Militär und Bier – Supermischung

Nachtrag: Dienstag Abend gab es noch ein kleines Steak. Nein, nicht von Danone, sondern vom Rindviech. Dazu ein Ofenkartoffel und ein paar Pilze. Insgesamt deutlich leckerer als so ein Fruchtzwerg. Dazu mal nur eine Cola. Sehr gemütlich, am Ende kam sogar die Sonne mal raus. Und auf der Stephen Avenue kann man auch wieder prima die Leute beobachten. Touristen, die letzten, die aus dem Büroschlaf erwacht sind, Penner, die dein Kleingeld haben wollen – alles dabei.
Die Cola war übrigens keine gute Idee, bin erst um halb eins eingeschlafen… auf Bier schlaf ich erheblich besser 😉

Die Zeit verrinnt jetzt immer schneller, schon Mittwoch, bis Sonntag sind es nur noch ein paar Stündchen. Gefühlt. Also heute mal Gas geben? Na ja, diese blöde Euro kann es einem schon versauen… Ich gehe nur mal kurz raus vormittags, noch ein paar Andenken kaufen. Hoffentlich passt dass am Sonntag noch alles in den Koffer rein! Immer dieser Kaufrausch. Was man nicht alles einpacken könnte, wenn man nicht an den einen Koffer gebunden wäre… es muss ja nicht gleich ein ganzer Totempfahl mit 2,50 Meter Höhe sein, aber es gibt schon tolle Sachen. Und hier noch eine Jacke, da noch zwei Hemden, und vielleicht was Dekoratives für die Wand im Western- oder First Nations-Stil? Und nach Hause schicken lassen ist auch nicht so einfach, Zoll und gerade aus Kanada enorme Versandkosten…

Ronaldo köpft Portugal ins Finale, na gut. Hätte man sich fast nicht anschauen brauchen, nach dem 2:0 sind wir auch aufgebrochen. Das hiesige Militärmuseum steht auf dem Plan. Und jawohl, für 10 Dollar pro Person kriegt man hier einiges geboten. In zwei Sheltern stehen eine CF-86 Sabre, eine CF-104 Starfighter und eine CF-18 Hornet. Die Ausstellung drum herum dreht sich um den Kalten Krieg, in dem die kanadische Luftwaffe diese drei Typen eingesetzt hat. Den Starfighter sogar als potentiellen Atombomber… Viel drehte sich damals aber um Aufklärung und Patrouillen. Zum Glück!

Im Außengelände sind diverse Panzertypen aufgestellt, die ebenfalls aus kanadischen Armeebeständen stammen. Churchill Mk VIII, Centurion III, Sherman, ein Radpanzer “Cougar” und ein Abrams im gelben Wüstenoutfit. Nur, was der T-34 hier machte, konnte ich nicht nach vollziehen… Aber als Panzerfreund auf jeden Fall mal cool, die Dinger so in echt zu sehen. Auch wenn sie schon etwas rostig da rumstanden.

Im eigentlichen Museum dann zwei Ausstellungen zur Entwicklung der kanadischen Marine und Luftwaffe, etwas kleiner ausgefallen, aber dennoch mit beeindruckenden Originalen – vor allem die KLEINEN Geschütztürme sind schon heftig. Doppelturm 4-Zoll, also auf Schlachtschiffen eher was für die Flugabwehr und gegen kleine Ziele – schon ein echter Koffer… Und mit den Wasserbombenwerfern möchte man auch nicht fangen spielen.
Calgary hatte insgesamt mal vier Regimenter Infanterie und “Cavallery” (inzwischen fahren die Panzer), jedem ist eine eigene Ausstellung gewidmet. Von der jeweiligen Gründung über die Einsätze in WK I und II, Korea, UN-Einsätze. Und am Ende kommen alle Dioramen in Afghanistan an.
Überhaupt stehen die Kanadier scheinbar auf lebensgroße Dioramen, mit viel Liebe zum Detail wird da das Leben zum Beispiel im Unterstand des Grabenkriegs gezeigt, auch mit passender Beleuchtung und Geräuschkulisse. Wenn man durch ein paar Meter Graben geht, da Licht gedimmt und es knallt, zieht man unwillkürlich den Kopf ein.
Gut zwei Stunden im Museum, hätte auch noch länger sein können, aber die Filme auf Englisch zu schauen ist schon anstrengend. Wenn man sich die alle reinzieht, gehen sicher auch 4-5 Stunden. Wer hier mal herkommt und sich für Militär interessiert, sollte sich das Museum auf jeden Fall anschauen.

