heim-WM punkten. Aber für viel mehr als Mittelmaß kann das auch nicht reichen. Also lassen wir die Araber das Ölgeld ausgeben… die Titel werden immer noch unter den Topspielern verteilt.

Back in Germany

So, das erste deutsche Frühstück habe ich schon hinter mir. Rosinenbrötchen, Zungenblutwurst, Hähnchen in Aspik. Alles Sachen, auf die ich drei Wochen verzichtet habe – und der Verzicht hat sich erneut in einer Gewichtsabnahme ausgezahlt. Immerhin 2200 Gramm fehlten gestern auf der Waage! Liegen vermutlich im Flieger. Oder in der Brauerei, wo ich auch meine Jacke hab liegen lassen… Kleine Erinnerungsfetzen.

Samstag waren wir noch beim Rodeo. Nach dem großen Aufwand mit Planwagenrennen und Show am Vorabend war ich interessiert, wie das nun abläuft. Und wieder muss ich feststellen – die haben es drauf. Am Ende knapp drei Stunden Entertainment, von irgendwelchen Zwölfjährigen, die kleine Pferde und Stiere geritten haben. Dann Kälbchen fangen, mit Stieren ringen und Broncos mit und ohne Sattel reiten. Das meiste, was die Kerle auf den Pferden gemacht haben, sah für die Bandscheibe ziemlich schädlich aus!
Highlights waren für mich aber ganz klar die Königsdisziplin, das Bullenreiten, und das Barrelriding – die einzige Frauendisziplin an diesem testosterongeschwängerten Nachmittag. Die Bullen waren richtige Klötzer und gingen auch mächtig voran. Manch einer war schneller auf dem Boden, als er dachte. Und im Gegensatz zu den Rindern bei den vorigen Disziplinen blieben die Bullen auch weiterhin auf aggro gebürstet. Man sah schon deutlich, wie die Reiter in der Arena nur vorsichtig versuchten, sie zu ihrem vorgesehen Ausgang zu bewegen.

Beim Barrel Riding geht es simpel darum, drei Tonnen in Bestzeit zu umrunden. Man könnte jetzt lang und breit darüber diskutieren, wieso man der zarten Weiblichkeit nicht zutraut, auch andere Rodeodisziplinen zu absolvieren. Vor allem, da auch in Calgary Frauen im Cowgirl-Outfit rumlaufen, die alles sind, nur nicht “zart”… Aber wie dem auch immer. Cool anzuschauen in jedem Fall. Die ersten Zeiten liegen knapp über 18 Sekunden, plötzlich wird die Menge aber wild. Der Stadionsprecher erzählt was von “she´s a mother, she´s a grandmother” und das Porträt auf der Leinwand sieht auch schon ziemlich verlebt aus. Und dann legt die Oma da einen Superritt hin und lässt den Rest der jungen Dinger einfach stehen – 17,72 Sekunden. Die Zweite an diesem Tag liegt 14 Hundertstel dahinter.

Einschub – ich hab nach “Omi” Mary Burger dann natürlich später gegoogelt: Jahrgang 1948, 1974 erstmals Weltmeisterin bei den Amateuren. Und dieses Jahr zumindest mal die ersten VIER Rennen (also Freitag, Samstag, Sonntag und Montag) bei der Stampede gewonnen. Gegen Frauen, die mindestens ihre Töchter, eher sogar die Enkelinnen sein könnten. Wer rastet, der rostet. RESPEKT!

Als Lückenfüller zwischen den einzelnen Disziplinen gab es – natürlich – auch wieder Musik. Erst eine kleine Marching Band mit brennenden Gitarren und Trompeten. Sind doch einfach Pyromanen, die Albertans! Und dann noch die “Calgary Stampede Showband”, mehrfache Weltmeister. Mit Musik und Tanz verkürzten sie die Pausen sehr gekonnt. Also Rauschmeißer nach dem eigentlichen Rodeo gab es noch eine Disziplin: “Ponydressur”. Drei kleine Jungs pro Team sollten ein ziemlich wildes Pony bändigen und darauf reiten. In fünf von sechs Fällen gewann das Pony…

