Kirche

Endspurt. Polterabend und Standesamt gut überstanden. Nun noch die Kirche und die Feier mit den geladenen Gästen. Dani ist schon um halb elf abgezischt – stundenlang beim Friseur sitzen und dann ins Kleid einpacken, das dauert seine Zeit. Wir Männer haben es da leichter, mein Trauzeuge kam erst um halb zwei vorbei, vorher gab es noch ein Fleischwurstbrötchen. Und dann einen leckeren Baileys Caramel. Bisschen vorglühen muss schon sein.

So – das Outfit besteht aus vielen Teilen, die nach Duschen, Rasieren, Zähneputzen und Eindieseln angelegt werden wollen. Socken, sexy Unterhose und Unterhemd sind ja kein Problem, aber das mit den Manschettenknöpfen hat schon mal nicht so gut hingehauen. Also doch nur nach außen zusammen, so sieht die Manschette eben nicht aus wie bei einem normalen Hemd mit Knopfleiste. So eine fertig gebundene Krawatte ist was Feines, aber das Einstecktuch… zum Glück war Marcs Freundin da, zack, zwei links, einmal knicken. Sieht aus wie eine Serviette, aber besser als alles, was uns Männern eingefallen ist. Die Uhr tickt… ABFAHRT!

An der Kirche angekommen sind schon mal der Ringträger (deutlich größer als Frodo!) und das erste Blumenmädchen da. Also stimmen schon mal der Termin und die Uhrzeit. Die Kirche ist auch angenehm kühl, 28°C und prallen Sonnenschein hatten wir doch eigentlich vermeiden wollen. In einem dunklen Anzug mit vier Schichten am Oberkörper kein Zuckerschlecken – ich hab doch schon mal neidisch zu den weiblichen Gästen geschielt, die nun langsam eintrudelten. Also nicht wegen den Frauen selbst, aber diese luftigen Kleidchen… ach wie schön das nun wäre.

Aber in der Kirche ist es nun kühl, und sie füllt sich auch nun zusehends. Familie und Freunde und ich vorne in Altarnähe. Ganz allein. Puls etwas über normal, “bist du nervös”? Irgendwie konnte der William das letzte Woche besser überspielen, scheint es. Tür auf, Orgelspiel, die Braut. Schick, sag ich mal, ein richtig schönes Kleid. Champagnerfarben, mit Spitzen und Perlen,kurze Schleppe und ein Schleier. “Gefällt mir und ungefähr 60 anderen Personen” in der Kirche. Von der Trauung erinnere ich nur Bruchstücke – irgendwas mit Singen und Beten. Meinen Text habe ich vermutlich richtig aufgesagt und die Ringe nicht fallen lassen. 100% Erfolg.
Vor der Kirche standen dann die Hofheimer Handballer Spalier, endlich eine gewohnte Umgebung. Und viel Händeschütteln und Umarmungen. Und zwischendrin immer wieder Mario, unser Fotograf. “Stellt euch mal da rüber, sonst hab ich die Baustelle im Bild”… aber dafür ist da Schatten! Rote Herzen steigen in den Himmel, zwei Menschen steigen in den Wagen mit den Rosen auf der Motorhaube. Keine Flammen auf der Seite? Na gut – ab zum Fotoshooting in den Weinbergen von Wicker. Flörsheimer Warte – nie von gehört, aber ist wirklich schön da. Dani hat mit ihrem Kleid zwar den halben Feldweg aufgekehrt, aber die Fotos sind sicher klasse geworden. Zu zweit, mit den Trauzeugen, Küssen, Anschauen, Kamera schauen. Die Stunde ging schnell vorbei, die Weinschorle hatten wir uns wirklich verdient!

Im Goldenen Apfel sollte dann das Essen und der Hochzeitsschwof steigen. Da die Gäste nun schon eine Stunde gewartet haben, hat der Brautvater geschwind seine Rede gehalten und ich das Futter eröffnet. Stegreifreden steh ich ja total drauf. Das Essen war aber wirklich lecker, und so ein leckeres Weizenbier hilft beim Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes. Nettes Geplauder hier und da, gerne auch vor der Tür. Denn ohne Sonne war es draußen nun richtig angenehm, dass sahen zwischenzeitlich auch gut die Hälfte der Gäste so. Doch dann der letzte große Nervenkitzel – die Band wollte unbedingt den Tanzreigen eröffnen. Walzer. Und irgendwas war komisch, Dani und ich sind da übers Parkett geschwebt oder so, aber der Takt wollte nicht so passen. Lambi wäre entsetzt gewesen, schätze ich. Aber gut, wenn einem nachher die normalen Tänzer erklären, dass das ein Wiener Walzer war und kein langsamer einer, dann erklärt sich da vieles. Doch es soll gut ausgesehen haben. Dann ist ja gut.

