Endspurt zum Altar

Es geht weiter. Nachdem ich mir meinen Anzug schon vor Wochen abgeholt habe, hat nun auch Dani ihr Kleid. Also… fast! 🙂 Immerhin war die Lieferung schon für Ende Februar angesagt, gestern war sie nun zum Abstecken in Leidersbach. Gründonnerstag soll es dann wirklich fertig sein. Meine Weste, das letzte fehlende Teil zum schicken Anzug, hat sie auch gleich mitgebracht. Wieder ein Haken auf der Liste. Mein Outfit für die Kirche ist damit komplett, fehlen nur noch eine Krawatte für die Kirche und ein Ersatzhemd für den Samstag. Falls ich mich bei Kirche / Fotos / Abendmahl einsaue. Soll ja vorkommen, wenn man etwas dappisch ist…

Und sonst so? Wenig Neues eigentlich. Demnächst geht die Einkauferei für den Polterabend los. Fettfreie Chips, Büchsenbier alkoholfrei und Pennerglück aus dem PET-Beutel. PASST!

Ach, in der Kirche waren wir auch. Beziehungsweise in der Gemeinde in Marxheim bei der Pfarrerin, die Kirche unten in Hofheim kenne ich immer noch nur von aussen. Das wird ne Überraschung, erst die Kirche von innen sehen, dann Dani im Kleid. Double feature sneak preview!
Ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht, wofür diese Fürbitten sind, aber meinen Text hab ich schon drauf. “Ja, ich will.” Gut, gell? Ansonsten muss ich am Altar warten, kriege eine Braut und nach ungefähr vierzig Minuten bin ich getraut. Mal schauen, wer so alles in die Kirche kommt.

Atomkraft

Und nun geht sie wieder los, die Debatte. Was stellen diese Müslinager sich denn so an? Bloß weil in Japan bei sechs Meilern in zwei Kraftwerken Kernschmelzen drohen? Das ist doch soooo weit weg, da müssen wir uns doch keine Sorgen machen…

Wenn es nicht so dramatisch wäre, müsste man drüber lachen. Der Umweltminister sagt klipp und klar, dass man nicht aufgrund der Ereignisse in Japan eine neue Debatte vom Zaun brechen solle. Wenn nicht jetzt, wann dann?!
Da stellt sich eine studierte Physikerin vor die Öffentlichkeit und sagt: “Unsere Kraftwerke sind sicher!” Na, Frau Merkel, wenn die genauso sicher sind wie die Renten laut ihrem Parteikollegen, dann sollten wir direkt mit dem Einbetonieren anfangen…

Kleine Erdbeben im Rheingraben gibt es immer mal wieder – und ich habe noch keinen Geologen am Wochenende gesehen, der ausschließen möchte, dass es da mal heftiger rumst. Heftiger als die Sicherheitsgrenzen von Pannen-Biblis? Und wie sieht es mit der Flutsicherheit in Brunsbüttel und Unterweser aus?
Von den immer bestehenden Fehlbedienungsgefahren mal abgesehen… Tschernobyl wurde damals ja als menschlicher Fehler abgetan – politisch unkorrekt den besoffenen Russen, die einfach zu dämlich sind, ihr Steinzeit-Kraftwerk zu betreiben.

Doch jetzt hat es Japan erwischt – und die sind bekanntlich die Fanatiker, was Regeln und deren Einhaltung angeht. Die Kraftwerke waren bis 8,x auf der Richterskala ausgelegt. Aber man sieht doch wieder, dass die Natur sich von solchen dicken “Sicherheitsanweisungen” und “Risikoabwägungsstudien” nicht wirklich beeindrucken lässt.
Ein Erdbeben während des Frühjahrshochwassers am Rhein – Dammbruch, Flutwelle Richtung beschädigtes Biblis A. Und dann? Wer die Dokumentation “Todeszone” gesehen und hier in der Gegend wohnt, weiß Bescheid. Abhauen – first come, first weg. Wer zu spät kommt, steht erst im Stau und dann in der Wolke…

Also sollten wir es doch mit Peter Lustig halten – ABSCHALTEN!

Review: Tucker & Dale vs. EVIL

Lange war ich nicht mehr im Kino, letzte Woche TRON Legacy (Review folgt) und diese Woche was Spaßiges.