Abendessen… quasi ums Eck vom Museum ist eine kleine Brauerei. Meint Google Maps. Wobei unser Navi massiv ins Schlingern kommt, weil genau an der Abfahrt mächtig gebaut wird und diverse Straßen gesperrt sind. Ätzend, schon die Fahrt ins Museum war ein Suchspiel, doch die Brauerei war noch schwieriger zu finden. An einem Schild “Privatbesitz” vorbei, über ein Schlaglochpiste und an zahllosen Schulbussen vorbei auf der Rückseite einer Wellblechbaracke. Schon etwas merkwürdig, aber letztlich ist da ein gut gefüllter Parkplatz und ein Leuchtschild “Open”, also sind wir wohl doch richtig.
Durch die Tür gekommen ein tolles Bild, eben eine echte Kneipe. Zwei lange Tischreihen mit Stühlen, ein paar Vierertische und ein paar hohe Bistrotische. Dazu ein langer Tresen mit Barhockern. Hinter dem Tresen beginnt gleich die eigentliche Brauerei. Die Wände mit zahllosen Bierflaschen und Bilder und Blechschildern dekoriert. Einfach urig. Und vom Publikum her hat es wohl auch nicht viele Touristen, die sich hierhin verirren. Ich frag mich auch die ganze Zeit schon, wie ich hierher gefunden habe? Bei Tripadvisor gibt´s da nicht mal einen Eintrag dazu… Egal, das Bier ist gut, das Essen auch und die Stimmung top.

Endlich mal ein Tag, der nach Plan verlief 😉 Jetzt muss morgen nur noch Deutschland gegen Frankreich gewinnen, dann ist alles gut!

Calgary – das Ziel?

So, die Reise durch die Rocky Mountains haben wir auch hinter uns. Unspektakulär, was das Fahren angeht. Allerdings sind die Bilder schon klasse, die man durch alle Fenster sehen kann. Leider hat der Nissan kein Panoramadach wie der Edge letztes Mal. Und leider sind am Transcanada Highway die Parkplätze auch eher rar gesät und wenn, dann genau da, wo kein Ausblick ist. Zumindest zwischen Peachland und Golden ist mir das aufgefallen, auf der Weiterfahrt nach Calgary war es etwas besser. Aber an in vielen tollen Panoramen musste man einfach vorbei fahren. Schade eigentlich. Aber mir war auch nicht an rum suchen, ob irgendwo ein anderer Highway vielleicht besser entlang führt.

Auf dem Weg nach Golden sind wir in Revelstoke kurz raus gefahren, allerdings war der Pub proppe voll, den ich für den Mittagssnack raus gesucht hatte. Also mal schnell die Nachbarschaft durch gucken, kleiner Chinese mit überforderter Bedienung und wenig Gewürzen in der Küche. Das war nichts, das Wetter ist auch wieder durchwachsen, also weiter.
In Golden dann ein reinrassiges Motel – Zimmertür direkt auf den Parkplatz, Wände aus Papier und winziges Badezimmer. Und das WLAN auch wackelig ohne Ende, aber nachts um drei ging´s. Woher ich das weiß? Weil ich nicht viel geschlafen habe, der Highway 1 führte direkt am Zimmer vorbei und wenn die Trucks ihre Jake-Brakes gezündet haben, klang das nach … ok, Apokalyse wäre übertrieben, aber schon ziemlich laut.

Einschub – was ist da draußen eigentlich los? Martinshorn in einem Fort, klingt ja wie CSI Calgary Patrol oder so… verrückt.

