Über sechs Jahre ist das nun her, damals liefen noch die Jumpgate-Server in Düsseldorf und die Welt war in Ordnung. Es gab bescheuerte Piraten, merkwürdige Rächer der “wissen wir nicht so genau, aber wir ballern dich ab”-Fraktion im Unreg, friedliche Händler, schweizer Confluxx-Massakrierer und ein paar Komiker am Radio-Mikrofon. Mensch, waren das noch Zeiten! Und es war zu eben jener Zeit, als sich in Überlingen am Bodensee einige Spieler zusammen fanden, um sich ein Wochenende lang zu begucken. Legendär halt.
Und letztes Wochenende war ich wieder da. Diesmal ohne Jumpgate, WoW-lastig diesmal. Also ab auf die Autobahn, immerhin ist es noch kühl, das ist schon ein Vorteil. Die Autobahn auch relativ leer geht es zügig Richtung Süden. An Karlsruhe vorbei, ins Hochgebirge der A8, bei Stuttgart Richtung See abbiegen und schon ist man da. Gut vier Stunden in einem Satz. Und da ist auch das Hotel, vier Sterne plus, mal reinschauen.
Einschub – Hotel St. Leonhardt
Alter Falter, was für eine Bleibe. Sicher, es ist ein altes Hotel, an dem immer wieder mal angebaut wurde. Entsprechend verwinkelt und lang sind die Laufwege. Aber das war auch das einzige Häkchen, das ich finden konnte – und ich habe lange danach suchen müssen. Das Zimmer, groß und sauber. Dazu mit Klimaanlage – allein die war bei 35°C schon Gold wert. Und mit einem Blick vom großen Balkon über den gesamten Überlinger See. Ein Traum. Das Frühstück auf der großen Seeterrasse war auch prima, es gab zwar keinen Lachs, aber dafür entschädigte wiederum das Panorama mehr als ausreichend. Und es gab sogar ein recht großes Schwimmbad mit Liegewiese, so wünscht man sich das. Das Beste war aber das Personal, obwohl wir sowohl vom Alter als auch von den Klamotten sicher nicht dem gängigen Gästebild entsprachen, waren alle freundlich und einfach nett. Zu jeder Frage eine Antwort, da können sich manche Kettenhotels was abschauen! Klare Weiterempfehlung an alle, die ein schönes Hotel suchen, um mal abzuschalten.
Das Zimmer war noch nicht fertig, also runter an den See. Wozu eigentlich, man kann den doch von hier oben sehen?! Na gut, auf dem Wanderwegweiser steht was von 1,2 Kilometer, das geht schon. Klar geht es, und zwar steil bergab, ein Wechsel aus Rampen und Treppen brachte uns auf Seeniveau. Und ich konnte mich nicht beherrschen, einmal die Füße reinzustellen. Mehr ging aber nicht, die großen Kiesel waren ziemlich hart zu meinen Füßen. Und die Badesachen waren noch im Koffer… Also mal die Promenade entlang bis an den Rand des Ortskerns und mit dem Bus wieder hinauf auf den Berg. Dort kam nun doch die Badehose zum Einsatz, ab in den Pool und ein wenig rumplantschen. Anschließend auf der Liege in der Sonne faulenzen und den Blick über den See aufsaugen.
Nach der Erfrischung wurde kurz telefoniert und wieder rein ins Auto. Sauna ist nichts dagegen, aber was soll´s. An der “Schilfhütte” zu Uhldingen ist der Strand wieder ganz nahe, und diesmal ist auch die Schwimmkleidung am Mann. Ab in die Fluten, gut, bei Baywatch sah das cooler aus, aber nur ein kleines bisschen! Dafür war das Wasser erfrischend und die nicht so schwache Abendsonne verleiht der Haut so eine angenehme… Röte??? Da stimmt doch was nicht! Abends ging es dann zum Markus, lecker grillen war angesagt. Vorher warfen die Kids noch den Grill um und ballerten mit den Wasserkanonen rum – doch das war nur der Auftakt zu einer wilden Schlägerei. Denn die Killermoskitos kamen, um uns bei lebendigem Leib aufzufressen. So was habe ich nicht mehr erlebt, seit ich nicht mehr in Trebur war… Die Stiche zu zählen, habe ich mir erspart, ein wenig überstürzt sind wir dann auch aufgebrochen. PS: Autan hilft auch nichts…
Nach einer ruhigen Nacht und dem leckeren Frühstück geht es wieder runter in die Stadt, wieder zu Fuß. Jeder Gang macht schlank, die Hose rutscht schon! Aber an den dicken Waden bleibt sie doch hängen, der Marsch gestern hat so seine Spuren in meiner Muskulatur hinterlassen. Autsch!Am Landungsplatz schauen wir uns die aktuellen Angebote an, eine kleine Rundfahrt über den See soll es sein, nur eben rüber nach Mainau und retour. Doch vorher mal die Eisdiele testen – sehr lecker und faire Preise. Und das in bester Lage am Landungsplatz, ich bin beeindruckt.