Die Handlung ist simpel – zwei nicht so helle Köpfe (Marke: Hillbillies) fahren in den Wald in ihr Ferienhaus. An der Tanke treffen sie auf eine Packung College-Kids, die übers Wochenende Campen wollen. Klischees sind alle da – und schon kann der Culture-Clash beginnen. Aber während in dem meisten Filmen die Hillbillies (Übersetzung im Film: “Dorftrottel”) einfach zwischen vollkommen bekloppt (Simpsons Kleetus) und psychopathisch böse (Chainsaw Massacre) pendeln, werden sie hier als zwei Kumpels von Nebenan dargestellt. Bierchen trinken, bisschen am Haus arbeiten, bisschen Angeln. Vielleicht im Kopf nicht die schnellsten, aber nette Jungs, hilfsbereit, höflich.

Begünstigt durch zu viel Filmkonsum misstrauen die Collegekids den beiden netten Jungs von Anfang an – ok, immerhin haben die auch Sensen und Motorsägen im Auto. Und von SAW und Co. weiß man ja, wo das hinführt. Noch eine Eishockeymaske auf und los gehts. Zwei, drei Missverständnisse später liegen die ersten Kids tot am Boden. Oder sind auf Ästen aufgespießt. Im Häcksler gelandet. Verbrannt. Und am Ende kriegt das Underdog das schöne blonde Mädchen.

Zwischendurch leistet sich der Film ein paar Längen. Ansonsten durchaus solide Kost für einen lustigen Abend. Und mal ein kleines Nachdenkhäkchen, ob hinter manchen Fassaden und Klischees mehr steckt, als man denkt (und als einem Schwarz-Weiß-Hollywood einem Glauben machen mag).

Fusionsfieber

Nein, es handelt sich nicht um einen Science-Fiction-Thriller über alternative Energiegewinnung. Sondern um den Zusammenschluß zwischen zwei großen Börsen aus New York und Frankfurt. Und ich mittendrin. Hmmm, mal überlegen, man macht sich ja schon so seine Gedanken zwischen Klo und Dusche.

“Deutschland übernimmt in der neuen Company die Führung”. Was ein Blödsinn! Je nach Quellen sind 50-70% der DBAG-Aktien in anglo-amerikanischer Hand. Für die neue Firma heiß das nach Adam Riese (wenn man von 80% anglo-amerikanischen Aktionären bei der NYSE “Euronext” ausgeht):

60% DBAG x 0,6 + 40% NYSE x 0,8 = 68% anglo-amerikanische Aktionäre im neuen Unternehmen

Wo da langfristig die deutsche Führung herkommen soll, weiß ich nicht. Fehlt mir vermutlich der “unternehmerische Blickwinkel”. Aber ich hab halt auch nicht studiert, vermutlich liegt es daran. Wobei, wenn man den Blick nach Paris lenkt, wird einem schon bange. Die Euronext (Zusammenschluß diverser europäischer Börsen unter französischer Führung) wurde im Juni 2006 mit der NYSE fusioniert, um einer Übernahme durch die DBAG zu entgehen. Parallelen zu heute: es sollte eine “Fusion unter Gleichen” sein, der NYSE-Chef wird Chef der neuen Firma, der andere Chef wird Verwaltungsratschef. Und heute? Da steuert New York diese Firma, Paris/Europa sind nur Anhängsel und Befehlsempfänger. Ob die Amis dasselbe Konzept nun mit den Krauts spielen wollen?

Weiter im Text. Wir basteln eine neue Firma mit 6000 Mitarbeitern, Milliardenumsätzen und runden 25 Milliarden Börsenwert. Also, was haben die Vorstände nun für Ideen, was man mit dieser neuen Firma machen kann? Expandieren? Marktanteile ausbauen? Neue Märkte erschließen? Mit der Portokasse könnte man immerhin jährlich 1-2 afrikanische Staaten aufkaufen – bevor es die Chinesen tun. Nein, die einzige Zukunftsperspektive, die den Märkten präsentiert wird, ist: “wir können durch Synergien Kosten sparen, 300 Millionen im Jahr”. Also zumindest auf Frankfurter Seite eine Fortsetzung des bisherigen Kurses.
Dabei ist doch sogar dem Kleinkrämer in der B-Ebene klar, dass man bei den Kosten maximal 100% sparen kann. Während man den Profit auch um 200-300% steigern kann. Leider bieten die Beratungsfirmen nur “Cost saving”-Projekte an, da kann man durch Copy-Paste identische Konzepte auch 10-Mal verkaufen.
Um die Einnahmen- und Gewinnseite zu steigern, müssten sich die Unternehmenlenker schon selbst Gedanken machen. Leider hat man da ausser der ISE-Übernahme in den letzten Jahren nicht viel gesehen (Kaufpreis 2,8 Milliarden USD, Abschreibungen in 2009/2010 insgesamt ca. 870 Millionen Euro). Ob da nun mehr kommt? Eigentlich muss man sich freuen, dass nun ein neuer Lenker kommt – manchmal kehren neue Besen wirklich gut. Nur ob der Standort Frankfurt da wirklich gut wegkommt, ist doch eher fraglich. Gegenüber den üblichen von Beratungsfrimen verkauften Near-Shoring- oder Outsourcing-Lösungen sind wir zu teuer und gegenüber Arbeitsplätzen in New York sind wir einfach nicht genug “USA”. Schwierig, schwierig.