Immerhin war das Frühstück ganz ok, Kaffee, Eier, Würstchen und irgendwas Totgebackenes. Zähneputzen, das Sturmgepäck ins Auto und ab dafür. Wie schon erwähnt, konnte ich auf dem weiteren Weg Richtung Banff ein paar Mal halten und Fotos machen. Eigentlich wollte ich in Lake Louise noch einen kleinen Stopp einlegen, aber der Stau zum See ging fast bis zum Örtchen runter. Die Alternative Lake Moraine war nicht viel besser, immerhin konnten wir einen kurzen Blick aufs Wasser werfen, aber der Parkplatz war komplett voll. No way, also noch schnell volltanken und weiter Richtung Calgary.
Irgendwo hinter Canmore öffnet sich die Landschaft. Während zeitweise die Berge links und rechts der Straße hoch aufragten, sind plötzlich nur noch flache Hügel, die sich an einem fernen Horizont verlieren. Und Weiden mit Pferden und Rindern. Farmhäuser wie aus den alten Western, vor allem die Scheunen sind schon typisch Nordamerika. Man kann sogar Kalender kaufen, die 12 Monate nur verschiedene Scheunen zeigen… (Memo an mich selbst – Kalender 2017 bestellen)
Während die Straße so dahin dümpelt, taucht am Horizont eine große schwarze Wolke auf. Eine Wolke? Ja, allerdings gefühlt so groß wie Frankfurt, rabenschwarz und mit großen Blitzen. Und sowohl die Fahrtrichtung als auch die verbleibende Fahrstrecke deutet darauf hin, dass unter der Wolke Calgary liegt. Na herrlich. Am Ortsrand von Calgary hab ich das Radio auf Country 105 umgestellt. Was man zu Hause hören kann, geht hier auch. Die Straßen sind nass, das Navi mal wieder verwirrt, doch am Ende haben wir das Hotel und den hinterlistig auf der Rückseite versteckten Eingang zur Garage gefunden. Das Hotelzimmer ist groß, die beiden Betten mit 1×2 Metern eher übersichtlich. Und das gesamte Ambiente ist schon ziemlich 80er. Irgendwie schon etwas angestaubt, neue Gardinen könnte das Zimmer auch vertragen und wieso wir nur zwei schmale Betten haben und dafür einen großen Tisch mit vier Stühlen UND eine Zweisitzercouch mit zwei Sesseln… no idea.

Noch eine kleine Shoppingtour durch die Stephen Avenue, ernsthaft so ziemlich die erste Fußgängerzone, die mir hier aufgefallen ist! Boutiquen, Souvenirläden und bei Lammler´s gibt´s Cowboyhüte! Schon einiges, was einen zweiten Blick wert wäre, aber dann müsste ich einen zweiten Koffer kaufen und der kostet beim Flieger… Ein bisschen was Kleines findet sich aber noch. Man kann ja auch deutsche Größen in US-Maße umrechnen. Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir über eine “Old Spagetti Factory” gestolpert. Uhrzeit passt auch, also rein, die Karte kennen wir ja schon. Ansichtskarten sortiert, bisschen über dies und das gequatscht, Nudeln und Eis genossen und das reicht eigentlich auch für heute.

Das Frühstück hier im Hotel ist besser als erwartet. Der Kaffee ist heiß, die Eier mit Bacon auch. Kann man so lassen. Noch eine Runde durch eine Shopping Mall und den Treffpunkt mit meinem Cousin abgecheckt. Hier kann man sich ja schon mal verlaufen, wobei das Schachbrettmuster mit jeweils durchnummerierten Straßen in Nord-Süd- und Avenues in Ost-West-Richtung die Orientierung schon vereinfachen. Heute Abend geht´s dann Richtung Fluss und Pub. Ein Bierchen geht immer. Oder zwei, wenn man nicht fahren muss. Fußläufig ist schon praktisch!

Oh Canada

Mittwoch war der Tag zum Ausruhen und Sonnen. Donnerstag der zum Ausruhen und den Sonnenbrand pflegen. Mein Rücken dürfte im Dunkeln leuchten… Also Aloe Vera Gel drauf und entspannen. Morgen ist schon Canada Day, der hiesige Nationalfeiertag, da gilt es doch fit zu sein. Abends, als die Sonne verschwunden war, bin ich aber doch nochmal hinunter an den See gegangen. Und es war toll. Still. Nur das Plätschern der Wellen. Ein bisschen Musik vom Handy, ein bisschen Lesen und zwischen drin aufs Wasser schauen und genießen.

Freitag. Erst ein gutes Frühstück, dann ein mittelprächtiges Fußballspiel, in dem Wales die Belgier am Schluss deutlich abfertigt. Dann ab in die Stadt. Mal schauen, immerhin ist Peachland mit rund 5000 Einwohner ja eher ein kleines Dorf, aber man kündigt eine Parade und ein Feuerwerk an. Mittags ist noch nicht so furchtbar viel los. Ein kleiner Künstlermarkt neben dem Kinderspielplatz, auch die Bühne für das abendliche Konzert ist eher überschaubar. Aber gut, beim Kreisstadtsommer ist auch nicht viel mehr geboten. Bis zur Parade ist noch etwas hin, also kann man noch einen Burger futtern – mit Salat statt der Fritten! – und ein bisschen Leute gucken. Immerhin scheint alles unterwegs zu sein, was Peachland zu bieten hat. Von alt bis jung läuft alles an unserem Tisch vorbei. Und da die Beach Avenue DIE Straße ist, tuckern auch entsprechend alle schicken Motorräder und Oldtimer hier rum. Ein Traum in Sound.