Und nach diesen ganzen Pflichtterminen fiel von uns beiden die Anspannung ab. Gespräche mit den Freunden und Verwandten. Zwischendurch noch eine Runde lustiger Rate- und Bewegungsspiele, um das Geschenk der Handballer zu erlangen. Ich nehme an, unsere Montagsmaler-Performance wird noch in Jahren für Manipulationsgerüchte sorgen. Und der platzende Luftballon zwischen Hafti und mir war das Bild des Abends… ich hoffe, es geht ihm inzwischen wieder besser. Und der Rest war einfach nur Party – lautes, unmusikalisches Mitsingen bei der guten Live-Band, ein bisschen Zappeln auf der Tanzfläche, hier noch ein Radler, da noch ein Schluck Rotwein und immer wieder nettes Geplauder.

So vergeht sehr viel Zeit viel zu schnell und am Ende merkten wir beide die Stunden der Anspannung. Halb drei ist auch wirklich eine gute Uhrzeit, um die Braut auszupacken. Und mich selbst auch. Noch schnell unter die Dusche. Und ab ins Bett. Viertel vor vier. Licht aus.

Dani und ich möchten uns bei allen bedanken, die diesen Tag für uns zu einem einmaligen Erlebnis gemacht haben. Vor und hinter den Kulissen haben unsere Freunde und Verwandten Strippen gezogen und ordentlich was geleistet, um uns viel Stress und Druck abzunehmen. Danke auch an die Band, den Fotografen und das Team vom Goldenen Apfel, die alle einen prima Job abgeliefert haben. Danke.

Gepoltert nach alter Sitte

Vor die Hochzeit hat das Brauchtum bekanntlich den Polterabend gesetzt. Der Termin hat sich aufgrund von Trainingsplan und Kirchenkalender zwanghaft ergeben – Mittwoch abends soll die Sause steigen. “Da trinken die auch nicht so viel, wenn die am nächsten Tag arbeiten müssen. Dann stürzt auch keiner ab…” Teuflischer Plan!

Eingekauft bzw. ausgeliehen wurde reichlich. Sieben Bierzeltgarnituren. Ein Pavillon 5×5 Meter. Diverse Dekosachen. 15 Kilo Hackfleisch, sechs Kilo Gouda, zwei Kilo Pilze, 12 Paprika für den Räuberhackbraten. 20 Kilo Leberkäse, 250 Rindswürstchen, dazu Soßen, Senf, Ketchup. 300 Brötchen und 100 Laugenbrezeln – zum Auftunken von 2,5 Kilo Tsatziki und eben soviel Spundekäs.
Und bis jetzt noch nichts zu trinken: 210 Liter Bier, je 100 Liter Cola und Wasser, dazu 80 Liter Limonade – und sieben Liter Himbeergeist. Das wollte alles verstaut werden, und die 100 Biergläser mussten gespült werden. Jetzt nur noch gutes Wetter – zwei Stunden vor Beginn kam noch einmal ein großer Schutt runter. Hoffentlich bleibt es den restlichen Abend trocken. Noch mal die Zeltplanen trocken legen… Irgendwann war alles fertig und die Gäste konnten kommen.

Und sie kamen wirklich! Gezählt hat keiner, aber ich schätze mal, so um 100 Leute gleichzeitig waren da und etwas über 150 insgesamt. Im Alter von vier Monaten bis über 70 war alles da. Nachbarn, Verwandte, Kollegen, Bekannte, Freunde und eine Unmenge trinkfester Handballer! Um 18:15 waren es noch eine Handvoll Gäste, eine halbe Stunde später war der Hof voll.

Und mit den Gästen kamen die Scherben. Zum Glück blieben die Kloschüsseln, Waschbecken und Gussöfen zu Hause, so waren zwei Spannungsisolatoren die größten Klötze im Raabenhof. Dazu zahllose Teller, Blumentöpfe, Tassen – und immer wieder Kaffeebecher. Diese haben sich als sehr hartnäckig erwiesen. Doch die Kinder hatten viel Spaß, die Scherben zu Staub zu zermahlen. Das hat es dem Brautpaar leicht gemacht, alles zusammen zu kehren – mit den zu Ostern geschenkten Besen im Partnerlook.

