Back in Germany

So, das erste deutsche Frühstück habe ich schon hinter mir. Rosinenbrötchen, Zungenblutwurst, Hähnchen in Aspik. Alles Sachen, auf die ich drei Wochen verzichtet habe – und der Verzicht hat sich erneut in einer Gewichtsabnahme ausgezahlt. Immerhin 2200 Gramm fehlten gestern auf der Waage! Liegen vermutlich im Flieger. Oder in der Brauerei, wo ich auch meine Jacke hab liegen lassen… Kleine Erinnerungsfetzen.

Samstag waren wir noch beim Rodeo. Nach dem großen Aufwand mit Planwagenrennen und Show am Vorabend war ich interessiert, wie das nun abläuft. Und wieder muss ich feststellen – die haben es drauf. Am Ende knapp drei Stunden Entertainment, von irgendwelchen Zwölfjährigen, die kleine Pferde und Stiere geritten haben. Dann Kälbchen fangen, mit Stieren ringen und Broncos mit und ohne Sattel reiten. Das meiste, was die Kerle auf den Pferden gemacht haben, sah für die Bandscheibe ziemlich schädlich aus!
Highlights waren für mich aber ganz klar die Königsdisziplin, das Bullenreiten, und das Barrelriding – die einzige Frauendisziplin an diesem testosterongeschwängerten Nachmittag. Die Bullen waren richtige Klötzer und gingen auch mächtig voran. Manch einer war schneller auf dem Boden, als er dachte. Und im Gegensatz zu den Rindern bei den vorigen Disziplinen blieben die Bullen auch weiterhin auf aggro gebürstet. Man sah schon deutlich, wie die Reiter in der Arena nur vorsichtig versuchten, sie zu ihrem vorgesehen Ausgang zu bewegen.

Beim Barrel Riding geht es simpel darum, drei Tonnen in Bestzeit zu umrunden. Man könnte jetzt lang und breit darüber diskutieren, wieso man der zarten Weiblichkeit nicht zutraut, auch andere Rodeodisziplinen zu absolvieren. Vor allem, da auch in Calgary Frauen im Cowgirl-Outfit rumlaufen, die alles sind, nur nicht “zart”… Aber wie dem auch immer. Cool anzuschauen in jedem Fall. Die ersten Zeiten liegen knapp über 18 Sekunden, plötzlich wird die Menge aber wild. Der Stadionsprecher erzählt was von “she´s a mother, she´s a grandmother” und das Porträt auf der Leinwand sieht auch schon ziemlich verlebt aus. Und dann legt die Oma da einen Superritt hin und lässt den Rest der jungen Dinger einfach stehen – 17,72 Sekunden. Die Zweite an diesem Tag liegt 14 Hundertstel dahinter.

Einschub – ich hab nach “Omi” Mary Burger dann natürlich später gegoogelt: Jahrgang 1948, 1974 erstmals Weltmeisterin bei den Amateuren. Und dieses Jahr zumindest mal die ersten VIER Rennen (also Freitag, Samstag, Sonntag und Montag) bei der Stampede gewonnen. Gegen Frauen, die mindestens ihre Töchter, eher sogar die Enkelinnen sein könnten. Wer rastet, der rostet. RESPEKT!

Als Lückenfüller zwischen den einzelnen Disziplinen gab es – natürlich – auch wieder Musik. Erst eine kleine Marching Band mit brennenden Gitarren und Trompeten. Sind doch einfach Pyromanen, die Albertans! Und dann noch die “Calgary Stampede Showband”, mehrfache Weltmeister. Mit Musik und Tanz verkürzten sie die Pausen sehr gekonnt. Also Rauschmeißer nach dem eigentlichen Rodeo gab es noch eine Disziplin: “Ponydressur”. Drei kleine Jungs pro Team sollten ein ziemlich wildes Pony bändigen und darauf reiten. In fünf von sechs Fällen gewann das Pony…