Kurz vor fünf, die Parade startet. Ich bin ehrlich gesagt skeptisch, was da so kommen soll, sicherlich kein Mainzer Rosenmontagszug. Aber hey, die geben sich echt Mühe, wenn auch die Zugnummern für Ausländer teils skurril anmuten – drei verschiedene Bible Camps machen Werbung für ihre Sommercamps für die Kinder, die Schönheitsköniginnen (Highschool?) werden rum gefahren, ein paar lokale Läden machen Werbung in eigener Sache, die Polizei, die Feuerwehr sind auch dabei. Und dass hinter dem “Junior of the Year” gleich der “Senior of the Year” kommt, ist sicherlich auch Ehrensache. Jedenfalls sind im Zug und an den Straßenrändern alle voll dabei. Und auch die Regenwolken, die mittags sogar noch ein paar Tropfen verloren hatten, sind komplett verschwunden. AWESOME. Praktisch auch, dass die Parade direkt am Wasser entlang führt – es sind nämlich auch zahlreiche Besucher mit der Boot da und genießen Parade, Sonne, Wasser und sicher auch das eine oder andere Kaltgetränk direkt 50 Meter vom Strand entfernt.
Wir genießen später das Feuerwerk von unserer Terrasse aus. Aus gut fünf Kilometer Entfernung und knapp 200 Fuß über Seeniveau sieht es putzig aus. Die Raketen scheinen klein und nicht hoch zu fliegen. Und die Sache mit der Schall- und Lichtgeschwindigkeit kann man auf die Entfernung auch gut mitzählen. Es ist einfach schön, im Dunkeln zu sitzen, die Lichter zu beobachten und auf das Geknalle zu warten.

Huch, schon ist Samstag? Letzter Tag hier? OMG, was machen wir denn da? Ok, Frühstück. Kein Stress. Leichter gesagt, als getan, denn das Spiel Deutschland gegen Italien ist nichts für schwache Nerven. Verlängerung, Elfmeterschießen, am Ende das bessere Ende für unser Team. YEAH.
Jetzt aber los. Zumindest den “Giant Head Mountain” wollen wir noch erklimmen, liegt im Nachbardorf und überragt den See deutlich. Zum Glück führt eine Straße bis in die Nähe des Gipfels, denn den kompletten Anstieg hätte ich nie hinbekommen. So sind es noch gut 20 Minuten stramm bergauf mit einer tollen Belohnung – praktisch der gesamte See zwischen Peachland und Penticton, dazu einige Seitentäler, liegen einem zu Füßen. Ein tolles Panorama in praller Sonne. Sonne? Sonnencreme? Ok, wir wollten hier oben auch nicht übernachten…
Der Rückweg bergab zehrt noch mal an der Kondition, aber wenn Neuer 120 Minuten rumstehen kann, kriegen wir das auch noch hin… Blöder Vergleich. Egal. Noch mal nach Peachland, jetzt wollen wir dem “Gasthaus” auf den Zahn fühlen. Deutsche Küche kann ja jeder dran schreiben. Aber sowohl die Gulaschsuppe (“Smoked ball pepper soup with chicken”) als auch der Schweinebraten mit Rotkraut und Klößen war topp. Und an einem deutschen Dunkelbier kann man eh nichts falsch machen – “Warsteiner” und “Hacker-Pschorr” gibt´s hier sogar vom Fass. Zwischendurch kam der Koch raus an die Theke und unterhielt sich mit der Barkeeper – ich bin mir recht sicher, dass ich da einen deutschen Akzent raus gehört habe…

Heute Abend geht´s noch runter ans Wasser, noch ein bisschen den Wellen lauschen. Morgen dann die erste Etappe Richtung Golden, bevor wir übermorgen dann in Calgary landen werden, unserer letzten Station in Kanada. Eigentlich könnte man es auch in einem Rutsch fahren, aber gute 700 Kilometer wären schon eine heftige Tour. Also eher gediegen einmal 400 und einmal 300, dann kann man auf dem Weg auch noch mal halten und Gegend genießen.