Doch die Stampede ist nichts ohne Futter. Schon auf dem Weg hinein hab es gratis Proben – Gummibärchen(!), Mountain Dew (Kickstart Black Cherry – mit Koffein und verdammt viel Vitamin BASF) und ein kleiner Brownie. Und nach dem Rodeo noch ein Truthahnbein. Wie groß so ein Truthahnbein ist? Ich will es mal so sagen – ich hab in Deutschland schon Schweinehaxe gesehen, die kleiner war…
Leider hat das Wegspachteln ein bisschen zu lange gedauert. Schon gegen Ende des Rodeos kam der erste Schauer, Ponydressur und Siegerehrung fanden schon mit Regencapes statt. Hah, und ich hab die Plätze unterm Dach gebucht! Beim Essen war es dann wieder trocken, so dass wir uns entschieden, auch zum Hotel zurück zu laufen. Der CTrain vom Vorabend war doch zu ätzend und ein bisschen Bewegung vor dem langen Flugtag hat ja auch noch keinem geschadet. Super Idee. Erste Tropfen nahm man noch nicht ernst, doch auf dem zweiten Kilometer wurde daraus ein echter Wolkenbruch mit Starkregen, Blitz und Donner. Und wann hört der auf? Genau, wenn man endlich das Vordach des Hotel erreicht. Immerhin hat mich mein Hut teilweise trocken gehalten, das T-Shirt meines Vaters war an den Schultern komplett durchgeweicht…

Der Rest des Abends war Kofferpacken und noch ein wenig Fotos sortieren. Und dann versuchen zu schlafen… Blieb beim Versuch.

Der Rückflug zog sich. Erst einmal ein harter Flug von Calgary nach Vancouver, da wurde ich ordentlich durchgeschüttelt und war vermutlich schon ziemlich grün, als wir endlich aufsetzten. Fühlte sich zwischendurch mehr wie ein alter Fahrstuhl an als ein Flugzeug. Aber gut, noch zwei Stunden Aufenthalt in Vancouver, von denen wir die ersten 20 Minuten mit einem Spaziergang vom Ankunfts- zum Abfluggate verstreichen ließen, dann geht endlich die Condor nach Hause. Leider diesmal ohne Upgrade, also auch ohne Nickerchen für mich. War hart. Aber immerhin war das Essen absolut ok, wenn auch nicht ganz so exquisit wie ein paar Reihen weiter vorne. Irgendwann mitten im Flug gab es dafür einen tollen Sonnenauf- oder untergang zu sehen, da wir uns im Bereich der Mitternachtssonne bewegten. Und nach der “Nacht” gab es Kaffee und Sonnenschein von draußen, da sah die Welt schon fast wieder gut aus.
Der Rest ist schnell erzählt. Landung mit fünf Minuten Verspätung in Frankfurt auf der Nordbahn, eine letzte Flughafenrundfahrt, und eine Stunde nach dem Aufsetzen saß ich vor dem Terminal im Taxi. Automatische Einreise am Automaten (leider ohne Stempel), Koffer kamen auch sehr schnell, ab durch das grüne Gate am Zoll und fertig. Alles locker gelaufen.

Drei Wochen Kanada – ein schnelles erstes Fazit? Gar nicht so leicht. Ich würde sagen “Zielerreichung 66%”. Zum einen hat uns das Wetter in Vancouver einen Strich durch die Planung gemacht, sodass wir einiges nicht angehen konnten bzw. wollten. Zum anderen waren gerade bei den Museen einige Ausfälle dabei. Highlights waren auf jeden Fall die Stampede, klar, aber auch die beiden “Wanderungen” zum Big Head Mountain und in East Sooke. Und das Frühstück am Okanagan mit Blick über den ganzen See…

Wiederholung? Auf jeden Fall. Nicht nächstes Jahr, und auch nicht übernächstes. Aber irgendwann ganz bestimmt!

Cowboys überall

So. Deutschland hat vorgestern nicht gewonnen. Aber das ist auch das einzige, was ich heute Vormittag Schlechtes über die letzten beiden Tage sagen kann. Der Rest war “AWESOME!”