Doch die Stampede ist nichts ohne Futter. Schon auf dem Weg hinein hab es gratis Proben – Gummibärchen(!), Mountain Dew (Kickstart Black Cherry – mit Koffein und verdammt viel Vitamin BASF) und ein kleiner Brownie. Und nach dem Rodeo noch ein Truthahnbein. Wie groß so ein Truthahnbein ist? Ich will es mal so sagen – ich hab in Deutschland schon Schweinehaxe gesehen, die kleiner war…
Leider hat das Wegspachteln ein bisschen zu lange gedauert. Schon gegen Ende des Rodeos kam der erste Schauer, Ponydressur und Siegerehrung fanden schon mit Regencapes statt. Hah, und ich hab die Plätze unterm Dach gebucht! Beim Essen war es dann wieder trocken, so dass wir uns entschieden, auch zum Hotel zurück zu laufen. Der CTrain vom Vorabend war doch zu ätzend und ein bisschen Bewegung vor dem langen Flugtag hat ja auch noch keinem geschadet. Super Idee. Erste Tropfen nahm man noch nicht ernst, doch auf dem zweiten Kilometer wurde daraus ein echter Wolkenbruch mit Starkregen, Blitz und Donner. Und wann hört der auf? Genau, wenn man endlich das Vordach des Hotel erreicht. Immerhin hat mich mein Hut teilweise trocken gehalten, das T-Shirt meines Vaters war an den Schultern komplett durchgeweicht…

Der Rest des Abends war Kofferpacken und noch ein wenig Fotos sortieren. Und dann versuchen zu schlafen… Blieb beim Versuch.

Der Rückflug zog sich. Erst einmal ein harter Flug von Calgary nach Vancouver, da wurde ich ordentlich durchgeschüttelt und war vermutlich schon ziemlich grün, als wir endlich aufsetzten. Fühlte sich zwischendurch mehr wie ein alter Fahrstuhl an als ein Flugzeug. Aber gut, noch zwei Stunden Aufenthalt in Vancouver, von denen wir die ersten 20 Minuten mit einem Spaziergang vom Ankunfts- zum Abfluggate verstreichen ließen, dann geht endlich die Condor nach Hause. Leider diesmal ohne Upgrade, also auch ohne Nickerchen für mich. War hart. Aber immerhin war das Essen absolut ok, wenn auch nicht ganz so exquisit wie ein paar Reihen weiter vorne. Irgendwann mitten im Flug gab es dafür einen tollen Sonnenauf- oder untergang zu sehen, da wir uns im Bereich der Mitternachtssonne bewegten. Und nach der “Nacht” gab es Kaffee und Sonnenschein von draußen, da sah die Welt schon fast wieder gut aus.
Der Rest ist schnell erzählt. Landung mit fünf Minuten Verspätung in Frankfurt auf der Nordbahn, eine letzte Flughafenrundfahrt, und eine Stunde nach dem Aufsetzen saß ich vor dem Terminal im Taxi. Automatische Einreise am Automaten (leider ohne Stempel), Koffer kamen auch sehr schnell, ab durch das grüne Gate am Zoll und fertig. Alles locker gelaufen.

Drei Wochen Kanada – ein schnelles erstes Fazit? Gar nicht so leicht. Ich würde sagen “Zielerreichung 66%”. Zum einen hat uns das Wetter in Vancouver einen Strich durch die Planung gemacht, sodass wir einiges nicht angehen konnten bzw. wollten. Zum anderen waren gerade bei den Museen einige Ausfälle dabei. Highlights waren auf jeden Fall die Stampede, klar, aber auch die beiden “Wanderungen” zum Big Head Mountain und in East Sooke. Und das Frühstück am Okanagan mit Blick über den ganzen See…

Wiederholung? Auf jeden Fall. Nicht nächstes Jahr, und auch nicht übernächstes. Aber irgendwann ganz bestimmt!

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