Victoria und die Autobahn

Nach dem Gekraxel am Wochenende nun zurück zum Kulturprogramm. Immerhin muss man ja auch was von Stadt sehen, also auf nach Downtown. Praktischerweise ist das nicht weit, sondern gerade mal zwei Blocks entfernt. Zunächst das “Maritime Museum” – ganz nett, aber wieder eins von der Variante “20 Minuten ist man durch”. Texte an großen Schiffsmodellen erzählen die Entwicklung der Schifffahrt zwischen Vancouver, Seattle und Victoria. Dazu ein paar Gemälde eines Künstlers, der Stationen der Fahrt von Captain Vancouver abbildet. Jo, der Kerl hieß wirklich so wie die Stadt, die nach ihm benannt ist.

Ein kurzer Bummel durch “The Bay Centre” zeigt, dass auch die Einkaufszentren in Kanada nur mit Wasser kochen – Sonnenbrillen, Handyladen und Schuhe. Immerhin hängt da ein Flatscreen, auf dem steht “ENG 1 – ISL 2”. Darauf trink ich doch mal aus meiner Wasserflasche!

Als nächstes kommt das “Royal British Columbia Museum” dran, ein riesiger Klotz direkt neben dem Parlament. Nun muss es aber echt mal was taugen! Und wir waren beide überrascht, mit wie viel Aufwand alles in Szene gesetzt war. Zunächst eine Sonderausstellung zum Thema Mammuts, inklusive einer Leihgabe aus Russland – ein mumifiziertes Mammutkalb, knapp einen Monat alt. Dazu zahlreiche Videos, die auch den Kinder erklären sollen, worum es geht.
Im Anschluss daran folgt die Ausstellung über die Natur im allgemeinen und die von British Columbia im Speziellen. Sehr schöne und große Dioramen zeigen die Lebensräume, den Regenwald und die Küstengebiete. Mit passender Geräuschuntermalung und zusammengekniffenen Augen könnte man es sogar für echt halten.

Im dritten Stock sind die beiden Ausstellungen über die First Nations und die Besiedlung British Columbias durch die Weißen. Gerade der große Teil über die Indianer zeigt, dass diese auch heute noch großen Einfluss haben, indem sie bei einem so großen und staatlichen Museum sehr stark in die Gestaltung eingreifen. Es wird klar gezeigt, dass die verschiedenen Stämme an der Küste und auf den Inseln schon eine lange Geschichte hatten, bevor die Engländer hier ankamen. Besonders beeindruckend war eine Halle mit Totempfählen, die im Halbdunkel sehr Ehrfurcht einflößend sind. Und das originale Haus eines Häuptlings, dass im Museum wieder aufgestellt wurde.

Danach kommen so um 1800 die Weißen ins Spiel, erst als schlichte Pelzhändler, dann in Massen zum Goldrausch. Und über den Bergbau entwickeln sich größere Siedlungen und auch Reichtum. Auch hier sehr schön gemachte große Dioramen, sogar eine kleine Goldgräberstadt mit Saloon und Bahnhofshalle ist dabei. Lustig fand ich besonders zwei Schaukästen, die typische Souvenirs aus zwei Epochen zeigten. Zum einen aus den 20er Jahren, als reiche Europäer die Welt als neues Reiseziel entdeckten. Der Westen Kanadas war, von Asien aus kommend, da schon ein beliebtes Ziel – klar, die Natur war damals schon atemberaubend und die Bahnlinie durch die Rocky Mountains zwischen Vancouver und Banff existiert schon seit 1900 oder so. Und die diversen Fairmont Hotels bieten auch heute dem verwöhnten Publikum jeden Luxus, den es von zu Hause kennt. Entsprechend hochwertiger waren damals auch die Souvenirs.
Und dann ist da Epoche von 1950 – 2000, in der gibt es dann alles, was auch heute noch die Läden verstopft und später bei den Reisenden verstaubt – Tassen, Teller, Aufnäher und -kleber, Fahnen, Shirts und Jacken in allen Ausprägungen. Nur Wimpel sind irgendwie aus der Mode gekommen. Und da hing noch eine große Badehose im Design der Fahne von BC – das wäre ein Musthave!!!