Die Rundfahrt war nett, die angepriesenen Erläuterungen “direkt vom Kapitän” waren eher von der wortkargen Seebären-Sorte. Aber ein wenig rumschaukeln, eine kühle Brise, passt schon. Auf dem Rückweg kehrten wir noch in einem örtlichen Ladengeschäft ein, meinen Sonnenbrand verlangte es nach bisschen Creme. Im Hotel angekommen nahm ich mir an den Rentner ein Beispiel, die den überwiegenden Teil der Gäste stellten, und machte ein kleines Nickerchen. Ach, wie schön, dann noch ein kleiner Imbiss auf dem eigenen Balkon, die Aussicht über den See, einfach nur entspannen.
Was ist das da drüber eigentlich für ein oranges Blinklicht? Hmm, ob das mit dem auffrischenden Wind zusammenhängt? Und richtig, “Starkwindwarnung” ist das. Und auf dem See sind auch nur noch vereinzelte Boote zu sehen, die Schönwetter-Skipper sind schon längst im sicheren Hafen. Vom Balkon aus aber alles sehr entspannt anzusehen – fast wären wir da versackt. Doch auch heute Abend sollte es was zum Grillen geben, auch wenn hier eben ein ordentlicher Regenguss runterkam. “Wir machen einen Schirm über den Grill und essen unter der Pergola” – ist recht, wir sind unterwegs. Der Regen hatte auch (fast) alle Stechmücken vertrieben, so dass dieser Abend doch länger ging. Was wohl auch den Nachbarn ärgerte, der mal rüberbrüllte, als gerade besonders laut gelacht wurde. Und, oh Wunder, es wurde nicht nur über WoW geschwätzt! Gegen Mitternacht wurden meine Augenlider aber wieder schwer und ich drängte zum Aufbruch. Wie so ein gut gefüllter Magen doch die Ohren empfindlich macht – über 10 Kilometer hörte ich mein Hotelbett rufen.
Sonntag morgens war es deutlich abgekühlt, doch man konnte immer noch gut auf der Terrasse frühstücken. Nur hatte ich noch so viel Grillgut im Bauch, aber das Brötchen war lecker, der Tee auch. Und so ging es mit einer guten Grundlage diesmal per Bus in die Stadt, durch den Burggraben zum Landungsplatz und ab aufs Schiff. Zur Blumeninsel Mainau, von der meine Oma mir schon vor 25 Jahren erzählt hatte und die ich selbst zuletzt vor 15 Jahren besucht hatte (legendäre Radtour um den Bodensee in den Sommerferien, eine andere Geschichte). Doch die geschundenen Knochen forderten ihren Tribut, so wirklich erwärmen konnte ich mich für die Blütenpracht nicht. Ein Bodensee aus Blumen, Rosenbüsche und Vögel aus Blumen. Hmm, ok. Gefallen hat mir dann aber die Allee aus Mammutbäumen, schattig, flach und diese großen Bäume mag ich mehr als die kurzlebigen Farbspektakel. Auch der “Garten für alle” war schön, ein Fischteich, umwuchert von Schilf, Seerosen, ein Hauch von Natur in den kultivierten Beeten. So hat jeder seinen Geschmack, nicht wahr? Ein Würstchen, Pommes, und über ein paar letzte Stufen den Hortensienweg hinab zum Schiffsanleger. Geschafft!
Die Rückfahrt war schon fast ein bisschen frisch, so im Schatten, dafür gab es beim sonnigen Wetter viel zu sehen auf See. Nun waren wieder alle unterwegs, vom Tretboot bis zum Schnellboot, von der Segeljolle bis zum kleinen Zweimaster – und viele Schwimmer tummelten sich in den Uferbereichen. Noch ein letztes Schlendern entlang der Promenade und der Abschied war da. Aber ganz sicher nicht für immer, die Leute, das Hotel und die Gegend waren einfach zu schön, da kommen wir bestimmt noch mal wieder!
Die Rückfahrt – ereignislos. Und man kann doch die Vorgabe vom Navi einhalten – rund 3:40 Stunden bis nach Hause, HAH!
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