Tag 1, Anreise nach Hamburg
Früh am Sonntag morgen ging die Reise los. Blöde Taktung im Nahverkehr kann einem echt den Spaß verderben. Also halb neun los zum Bahnhof, ab in den Regionalzug und 90 Minuten Aufenthalt in Frankfurt. Na gut, in der DB-Lounge dann das erste Frühstück, Croissants und Cappuccino. Schon geht es mit der Laune aufwärts. Ein bisschen Lesestoff noch und ein zweites Frühstück für den Zug und schon ist die Zeit rum. Fast. Jetzt aber! Der ICE hat brav den Erste-Klasse-Bereich vorne am Bahnsteig, nun wird die Laune immer besser. Noch dreieinhalb Stunden bis Hamburg. Oh, Baustelle auf der Strecke, also eher knappe vier. Ist uns jetzt auch egal, Hauptsache der bringt uns jetzt zum Schiff.
Nach langer Fahrt, einer Käselaugenstange und einem Thai-Snack (Brötchen mit getrockneten Tomaten und Hähnchenbrust) sind wir endlich da. “Koffer am Sammelplatz abgeben” – aha, Fähnchen mit AIDA drauf. Kann ich! Zack, sind wir das schwere Zeug los und mit Handgepäck geht’s zur Hackfleischbraterei unseres Vertrauens, ein letztes kleines Menü vor der Abreise.
Mit der Sammelbus fahren fünfzig Leute zum umgebauten Englandterminal, drinnen kann man dann erstmals unser Hotel für die nächsten sieben Tage sehen. Check-in ging schnell, so kann es bleiben. Ok, die ersten Bordkarten öffneten nicht unsere Kabine, aber dafür gab es schnell neue. Nach und nach trudelten auch unsere Gepäckstücke ein und wir konnten uns auf unseren 20 Quadratmetern einrichten. Die Kabine selbst recht geräumig, weil für drei Personen gedacht, aber das Bad! Für jemand mit meiner Statur nicht wirklich gemacht. Umdrehen geht gar nicht, dafür ist unser Balkon ne Wolke. Es passen zwar nur zwei Stühle und ein kleiner Tisch drauf, aber dafür direkt am Wasser. Und noch eine Hängematte, die muss ich noch ausprobieren.
Abendessen pünktlich zum Auslaufen, die Büffetrestaurants sind alle ziemlich voll, aber wir konnten noch einen Platz an der Hafenseite ergattern. Und plötzlich wurde der Spalt zwischen Schiff und Kai immer größer, nun geht es wirklich los. Wenden in drei Zügen auf der Elbe und langsam gleiten wir der Nordsee entgegen. Fünf Stunden, die wir auf unserem Balkon genießen wollen.
Und da klopft es an der Türe. Ein netter Mensch bringt uns zum Beginn der Hochzeitsreise eine Flasche Champagner und ein paar Pralinen vorbei. So kann man sich das gefallen lassen – mit einem Glas Prickelwasser in der Hand an kleinen Dörfern vorbei, die alle scheinbar ihren eigenen kleinen Leuchtturm haben. Dani möchte schon direkt hierher auswandern. Wildsachsen ist ihr zu einsam, aber ein einsamer Hof in der Tiefebene ist in Ordnung. Versteh einer die Frauen…
Gegen ein Uhr nachts erreichten wir die offene Nordsee, Backbord achteraus konnte man die letzten Lichter der Küste verschwinden sehen. Und wir sind beide gleichzeitig aufgewacht. Das wackelt aber schon arg. Aber was hilft bei so was am besten? Richtig, ein leckerer Butterkeks und ein Schluck Wasser, um den Magen zu beschäftigen. Und den Hintergrund bildet der volle Mond, der sich in der rauen Wellen der See spiegelt. Ein Bild wie vom Postkartenständer…
Tag 2, Seetag
Nach der kurzen Nacht ließ ich den Sport heute noch mal ausfallen, dafür ging es um halb neun zum Rosenfrühstück. Teil zwei des Hochzeitsarrangements. Lecker, reichlich, frisches Rührei, frisch gepresster Orangensaft, alles wirklich gut. Dazu diverse Sorten Brötchen, Fisch, Käse. Ich glaub nur, morgen früh dürfen wir da nicht mehr hin, das Restaurant ist nur für die Suiten. Aber nun gut… jetzt mal ein kleines Schläfchen und schon kann man zum Mittagessen schreiten. Wieder Büfett, gestern pastalastig, heute ein wenig asiatisch und amerikanisch. Hacksteak, Hähnchen, Ofenkartoffel, passt schon. Und im Nachgang ein Bummel durch die Shoppingmeile, GGL-Taschen gibt es, dazu Boss-Klamotten und teure Parfüms.