Am nächsten Morgen schon wieder Koffer packen. Heute muss es zügig gehen, damit wir nicht allzu spät am Lake Okanagan ankommen. Dachte ich zumindest. Doch erstens kommt es anders… aber der Reihe nach. Zeitig gut weg gekommen am Hotel, war bis zur Fähre kein Verkehr auf der Straße. Und schon konnten wir sogar eine Fähre früher von Vancouver Island weg. Super! Wenn auch der hinterste Platz auf der Fähre inklusive millimeterknappem Einweisen durch das Personal und Bremsklotz am Hinterrad nicht allzu viel Vertrauen erweckt. Na, wird schon klappen. Noch mal eine kleine Kreuzfahrt durch die Inseln unter strahlendem Sonnenschein, frischer Wind bläst heute über das Oberdeck. Und eine Stunde früher als geplant hat das Festland uns wieder. Nun noch rund 400 Kilometer nach Osten und schon sind wir da. Wenn unser Navi einen aktuellen Kartensatz hätte. Scheinbar gibt es inzwischen eine Umgehungsautobahn südlich des Fraser River, die unser Navi nicht kennt. Völlige Verwirrung, aber am Ende sind wir doch noch auf dem Transcanada Highway gelandet. Kopfschüttelnd und mehr auf den Stand der Sonne vertrauend als auf die moderne Technik. Und weiter geht es, in die Berge, da muss der Motor nun schon mehr arbeiten, aber 3,5 Liter Hubraum und runde 260 PS ziehen auch aufwärts noch gut. Dafür geht die Tanknadel langsam nach unten. Ein Rastplatz im Nirgendwo namens “Britton Creek” bietet Zeit zum Verschnaufen in der Natur, doch am Ende geht´s doch weiter. Langsam ändert sich auch wieder die Vegetation, die dichten Nadelwälder machen der trockenen Vegetation hinter der ersten Höhenkette der Rocky Mountains Platz. Dieser Wechsel war mir auch vor vier Jahren aufgefallen, Kamloops liegt auch in einer recht öden Landschaft.

Endlich sind wir am Lake Okanagan. Der Tank bietet noch Sprit für rund 60 Kilometer, als endlich eine Tankstelle auftaucht. Rüssel reingesteckt, gute 60 Liter eingefüllt und nun stehen da wieder 800 Kilometer. Die letzten Kilometer sind immer die schwersten, sagen die Marathonläufer – und für uns trifft das heute auch zu. Unser Navi kennt die Adresse nicht so wirklich, die auf der Hotelwebsite steht. Darum fahren wir zweimal daran vorbei, auch weil das “Pinacre on the Lake” am Highway kein Schild aufgestellt hat, um den Feldweg zu markieren, der von der Straße abgeht.
Doch sowohl das Zimmer als auch die private Terrasse entschädigen dafür am Ende. Ein wunderbares Panorama über den See, Badewanne und ein gemütliches Bett laden zum Verweilen ein. Erst aber noch ein kleines Abendessen im Bootshafen, kleiner Bürger mit Hähnchenbrust und “Orange Pop”. Als ich “Fanta” haben wollte, hat mich die Bedienung angeschaut, als hätte ich einen Blowjob von ihr erwartet. Komisch eigentlich, sie kennt das nicht, dabei standen in Vancouver im Supermarkt noch FANTA-Dosen ganz normal im Regal. Aber im hiesigen Laden war später dann auch nichts davon zu sehen. Dafür stand da wieder das gute Gerolsteiner – “german water quality, you know?” Und ich bin mir immer noch unsicher, ob die Mutti mich an der Kasse anbaggern wollte, als sie wissen wollte, ob “beets” Obst oder Gemüse sind. Erst später ging uns beiden auf, dass sie rote Beete meinte und ihre Tochter ärgern wollte, die an der Kasse stand. Der war es auch sichtlich peinlich… Hat man schon so einen miesen Job und dann verarscht einen die Verwandtschaft abends um halb neun noch.

Der Mittwoch ist der Ausruhtag. So was von. Immerhin wird das Frühstück um halb neun aufs Zimmer gebracht, das kann man dann auf der Terrasse mit Seeblick genießen. Und im Anschluss schaue ich mal, wie man zum Dock runter kommt. Unten an der Steilküste hat das Hotel (drei Zimmer) seinen eigenen Bootssteg mit Kanus, Kajaks und Liegestühlen. Sehr gut, um ganz entspannt in der Sonne zu liegen, zu lesen und ein paar Bilder zu machen. Und sich den Pelz zu verbrutzeln… aber egal! Abends noch ein kleines Abendessen mit Wiener Würstchen, Senf und Kartoffelsalat, german cuisine on the lake shore. Wunderbar. Hier bleib ich.