Zum Glück blieb es nun bis auf ein paar kleinere Tropfen für den Rest es Abends trocken, denn es kamen immer mehr Gäste. Aber so konnten auch auf dem abgesperrten Bürgersteig vorm Haus die Stehtische belagert werden. Die Hopfenkaltschalen und Sektkelche leerten sich ein ums andere Mal, und die letzten Sonnenstrahlen wichen dem gelben Licht der Straßenlaternen. Doch die Ausdauer der Gäste war sensationell – vor allem die alten Hofheimer und die Handballer zeichneten sich durch überragende Standfestigkeit aus.

In der Stunde nach Mitternacht lehrte sich die Party aber zusehends – der Gedanke an den Wecker ließ doch die meisten den Weg ins Bett suchen. Für manchen war diese Suche schon etwas schwieriger… Und so blieb nur ein kleiner Kern zurück, glückliche Menschen mit Urlaub am Donnerstag. Die beiden letzten wurden um halb vier “sanft gegangen”.

Dani und ich sagen vielen Dank! An alle Gäste, die mit uns gepoltert haben. Für all die lieben Geschenke, für die Gedanken, die ihr euch gemacht habt, was wir brauchen können. Aber am allermeisten danken wir den alten Raaben, die so viel getan haben. Den Hof geschmückt, zahllose Gläser gespült, gekocht, gebacken, Bier gezapft, Kästen getragen, Gäste begrüßt und und und…
Und am nächsten Morgen waren sie um 7 schon wieder am Aufräumen, als wir noch geschlafen haben… DANKE DANKE DANKE

So ist Ostern!!!

Auch wenn heute schon fast alles vorbei ist, wünsche ich euch noch einen sonnigen Ostermontag! Und wenn man als Ostergeschenk zwei Reisigbesen geschenkt bekommt, ist der Polterabend nicht mehr weit…

Dazu spielt HR3 seit gestern schon “Durchgeknallt” – ALLE Wunschhits, die den Hörern einfallen. Heute gab es schon Ravel, das Kufsteinlied und jetzt läuft die “Rungelroiberobbmaschin”… Heintje und hinterher Metallica, das ROCKT!

Trainerschein bekommen

So, nun bin ich aus Amsterdam zurück gekommen – und da wartet auch schon mein Trainerzertifikat vom HHV auf mich. “Schein” ist übertrieben, aber zwei lange Wochenenden waren das nun auch schon. Nun darf ich mich also “Kinderhandballtrainer” nennen.

Von den staubigen Theorieeinheiten (Kinder stark machen, Vereinsstruktur, Aufsichtspflicht) am Freitag Abend abgesehen, eine einzige Lauferei. Nichts für mich und meine Knöchel.
Aber die Referenten legten viel Wert auf die Praxis – Übungen, die man selbst mal gemacht hat, kann man sich vermutlich besser merken. Und da gibt es auch einiges, was gestandene Zweitligaspieler an die Grenzen bringt. Gerade im Bereich Koordination und Beweglichkeit! Und wenn man dann hört, dass die Kinder in der F-Jugend das auf die Reihe kriegen…

Ich glaub, alle haben einiges mitgenommen für zu Hause. Nun muss ich nur noch jemanden finden, der mich als Co-Trainer brauchen kann. Aber ich freu mich auch drauf. Allemal besser, als daheim rumzuhocken! Lieber den Kindern Handball beibringen, Spaß am Sport und dem Teamplay.

PS: Und wenn alles gut läuft, gibt es 2012/13 den C-Schein 😉

“Traum von Amsterdam” – Abschlussfahrt 2011

Einleitung: Namen werden hier nicht genannt, bis auf das eine oder andere Zitat. Die Teilnehmer der Reise wissen schon, wer da gemeint ist. Und die unbeteiligten Leser können ihren Spaß beim Raten haben… Dazu werde ich als Auto ab und noch einige persönliche Kommentare einflechten.

Die 2011er Ausgabe der Abschlussfahrt hatte nicht nur den Zweck der Teambildung, sondern auch eines Junggesellenabschieds. Wie schon vor einigen Jahren beim Petzi war dieses Jahr ein Spieler dran, der den Fehler gemacht hat, kurz nach Saisonende zu heiraten. Entsprechend hatte Torsten auch seinen Trauzeugen auf die Mitfahrerliste gepackt. Wohl schon ahnend, auf diese Weise zwei Termine zu verbinden.