Nach dem Mittagsschlaf ging es, welch Wunder, wieder zum Essen. Erst Kuchenbuffet, dann Abendessen. Lecker. Aber nun wird es langsam echt zu viel davon. Und dann? Shows. Zuerst gab es ein kleines Musical, alte Schabracke aus Blankenese trifft beim Auslaufen auf einen Matrosen und erzählt ihm ihre Lebensgeschichte. Immerhin mit Seemannsshanties. Und beim großen Final auch der ebenso große Hans Albers mit seinem Lied der Reeperbahn. Nachts um halb eins. Ihr wisst schon – komm mit meine Kleine, sei die meine… SAUEREI. Im Anschluss wurden die Offizieren vorgestellt. Viele schmucke Uniformen, am besten gefiel mir der Hotelmanager. “Der Mann, der hier für Essen, Trinken und Schlafen verantwortlich ist”. Ich meine, das ist wirklich mal ein super wichtiger Job, zumindest für mich!
Das Tagesfinale bildete die Taufshow der AIDAluna. Ein Kaleidoskop über nächtliche Träume und zum Leben erweckte Spielzeuge, gegen die Lordi aussehen wie aus einem Disneyfilm entsprungen. Alles ganz nett gemacht, aber auch teilweise ziemlich gruselig. Nichts für Kinder, ich glaub, da hätten welche schlecht geschlafen. Insgesamt auch ein wenig zu viel Kunst und bunte Farben für meinen Geschmack. Aber immerhin, danach ging es ins Bett. Und ob es nun an der Show lag oder am Feierabendbier, wir haben beide prima geschlafen.
Tag 3, Bergen
Vorhang auf, Land in Sicht! Über Nacht waren wir in die Schären vor Bergen eingefahren und so konnte man sich nun die ersten Eindrücke von Norwegen machen. Und ich war nun fest entschlossen – Sport muss her. Also um Viertel vor sieben durch das stille Schiff und wo ist hier überhaupt die Muckibude? Da, wo schon einiges los ist. Alter Falter, hätte ich nicht gedacht, aber da schwitzen schon ein gutes Dutzend Gäste. Ich gönnte mir ein paar Minuten radeln und ein wenig Eisenstemmen. Nach abschließenden wenigen Minuten auf dem Crosstrainer war ich platt. Oh je, so ernst ist das schon, man reiche mir die Dusche.
Frühstück im Schnelldurchgang, heute steht viel auf dem Programm. In Norwegen ist Nationalfeiertag, und deswegen wurde unser Ausflug verschoben. So hatten wir etwas Zeit für einen Bummel durch die Stadt. Da formierte sich gerade ein großer Umzug, Tausende säumten die Straßen. Und viele, vor allem die Frauen, in alter Tracht. Das sah wirklich gut aus, ich glaube, für das nächste Oktoberfest in der Turnhalle haben Dani und ich eine Inspiration.
Mit lautem Blechgeschmetter zogen die Uniformierten an uns vorbei, während wir auf dem Rückweg zum Schiff waren. Aber ein kurzer Stopp im Souvenirladen musste noch sein. Nun habe ich auch einen echten Norwegerpullover!
Nach dem Mittagessen ging es auch gleich los zum Landausflug, auf dem Plan standen ein Freilichtmuseum, eine alte Stabkirche und eine kurze Stadtrundfahrt. Nun ja, ganz nett, mal zur Abwechslung altes Holz zu sehen statt alter Steine. Aber so wirklich der Hammer war das nicht.