Ein Wochenende zum Verlieben

So, der Freitag war ein schwacher Einstieg ins Wochenende. Nach dem obligatorischen Morgenkaffee direkt wieder ins kuschelige Hotel, während man draußen nur noch schemenhaft Stanley Park erkennen konnte. Die gegenüberliegende Seite des Hafens war komplett weg. Ätzend. Immerhin klar es zum Nachmittag hin auf und auf einen Tipp aus der Heimat hin machen wir uns auf in Richtung Granville Island. Aufgeschüttet zwischen zwei Sandbänken, früher mal Industriegebiet, dann Industriebrache, dann wiederentdeckt als Künstler- und Nahrungsmittelmarkt. Typische Geschichte eben. Auch der Weg dorthin war eine kleine Zeitreise – von den Glastürmen in Downtown in zwanzig Minuten wieder in ein älteres Calgary, mit alten Holzhäusern, schmutzigen Backsteinfassaden und kleinen Anliegerstraßen ohne Ampeln. Schon krass, wie eng in diesem riesigen Land die Extreme zusammen liegen.

Die Insel erreicht man nur mit kleinen Fährbooten über den False Creek, bisschen wackelig, weil sehr klein. Aber für die paar Meter geht´s, nach Norderney wollte ich mit dem Moped nicht tuckern… Direkt am Anleger ist der “Public Market”, eine Art Kleinmarkthalle für Obst, Gemüse, Käse, Wurst und frischen Fisch. Garniert wird das ganze mit zahlreichen Fressständen. Sehr wuselig, das ganze, hier kaufen ganz offensichtlich die Einheimischen ein, wenn sie keine Lust auf abgepacktes Fabrikessen haben. An einigen Ständen sieht man auch wieder den asiatischen Einfluss, gerade beim Fisch mit ganzem Kopf, oder auch bei manchen Obst- und Gemüsesorten. Gut, an den Gesichtern vor und hinterm Tresen kann man es auch erkennen…
Neben der Kleinmarkthalle hat es noch Kunstgewerbe, für einen Appel und ein Ei kann man da echte Kunst erwerben. Sind aber sehr große Äpfel! Also nicht weiter spannend. Dafür gibt es noch eine “Spicy Bratwurst” im Hotdogbrötchen, mit Sauerkraut und Zwiebeln. Lecker, aber jetzt kein Vergleich zur heimischen Bratwurst. Doch mit Blick über den kleinen Hafen war es erträglich. 😉 Rückwärts über eine andere Fähre, ein recht großer Trimaran namens “Cyquabus” bringt uns wieder auf die richtige Seite des False Creek. Und über den hohen Berg hinüber nach Downtown. Immerhin sind am Ende knapp fünf Kilometer zusammen gekommen.

Der nächste Morgen besteht erst einmal aus Koffer packen, immerhin passt noch alles rein. Noch ein letzter Blick auf den Hafen unter Wolken und dann ab zum Frühstück. Bei Malone´s natürlich. Sandwich und Kaffee, dazu ein wenig Fußball. Zwei Halbzeit Wales gegen Nordirland, wieder zum Abgewöhnen. Also wieder ab zum Hafen, noch ein bisschen Leute gucken. Und die “Nieuw Amsterdam”, die beim Anlegen wirklich jeden Meter im Coal Harbour ausgenutzt hat.
Unglaublich, wie viele Schiffe da auf der Route Alaska – Vancouver pendeln. Allein in dieser Woche sind von Mittwoch bis einschließlich Samstag sechs Kreuzfahrtschiffe in Vancouver abgefertigt worden, vorsichtig geschätzt 9000 Mann runter, 9000 wieder rauf.

Ab ins Auto, Navi an und rein in den Großstadtverkehr. Wo wollen die eigentlich alle hin, und wieso arbeiten die am Samstag auf den Baustellen. Nach einer Ehrenrunde dank Navi geht´s ab nach Süden, der Sonne entgegen. Und wirklich wahr, irgendwo auf der Strecke reißen die Wolken auf und am Fährterminal von Tsawwassen steht unser Nissan unter einem wolkenlosen Himmel. Während weit hinten am Horizont die Innenstadt von Vancouver immer noch unter einer dicken Wolkendecke liegt. So, jetzt kann der Sommerurlaub losgehen! Die “Coastal Celebration” wurde in Flensburg gebaut, also sind wird total sicher, quasi auf Heimatgrund, während wir eine gute Stunde lang eine kleine Kreuzfahrt zwischen Vancouver und Vancouver Island genießen.
Auf der Strecke windet sich das Schiff durch viele kleine Inseln, manche mit sehr schönen Wochenendhäusern drauf, die einen zum Träumen bringen. Und andere scheinbar bis heute unberührt von Menschenhand. So viele Bäume, kleine heimelige Buchten, einfach traumhaft, der Ausblick vom Sonnendeck!