We will see – said the blind.

Der Anzug ist gekauft

So, wieder ein Schritt weiter in Richtung Hochzeit. Heute war ich mit Papa und meinem Kumpel in Leidersbach, dem Mekka für Brautpaare. Die Braut hat da bereits vor Monaten das Kleid bestellt, also kann ich nun auch mal nach einem Anzug schauen. Und das mir. Das letzte Mal mit Sakko war glaub ich Omas Beerdigung, oder so um 2000 im Büro. Aber gut, einmal Pinguin bitte.

Doch vor den Einkauf hat das Navi den Umweg gestellt. Kürzeste Strecke, wie? Ruckzuck waren wir auf vier Meter breiten Nebenstraßen unterwegs und kamen durch Dornau. Trecker im Gegenverkehr, sind wir hier richtig? Am Ende schon, Parkplatz gesucht und rein in den Laden.

4000 qm Brautmoden, ach du Schreck, aber zum Glück auch gutes Verkaufspersonal! Zack, hatte ich einen sehr dunklen braunen Anzug an, dazu eine helle Weste, Einstecktuch, Hemd, Krawatte. Anziehen. Es fühlt sich schon merkwürdig an, ehrlich, aber im Spiegel… ich muss gestehen, der Typ sah schon elegant aus. Nur erkannt hab ich ihn nicht!
Da der Verkäufer ja wusste, wie das Brautkleid aussieht, konnte er auch die passenden Farben aussuchen. Die Weste muss noch einen Ticken heller als die erste. Dazu noch ein passenden Hemd für den dicken Hals, Farbe: champagner. “Sekt” wäre ja auch zu billig. Schuhe? Na ja, wenn man schon mal da ist. Dunkelbraune Halbschuhe, “Lloyd Karel”, Farbe: “cigar”. Zigarren und Schampus, das kann noch was werden.

Aber nun sind wir auch schon fast am Ende. Mit flinker Hand Ärmel und Hosenbeine abgesteckt, dazu noch ein paar silberne Manschettenknöpfe. Mal schauen, wie die überhaupt funktionieren. Und schwups, ist man(n) über 700 Euro los. Schau an, wie schnell das geht. Und doch angenehm.
Für den Vater noch eine dunkelgraue Kombination und ein Hemd eingepackt, sehr schick, wirkt viel besser als Jeans und T-Shirt. Aber an den Bräutigam kommt er trotzdem nicht ran!

Nach nicht mal zwei Stunden waren wir durch. Nun nagt der Hunger im Gebälk. Da vorne war doch was? In der Tat, die “Untermühle” in Leidersbach, liegt am gleichnamigen kleinen Bächlein. Eine kleine Gaststätte, aber mit einer netten Wirtin, kleiner Karte (waren die Kochprofis schon hier?) und Bier. Was soll man sagen – das Essen war wirklich lecker, reichlich und preiswert. Getränke gut, Ambiente gemütlich. Topp – bei der nächsten Anprobe komm ich wieder her.

Auf dem Rückweg zum Auto kamen wir noch einem Schild vorbei. “Obsthof, Brennerei”. Ob die wohl noch auf haben? Ja – nun denn, noch ein paar Flaschen Hochprozentiges, Schlehen, Haselnuss, Kirschsecco. Ein guter Abschluss dieses Shoppingtages.

Fazit: 160 Kilometer Fahrt, 720 Euro Klamotten, 65 Euro Essen, 37 Euro Schnaps, 6 Stunden. Topp!

Danke an:

  • Papa und Pana, die so nett waren, ihre Meinung zu sagen.
  • An den Verkäufer bei Brand-Moden, der auch für meinen Körper problemlos noch was gefunden hat, um ihn zu verschönern
  • An die Wirtin in der Untermühle, für leckeres Essen und Geplauder
  • An die Dame beim Obsthof Wolf, die uns auch eine halbe Stunde nach Feierabend noch bedient hat