Die Stadtrundfahrt war soweit gut, informativ und pünktlich am Schiff waren wir auch. Immerhin wissen wir nun, dass Bergen sehr alt ist und viele Häuser aufgrund der Holzbauweise abgebrannt sind. Und dass die Deutschen schon mal hier waren. Erst wurde nur ein Viertel am Hafen von Hanseaten aus Norddeutschland besetzt, später das ganze Land.
Hmmm, immerhin sind die Norweger nicht nachtragend. Heute nehmen sie deutschen Touristen das Geld ab und speisen ihre Pensionsfonds mit dem Geld, dass wir für ihr Gas und Öl bezahlen. So schließt sich der Kreis irgendwie wieder.
Nach dem Auslaufen ging es wieder auf das offene Meer und mit kleiner Fahrt Richtung Süden. Ulvik ist der nächste Stopp, da geht es mit kleinen Tenderbooten von Reede an Land zu einem siebenstündigen Ausflug. Da muss man fit sein, also ab ins Bett!
Tag 4, Ulvik /Eidfjord
Frisch und munter aufstehen, Englisch frühstücken und ab zum Tenderboot. Da es in diesem Fjord keine Pier gibt, bleibt die AIDAluna im freien Wasser liegen, die zahlreichen Passagiere werden mit dem Rettungsboot an Land gebracht. Das geht recht fix und unkompliziert. Man könnte meinen, die hätten so was schon mal gemacht. Mit dem Bus werden wir durch enge Serpentinen geschaukelt, mein Magen bedankt sich. Aber die Aussichten sind, mal wieder, atemberaubend. Überall hohe Bergwände, dicht bewaldet, dazwischen die tiefen grauen Wasser des Fjordes. Laut unserem Kapitän übrigens bis zu 900 Meter tief, traut man dem gar nicht zu! Auch am Anleger in Eidfjord, wo wir das Schiff abends wieder treffen sollten, seien es direkt an der Pier gleich bis zu 300 Meter – geht steil, der Fjord.
Nach einem Fotostopp an einem See (langweilig) und keinem Stopp an einem großen Wasserfall (spektakulär) kommen wir in Voss an. Kleines Städtchen, Verwaltungssitz und sonst eher öde. Regnen tut es jetzt auch. Unsere plappernde Reiseführerin meint zwar, das sei nur erhöhte Luftfeuchtigkeit, aber neeee – REGEN! Und sonst so? Mein Traum, nach Norwegen auszuwandern, hat sich erledigt. Im hiesigen Spar-Markt gibt es kein Haribo. So kann ich nicht arbeiten. Wo bleibt unser Zug, weg hier.
Die Bergensbahn ist unsere nächste Station, wir fahren auf der Strecke zwischen Bergen und Oslo (7:45 Stunden) für zwei Stunden mit. Von Voss geht es nach Finse, hier liegt auf 1222 Metern noch reichlich Schnee, und auch im Moment kommt noch etwas runter.
Zwischendrin immer wieder tolle Bilder einer wilden Gebirgslandschaft, mit Mischwäldern, Wasserfällen und reißenden Gebirgsbächen. Nur das Fotografieren ist nicht so leicht, weil immer in dem Moment, in dem der Foto scharf gestellt hat, der Zug in den nächsten Tunnel fährt. Da hört man doch den einen oder anderen versteckten Fluch im Großraumabteil.
Wenn man es nicht besser wüsste, der Schwarz-Weiß-Film hätte auf dieser Strecke erfunden werden können. Der Wechsel zwischen weißen Schnee- und Eisflächen und dunklen Tunneln erinnert schon an die Klassiker aus den Zwanziger Jahren.
In Geilo (gesprochen Jeilo) angekommen gibt es im Hotel “Dr. Holms” (Bruder von John?) ein großes Buffet. Sehr lecker, vor allem die Torte mit der norwegischen Flagge aus Marzipan oben drauf. Nur allzu schnell stehen wieder Busse vor der Tür und wollen uns hier wegbringen. Nun soll es an einem Gletscher vorbei zu – Überraschung – einem Wasserfall gehen. An vielen kleinen Ferienhäusern vorbei geht es zu einem meterhoch verschneiten Hochplateau. Hier oben ist es beim Füße vertreten doch richtig frisch.