Nach dem Spiel ging es in Richtung Stampede Park. Mein Groß-Groß-wasweißich-Cousin Chris hatte uns eingeladen, die Generalprobe für die große Abendshow bei einem Dinner anzuschauen. Ok, mal schauen, was das ist. Die Loge vom Rotary Club Calgary. Ach so? Auch wenn ich mit meinen Klamotten nicht direkt aufgefallen bin, irgendwie… doch! Vor allem, da Chris wirklich jeden zu kennen schien, so dürfte sich die Anwesenheit der Gäste aus Übersee schon rum gesprochen haben, bevor wir bei der Begrüßungsrede des Vorsitzenden noch mal extra erwähnt wurden.
Bei der Schlange für das große Buffet wurde mein Vater dann auch gleich ins Gespräch verwickelt, hätte nicht vermutet, dass er sich so entspannt mit Rotariern über Brexit und Merkel unterhalten würde! Das Buffet war schon richtig groß, diverse Fleisch- und Salatsorten, ich bin zwei Mal hingegangen… dazu muss aber gesagt sein, dass ich mir den Teller nicht schon beim ersten Mal voll geschaufelt habe bis zum Anschlag. Woran ich mich noch erinnern kann:

  • Asia-Nudelsalat, griechischer Salat, Nudelsalat mit Oktopus, grüner Salat
  • Grillgemüse und Rosmarinkartoffeln, Rohkost (Staudensellerie – bäääähhh!)
  • frisch aufgeschnittenes Roastbeef, indisches Hühnchen (Masala?), trockene Spareribs (fast ohne Fleisch), Lachs im Blätterteig
  • Schokoladenkuchen, Eis mit Minidonuts, Vanillemousse im Schokoladentopf

Bei dem Vanillemousse wurde ich von meinen Tischnachbarn darauf hingewiesen, dass man die Verpackung auch essen kann. Peinlich, hätte ich beinahe Schokolade übersehen… Zu trinken gab es Dosenbier (kein frisch gezapftes) und standesgemäß eine üppige Weinkarte. Nach einem Blick auf die Preise bin ich dann mal beim Bier geblieben. Zwar hat uns Chris großzügigerweise eingeladen, aber irgendwie hab ich dann doch Hemmungen bei so was. Selbst eine Flasche “Hauswein” (Pinot Noir) stand mit fünfzig Dollar in der Liste…

Nach dem Essen sind wir vom Esstisch in den Bereich der Loge mit Blick auf die Bühne umgezogen. Direkt erste Reihe an der Glasscheibe. Dann begann die Ablaufprobe – erst mal die Nationalhymne, natürlich live gesungen und mit Marching Band. Und die ganze Loge sang inbrünstig mit. Wieder, muss man sagen, denn vor der Eröffnung des Buffets gab´s das schon mal im kleinen Kreis. Nationalhymne und Gebet. Wobei das Mädel auf der Bühne besser gesungen hat als der Rotarier.
Nach einer langatmigen Vorstellung der Honoratioren und wer so alles gespendet hat und und und ging dann die Show los. Eine Mischung aus Revueelementen, die mit Gesang und Tanz die verschiedenen Epochen der Stampede wiederspiegelten (von 20er Jahre Outfits bis “Purple Rain” und irgendwas, das nach Justin Bieber klang), und Akrobatikvorführungen.

  • Die Ukrainerin auf der dünnen Slackline – verdammt beweglich und gut koordiniert
  • eine Akrobatin, die in der Luft über die Bühne flog an Drähten – nicht wirklich neu, aber im Freien und der Höhe hatte ich das noch nicht gesehen
  • sechs Jungs und ein Mädel, zwei Trampoline und dazwischen ein offener Kasten, tolle Show, wirklich beeindruckend, mit welchem Timing die ihre Sprünge da abgezogen haben
  • Wettkampf zweier Ölbohrteams, wer am schnellsten eine 50 Meter lange Leitung verlegen kann – Alberta ist eben Ölbohrland
  • Seiltänzer oberhalb der Bühne, nicht wirklich spektakulär, fünfzig Meter hin – oh, und bei den 50 Metern retour haben sie unter dem Seil gezündelt, da wurde es doch schon heißer
  • Motoradsprungshow – immer wieder geil anzusehen, die älteren Zuschauer in der Loge waren komplett aus dem Häuschen

Am Ende der Show, untermalt mit einer Schlußchoreographie auf der Bühne, startete das Feuerwerk. Über fünf Minuten lang und einfach nur WOW! DANKE CHRIS.
Und das Beste daran – wir konnten die komplette Show am Freitag noch mal sehen, weil ich schon Tickets gekauft hatte…