Sportkamerad Huschel präsentierte die verschiedenen Spiele, die Sportkamerad “Noch-Schmeissi” während der Busfahrt zu absolvieren hatte. Die Spiele sollten sich an den Hobbies des Junggesellen orientieren. Während der Spiele trug Torsten ein schickes Ensemble aus dem Hause “Assmann Styling und Fashion”: ein Hut, mit dem die Queen in Ascot auftreten kann. Dazu eine Lederhose aus modernstem Nanotech-Material und Kriegsbemalung in den Farben des Gastlandes. Sicherlich hat Kameramann Schwöbel einige gute Bilder für sein nächstes Filmprojekt eingefangen.

Spiel 1 – Kreatives Schreiben: Amsterdam, Milch, Olaf, Titten, Ficken, Rentenversicherungsträger, Fußball, Zicken, Kreidetafel, Nutten. Alle zehn Begriffe in maximal fünf Sätzen einbauen.
Lösung: Der Olaf fuhr mit 18 Männern und drei Zicken nach Amsterdam, um Nutten mit fußballgroßen Titten beim Ficken auf Kreidetafeln zu betrachten, die mit Namen von Rentenversicherungsträgern und Milchfabrikanten beschrieben sind. (Rekonstruktion aus dem Gedächtnis)

Spiel 2 – Kino: Anhand von Zitaten mussten Filmtitel geraten werden. Bis auf einige Schwächen im aktuellen zeitgenössischen Film auch eine gut gemeisterte Aufgabe.

Spiel 3 – geschmackvolles Essen: Augen verbinden und diverse Löffel vom Trauzeugen in den Mund… Bis auf eine Niete (flüssig, süß, Alkohol = Feigling) alles erkannt.

(Anmerkung des Autors – vom Sambal Oelek am Ende hätte es durchaus weniger sein können… IHR SÄCKE)

Spiel 4 – Gewicht: an der Raststätte sollten die Teilnehmer der Reise nach Gewicht sortiert werden. Lasst uns den Mantel des Schweigens über dieses Desaster legen. Von 22 Mitreisenden ca. eine Quote von 20%. Damit ging auch die Erfolgsprämie (“zwei brasilianische Schönheiten auf deinem Schoß in Amsterdam”) flöten und der Junggeselle muss zwei Runden an die Reisegruppe ausgeben. (Die kommen nach, gerne in der Rappel oder so… aber in Amsterdam ist mir das zu einfach zu teuer!!!)

Während der Fahrt konnte der Oldie gegenüber dem gesamten Team als Cocktailsmixer bestehen. Seine Jacky Cola-Mischung wurde von den Mitreisenden als “sehr süffig” gelobt. Ansonsten stellten gefühlte sechs Kisten Bier die Flüssigkeitsversorgung sicher. Denn nichts ist auf Reisen so gefährlich wie eine Dehydrierung! Einige Junghandballer tasteten sich sehr langsam an ihre Grenzen heran. “Und, merkst du schon was?” – “Ne, du?” Da fehlt noch ein wenig die Erfahrung. Üblich ist eigentlich die Frage: “Merkst du überhaupt noch was?!” Aber so konnten die “Alten” dem Ausflug sogar noch einen pädagogischen anspruch abgewinnen.
Die mehrfache Aufforderung nach einem Burger-Tankstopp konnte der Busfahrer leider nicht umsetzen, die Alternative in einem holländischen Rasthaus konnte nicht überzeugen. Billiges TK-Futter für teuer Geld. 17 Euro als Sparpreis für eine Schnitzel mit Pommes, Plastikwasser und Obstsalat aus Orangen, Äpfeln und Trauben. Weiter, Abfahrt bitte!

Vor Ankunft wurden vom TÜV Liederbach geprüfte Überlebensanzüge ausgegeben. Unser Fußmarsch zum berüchtigten Hans Brinker-Hotel erregte zumindest Aufsehen. Ob wir direkt nach CNN gekommen sind, konnte nicht verifiziert werden. “Fukushima ist doch überall”, nun, so kann man das auch sehen…
Das Hostel – eine Mischung aus Drecksladen und spartanischen, engen, aber doch sauberen Zimmern. Vor allem der Gastraum konnte überzeugen, lecker Bier und viele Mädels in verdammt kurzen Hotpants. ALTER! Sonst sehr junges Publikum, Studenten, Schüler, Backpacker. Da stachen die Hofheimer Männer stark nach oben heraus.
Nach dem “Einrichten” auf den gefühlten vier Quaadratmetern im Doppelzimmer (Junggeselle + Trauzeuge) Treffpunkt vor der Türe. Irgendwelche Oberassis warfen aus einem Zimmer im ersten Stock mit Obst und Brot auf den Bordstein. Knapp daneben ist auch vorbei, ihr Lu…er!

