Den Betz kenne ich ja nun schon fünfzehn Jahre. Jumpgate, Spacechannel106 (*seufz*), EVE, WoW – zwar wurden die gemeinsamen Spielstunden seltener, aber der Kontakt riss nie ab. Und spätestens seit dem CD-Deal auf dem Parkplatz verbindet uns sowieso ein enges Band…
Wo ist eigentlich meine Maxi-Version von David Hasselhoff´s “Looking for freedom”?
Hach, was waren wir damals alle noch jung. Und schön. Und voller toller Ideen, was man so machen könnte – “irgendwas mit Weltherrschaft” vielleicht! Nun ist der Kerl auch schon Mitte dreißig und will sich binden lassen? Verrückt, wie die Uhr so rennt. Wie sich das so gehört, hat er uns die Braut erst einmal vorgestellt und bei einem ausgiebigen Appraisal mit Spaziergang und Schnitzel hat sich Silke super geschlagen. Wie zu erwarten war, bis auf seine Autos hat Meik ja schon einen guten Geschmack. *grins*
Und nun sollen wir nach Mühlheim… nein, Moers, Moment, Duisburg… ach lass mir die Ruhe – “ab in den Pott”!!! Ok, das Brautpaar kennen wir, sonst aber keinen Menschen auf der Feier. Bei rund 50 Gästen kann das ziemlich in die Hose gehen… Na, schaun mer mal. Die Mama ist auch das erste Mal für mehr als 24 Stunden vom Baby getrennt. So viele Unwägbarkeiten für ein Wochenende.
Erstmal hinkommen. Praktisch die gesamte Strecke führt über die Autobahn, gut ein Drittel ist Baustelle. RESPEKT. Aber dafür ist wenigstens unser Zimmer fertig und wir können uns vor der Kirche noch in Ruhe umziehen und aufhübschen. Soweit das bei mir noch möglich ist. Mit ü40 ist das auch nicht mehr so einfach! Dafür ist die Kirche in Duisburg einfach zu finden, so mit Navi und so, direkt vor der Tür ein Parkplatz ganz ohne Parkscheibe, Parkschein oder sonstige Schilder. Die sind echt so oldschool, die im Pott! Gefällt mir – und den anderen Hochzeitsgästen auch.
Zeremonie, nun, ich sach mal, Standard? Nicht böse sein, liebes Brautpaar, aber ein wenig fehlt mir der Sinn dafür. Nur die Metallica-Einlage, die war dufte! “Nothing else matters”, die alten Romatikrocker von der Westküste. Ansonsten – Kleid weiß, Anzug mit Einstecker, Gesangseinlage meinerseits (das Brummen auf dem Video ist KEIN Fehler in der Tonspur!), Hochzeitspaar schneidet Herz aus und braust im schwarzen Betz-Oldtimer von dannen. Oh, Moment, das muss BENZ heißen. Freud´scher Versprecher. Altersbedingt.
Kennt ihr das, wenn ihr auf einer Feier seid, ihr kennt keinen. Und das Gehirn tickert dauernd “doch, den kennst du, aber frag nicht MICH, woher”. So ging es mir, vor allem beim Mann mit Hut, aber auch einigen anderen Gästen. Komisch, komisch. Aber das coole daran war, dass man auch nach ein paar Minuten mit jedem ins Gespräch kam. Eben als ob man sich wirklich schon kennt und heute bei der Hochzeit mal wieder trifft.
Mein erstes echtes Highlight – nach dem Autokorso, leider hatte ich meine Eintrachtfahne nicht mit – war allerdings beim Sektempfang. Ein älterer Herr, graue Haare, schick mit Anzug, Weste, Krawatte, der Sekt perlt im Glas vor ihm. Und im breiten Ruhrpottdialekt meint er so in die Runde “isch hab misch mal ne Currywurst bestellt”. Kam aber doch nur Hochzeitstorte. 😉
Und so ging es den ganzen Abend weiter, leicht ins Gespräch gekommen, bei einigen frischen Eltern hat man da auch Vorteile, wenn man nun mitreden kann. Über Gott und Welt konnte man reden, zu späterer Stunde und ein paar Gläsern Wein auch philosophieren. Um Mitternacht wurde mir böswillig mein Käsebrot geklaut. Auf einer Hochzeit. Verrückt. Hab ich mir eben noch nen Schokokuchen genommen. Glaube ich. War schon dunkel draußen.
Von solchen Feiern nimmt man ja meist außer einem Kater und dem Hotel-Bademantel nicht viel mit – aber diesmal? Auf jeden Fall, dass es ein richtig schöner Abend mit netten Leuten war. Und dass man sich richtig wohl gefühlt hat. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – es wildfremde Menschen waren, die einfach komplett “normal” sind. Nicht gekünstelt, nicht hintenrum, einfach geradeaus. Toll. Habe mir schon den Termin für die Silberne Hochzeit in den Kalender gepackt.
Ach – und noch eins: Ruhrgebiet, graue Industriewüste, ja, das scheint wirklich passe. So viel grün und alles flach. Da kann man prima im Urlaub Kinderwägen schieben. Mal schauen für 2017. Stellt schon mal das Bier kalt!