Die Strecke nach Victoria rein ist simpel, die Hotelzufahrt auch schnell gefunden, einchecken und ab auf Zimmer. Moment mal, das hier hab ich doch nicht bestellt? Naja, erst einmal gemütlich machen. Beim zweiten Gang zur Rezeption stelle ich meine Ohren dann auf Empfang und in der Tat – wir wurden vom “Pacific Room” auf die “Pacific Suite” upgegraded… Okay, also nun mit Balkon und separatem Wohnzimmer, zwei Fernseher, zwei Waschbecken. Lasse ich mir gefallen. Die Hauptsache ist jedoch der Blick über den Hafen, im klaren Sonnenschein liegen hier die Jachten in Greifnähe, die Wasserflugzeuge starten wieder quasi durchs Schlafzimmer und die Fähre nach USA legt direkt vor dem Balkon ab. Außerdem tuckern viele Oldtimer mit sattem V8 durch die Straßen, begleitet vom harten V2-Schlag diverser Harleys mit, sagen wir mal, geringer Schalldämpfung…
Viel zu sehen, bis uns der Hunger raus treibt. Samstag Abend, dazu im Hafen noch ein Reggae-Festival, hier ist die Hölle los. Die ersten beiden Empfehlungen sind komplett überlaufen, doch bei “Nautical Nellies” bekommen wir noch einen Tisch. Als Vorspeise Jakobsmuscheln und Prawns, eingewickelt in Schinken und dann ausgebraten, mit einem Honigsößchen dabei. Schon zum Niederknien! Und zum Hauptgang gönne ich mir eine Paella, mit würziger Wurst und allem, was so drei nicht mehr im Meer war. Ordentliche Portion, total lecker und gut gewürzt. Im Abgang noch einen Cocktail und dann bin ich aber platt. Noch ein wenig Lesen auf dem Balkon und dann ab ins Bett.

Sonntag aufwachen und rausschauen. Und ja, die Sonne ist immer noch da, und keine Wolke am Himmel. Doch vor den Ausflug hat die UEFA das Deutschlandspiel gestellt, die Euro2016 läuft noch und die DFB-Elf klatscht die Slowaken 3:0 weg. Schöner Morgen. Ein paar Würstchen und Brötchen für das Picknick geholt und ab Richtung Sooke. Ein kleiner Regionalpark direkt am Pazifik, mit einem Trail oberhalb der Steilküste. Unten könnte man sogar ins Wasser, aber so hart sind wir dann doch nicht. Doch schon der Trail nimmt uns hart ran, über Wurzeln und Steine geht es auf und ab. Man muss schon schauen, wohin man seine Füße setzt, was nicht einfach ist, denn die Aussicht ist wunderbar. Zwischen den Bäumen hindurch der Pazifik und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Festlands. Gut eine halbe Stunde dauert die harte Nummer, dann biegen wir rechts ab in Richtung des Parkplatzes. Noch eine halbe Stunde auf ordentlichen Waldwegen durch den Regenwald, mit Farnen, Flechten und allerhand Bäumen, die Temperatur genau richtig zum Wandern.

Abends noch mal raus? Aber sicher doch. Ein bisschen durch Downtown stromern, selbst Sonntag abends sind noch Souvenirläden offen, ein kurzer Kaufrausch und dann auf die Terrasse vom Nachbarhotel. Kleiner Imbiss geht noch, halber Liter Bier und gutes Sandwich mit Pulled Pork und Sweet Potatoe Fries. Im Schatten wird es nun doch etwas kühl, zum Glück steht direkt hinter mir einer von diesen Gasbrennern. So kann ich in Ruhe das Bier austrinken und das leckere Essen genießen. Und den süßen Kellnerinnen beim Arbeiten zuschauen – wobei da teilweise etwas die Professionalität fehlt. Aber was ist schon ein bisschen verschüttetes Bier bei dem Ausblick?