Nach einer Viertelstunde strammen Fußmarsches kamen wir in der Pancake Bakery an. Sehr gemütlich, sehr lecker, aber auch richtig teuer. So ein Pfannkuchen für 14 Euro ist schon eine Hausnummer. Nun begannen auch einige Mitreisende mit dem Konsum anderer regionaler Spezialitäten. Nach der Rechnung über gute fünfhundert Euro ging es dermaßen entspannt ins Nachtleben der niederländischen Großstadt.

An dieser Stelle habe ich mich mit Marc ausgeklinkt, das Bett rief doch mehr als laute Nachtclubs. Zum Glück kam ein Taxi, dass uns in die entgegensetzte Richtung fuhr, die wir zwei fußläufig eingeschlagen hatten… Meine Nacht war ein paar Mal von zurückkehrende Gästegruppen gestört, die vor dem Zimmer noch dringend was besprechen mussten, zuletzt um 3 Uhr. Aber insgesamt ausreichend, der Schlaf. Morgens dann noch duschen, Badeschlappen sei Dank. Um 8 Uhr übrigens völlige Totenstille auf den Gängen. Muss eine lokale Zeitverschiebung sein. Und ab zum Frühstück.

Das Frühstück. Nun sagt man ihm nach, dass es die wichtigste Mahlzeit des Tages darstellt. Somit konnte der Tag nichts werden. Das laberige Brot mit Wurst, Käse und Erdnussbutter – ok, geschenkt, kann man lassen. Aber was da aus dem Kaffeeautomaten kam, war ein Schlag ins Gesicht für die alte Kaffee-Kolonialmacht Niederlande (Indonesien). Braunes warmes Wasser mit komischem Geschmack war das, aber dazu “Kaffee” zu sagen, beleidigt jede 15-Euro-Filtermaschine. Vermutlich auch daher kam es zum 10:04 Uhr zu folgendem Zitat: “Wir müssen Bier suchen”.

Doch vor die Hopfenkaltschale hatte Olaf den Fußmarsch gesetzt. Der Kapitano nahm den Auftrag “Training Kondition – Ausdauer” offensichtlich sehr ernst, 45 Minuten ging es stramm voran bis zum Hauptbahnhof. Auch auf diesem Weg fielen wieder die Radfahrer auf. Wie die Henker unterwegs, Laster von links, Trambahn von rechts – egal, laut klingeln und gerade aus über die rote Ampel. Ein wenig wurde der Tourist an Rom oder Paris erinnert. Nur sind es da rostige Renaults oder Fiats statt des Hollandrades. Rosten tun sie alle.

Grachtenfahrt Amsterdam. Das erste Bier des Tages. Nicht viel Neues, es gibt in Amsterdam viel Wasser und Brücken und Backsteinhäuser. Und es gibt viele Volvos, in allen Alters- und Verfallsgrade. Lustig nur manchmal die Übersetzungen aus dem Niederländischen nach Deutsch – da fehlten ganze Nebensätze. Und die Aussage “nur legale Hausboote haben Wasserzugang” ließ uns die Stirn runzeln. Liegen die illegalen Boote auf dem Trockenen? Atze wiederum denkt praktisch: “So n Hausboot wäre klasse aufm Schwarzbach, da hätte ich es schön nah zur Halle”. Lieber Genosse Vorsitzender – da denkt einer mit, das wäre doch mal ein Riesenprojekt für den sozialen Wohnungsbau im zweiten Jahrzehnt des dieses Jahrtausends.

Nun wird es Zeit für eine gemütliche Pause, um die verschiedenen kulturellen Eindrücke sacken zu lassen. Wo könnte man das besser tun als in einem Irish Pub mit niederländischen Bier und schottischem Fußball? Die Bedienung sorgte für massive Hormonschübe einiger Männer – schwarze Frau, schwarzes T-Shirt und der Aufdruck “Lick, shoot, bite”. Also, der Aufdruck auf dem Shirt, nicht auf der… aber das habt ihr euch sicher gleich gedacht.