Freitag morgens noch etwas unmotiviert, die Nacht war doch lang gewesen. Draußen ist die Eröffnungsparade der Stampede, doch wir haben die faul im Hotelzimmer angeschaut… Doch dann noch aufgerafft und zum Heritage Park gefahren. Ein Freilichtmuseum, dass die Entwicklung Calgarys von einem kleinen Fort an einer Flussmündung bis in die 20er Jahre darstellen soll. Mit einem Dampfzug, einem Schaufelraddampfer auf dem “Glenmore Reservoir”, einem kleinen Jahrmarkt für die Kinder, einer kleinen Farm wie bei den Waltons, Fort und Indianerzelte und einer schönen Autoausstellung. Wirklich sehr schön gemacht und dank vieler authentisch gekleideter Angestellter auch lebendig. Der Park steht in jedem Reiseführer als Must-Have und ich denke, zu Recht.

Aber jetzt wieder zur Stampede. Eigentlich dachte ich, das wäre halt eine Show mit Rodeo und Cowboys. Bisschen naiv. Ein wirklich großer Rummelplatz, etwa die Größe vom Hamburger Dom, dazu noch große Ausstellungen aus dem Agrarbereich (Pferde, Schafe, Hühner, Schweine) und Fressstände in allen Größen und Sorten. Fritierte Oreo-Kekse, Footlong Bacon Wraped Pizza Dogs, ein Riesenbarbecue von fünf der besten BBQ-Grills der Stadt. Dazu noch diverse Vorführungen den ganzen Tag über. Dazu abends noch Auftritte namhafter Musik-Acts. Wirklich eine Riesensache. “Wie der Hessentag – aber in 3XL und mit Cowboys”.

19:45 soll die Show schon losgehen, aber die Bühne steht noch rechts, außerhalb der Pferderennbahn. Der alte Mann neben mir hatte es gleich durchschaut – Chuckwaggonrace! Vier vierspännige Planwagen müssen bei Start und Ziel erst einen Achter um zwei Tonnen fahren, dann geht´s einmal die Runde ums Oval und der Schnellste hat nicht immer gewonnen. Es gibt irgendwie Strafsekunden, wenn man eine der Tonnen umfährt, wenn man die Ladung (ein “Stone” aus Plastik, der beim Start hinten in den Wagen geworfen wird) verliert oder wenn die beiden Begleitreiter am Ziel nicht nahe genug hinter dem Wagen sind. Kickifatz! Wenn da vier Wagen losbrettern, die Hufe über den Sand donnern, das ist der Hammer. Und immerhin geht es für die Fahrer auch um echtes Geld. Jeden Abend neun Rennen, insgesamt 36 Gespanne, und am Ende werden 1,1 Millionen Dollar Preisgelder ausgeschüttet. Und beim Versteigern der Werbeplätze auf den Planen der Wagen kamen letztes Jahr wohl auch ein paar Millionen zusammen. Neun Rennen, unterbrochen von kleinen Spielchen auf der Bühne, wenn die Bahn neu präpariert wurde, super Sache. Immerhin kamen die langsamsten Wagen nach 1,18 Minuten durch Start und Ziel.

Nach dem neunten Rennen eine gute halbe Stunde Umbaupause, dann stand auch die Bühne am richtigen Platz und wir konnten noch mal die Show vom Vorabend bewundern. Die Teile mit den “Young Canadians” waren wieder teilweise etwas zu sweet für meinen Geschmack, aber die Trampolinnummer und die Motorradsprüngen waren wieder klasse. Und zum Abschluss noch mal das Feuerwerk. TOLL TOLL TOLL.
Zurück in die Stadt dann per CTrain, wieder mit den ollen Wagen der Siemens-Düwag, mindestens 25 Jahre alt. Der selbe Typ “U2” ist bei der Frankfurter U-Bahn 2016 ausgemustert worden… Und wie man es aus Frankfurt zur Rushhour kennt, voll gestopft bis oben hin. Ein Glück konnten wir nach drei Stationen wieder raus und die letzten Meter zum Hotel laufen.

Am heutigen Samstag geht es noch mal zur Stampede. Tickets für das mittägliche Rodeo, noch eine Runde über das Gelände schlendern, Häppchen essen. Und dann wird es traurig, Koffer packen, morgen Nachmittag geht schon der Flieger nach Hause. Muss das sein???

PS: Und einen Hut hab ich mir gekauft, zwar nur aus Mesh (diesem netzartigen Plastik, wie es auch als Luftgitter in Sportschuhen ist), aber immerhin in schwarz und irre kleidsam 😉