Zitate:
1. R.A. : “Hol mal den Rest rein, Hafti.” – “Häääh, was fürn Messwein???”
2. R.A.: “Schmeiß, da hinten gibt es sogar nen Pringlesautomaten!” – S.H.: “Was ein Pringlesautomat für Pringles?”
3. “HOO HOO” – nein, da kam nicht der Weihnachtsmann im April um die Ecke. Nur der Mario mit ein paar Bier in der Hand…

Vom Pub geht es in die Kneipe, Taxipreise zwischen acht und fünfzehn Euro für die gleiche Strecke. Interessant. Aber das Bier schmeckt eh merkwürdig (“eine Mischung zwischen Weihnachtskräuter und was weiß ich noch”). Und die zweite Biersorte noch mieser. Nein, das ist nix, hier bleiben wir nicht, also wieder ab in die Mietdroschke. Erst eine Runde Systemgastronomie mit dem großen “M”, dann ab ins “Teasers”.
Hier mischten sich halbnackte, gut gebaute Bedienungen, zwei Junggesellenabschiede und eine Handballmannschaft. Und das Fehlen einer Getränkekarte erklärte sich durch die kreative Preispolitik. Elf Euro für einen normalen Jacky-Cola-Longdrink ist amtlich, und die Bierbepreisung war auch wenig schlüssig (0,4 Liter für 6 Euro, halber Liter für 6,50). Dazu ein eher siffiges Klo, dafür 50 Cent ist frech. Immerhin war die Tankshow auf dem Tresen 1a, hier kam es zu ersten Verlusten der Muttersprache.

Doch nun trieb der Hunger – und auch die Blase – zu neuen Ufern. Semmy´s Kebab rettete vor zwei großen Krisen. Im Kolksteeg überaus hohe Trefferquote im kulinarischen Bereich. Der Kebab-Lahmacun war sehr lecker. Die “Spicy”-Sauce aber auch richtig scharf. Nebenan im Wildenman eine Auswahl aus 200 internationalen Bieren. Sowohl das Aventinus Weizen Eisbock mit zwölf Umdrehungen als auch die Hausmarke “Brand” lief gut.
So langsam häuften sich bei dem einen oder anderen auch die Aussetzer. Zwei unschuldige Biergläser mussten dran glauben. Und die wahllose Ansprache von Passanten (“alles goed?”) ließ doch manchmal bei den Mittrinkern den Adrenalinspiegel ansteigen. “Oh Sch…e, jetzt gibt es aufs Maul!!!”. Aber die Zähne blieben an Ort und Stelle – alles goed!
Gegenüber in der BurgerBar wird das Hackfleisch noch vor Ort gewolft. Richtig lecker, SO kann ein Burger also schmecken. Top, diese kleine Gasse in Amsterdam.

Nun hab ich mich wieder ausgeklinkt. Gute Nacht – bis irgendwelche Kasper ihre Zimmerparty von 5:00 – 6:30 vor unser Zimmer verlegten. Und auch von lautem Maulen aus den Zimmern nicht wirklich beeindruckt waren.

Zum Frühstück nun mal auswärts, eine Bäckerei konnte mit heißem KAFFEE und einem leckeren Schinken-Käse-Baguette mächtig punkten. Tasche packen, Schlüssel abgeben und raus aus dem Laden. Was man da so hört. Da wurden des nachts wohl Frauen in Schaufenster von einem Mitreisenden angetanzt – wohl gemerkt von der Straßenseite aus. Und der Toddy, der zwischendurch mal verschwunden war? War bloß Geld holen und beim Burger-Brater, wie soll man da eine Geschichte draus machen?
Die Rückfahrt verlief eher ruhig und gesittet, viele schlafende Mitfahrer. Diese erwachten erst in Deutschland beim Burgerbrater auf einer Raststätte. Langsamer Service, immerhin war das Klo die 50 Cent wert. Mit einem deutschen Film auf den DVD-Monitoren ging es in den Endspurt, ab durch den Taunus. Hofheim ab und endlich Richtung Heimat.

Alkoholfazit: das holländische Bier ist doch eher ein dünnes, dafür gibt es in deutschen Reisebussen genug gutes Zeug!

Gesamtfazit: “Amsterdam 2011 – das gefällt DEN GAUKLERN und mindestens 5 anderen Personen”