Aber der Ausblick – wirklich der Hammer. Wie eigentlich schon den ganzen Tag. Vermutlich könnte man hier auch drei Tage gemütlich lang fahren und Bilder machen und die diversen Stimmungen der Landschaft in sich aufsaugen. Total krass, durch das ständig wechselnde Wetter sieht alles immer anders aus – eben noch strahlender Sonnenschein, der gerade auf den großen Schneeflächen blendet ohne Ende. Dann wieder Wolken und Nebel, die zusammen mit der Landschaft aussehen wie aus einem Fantasyfilm.
Unsere Reiseführerin schob auch alles, was mal schief ging, auf die Trolle. Muss ihr persönlicher Fetisch sein, ebenso wie der “braune Käse”. Das ist eine landestypische Spezialität aus (Ziegen-)Molke, die man zusammen mit Sahne karamellisiert. Schmeckt, nun ja, etwas merkwürdig. Wenig nach Karamellbonbons, mehr wie ein Schmelzkäse mit komischen Aroma. Also ich muss gestehen, ich werde davon nicht süchtig. Alles wohl Geschmackssache. Ich hab mir lieber am großen Wasserfall, dem letzten Fotostopp, ein leckeres Stück Kuchen gegönnt. Das Fossli-Hotel liegt an einer Kante über dem Fall – “Hotel Niagara” auf norwegisch. Angeblich geht es hier knapp 150 Meter im freien Fall in die Tiefe. Ich habe es nicht getestet, aber vom optischen Eindruck kann das wirklich gut sein.
Mit dem Bus ging es wieder durch Serpentinen und Tunnel zurück auf das Meeresniveau. Teilweise habe ich auch das Gefühl gehabt, dass einige der Tunnel sich im Kreis drehten. Das Schiff wartete an der Pier am Ende des Fjords, spiegelglattes Wasser mit hundert Meter hohen Steilwänden. Beim Auslaufen genossen wir das Panorama von unserem Balkon aus. Und auf dem Schiff bekam ich nun auch Haribo. Endlich wieder in der trollfreien Zivilisation.
Kurz vorm Einschlafen übertrug das Bord-TV noch die Queen-Show, sehr ordentlich gemacht. Hat mir gut gefallen und meine Laune noch weiter gesteigert. Kopf und Magen so gut gefüllt, ab ins Bett.
Tag 5, Stavanger
Nach einer angeblich schnarchfreien Nacht sind wir nun in Norwegens Ölhauptstadt angekommen. Der Hafen zeigt das deutlich, viel Industrie und Werften sind zu sehen. Aber auch wieder die so typischen Holzhäuser überall direkt am Hafen. Ein interessanter Kontrast, der sich einem bei einer Kreuzfahrt direkt beim Frühstück bietet.
Fertig machen, auch heute steht wieder ein Ausflug an. Eine kleine Rundfahrt führt uns zum Eisenzeit-Hof, da reden wir vom 6. Jahrhundert nach Christus. Erdhäuser, bedeckt mit Erde und Grassoden, ziemlich finster innen. Eingebettet sind diese Häuser in eine hügelige Wiesenlandschaft mit Blick über den hiesigen Fjord.
Am Ufer des Fjordes steht ein Denkmal an eine Schlacht von 872(?), in der König Harald endgültig die Herrschaft über ganz Norwegen errang. So konnte er endlich, nach sechs Jahren Feldzug, seine Traumfrau heiraten. Und sich auch wieder die Haare schneiden – nun hieß er Harald “Schönhaar”.
Nach einem kurzen Stopp an einem Fernmeldeturm ging es hinunter in die Altstadt. Am Turm war aber nicht die Sendetechnik die Attraktion, sondern der herrliche Rundblick über die Stadt Stavanger und die umliegende Gegend. Hügelig, grüne Wiesen und Wälder, im Hintergrund Gebirgsketten, die im Dunst verschwinden. Und alles wieder bei Superwetter. Alle Reiseführer haben uns beglückwünscht für das gute Wetter – jeweils am Vortag habe es in Ulvik und Stavanger in Strömen geregnet.
In der Altstadt gab es noch eine alte steinerne Kathedrale zu bestaunen. Auch diese wurde aufgrund einer Frau gebaut. Ein König wollte seine Frau loswerden, kein Bischof wollte sie aber scheiden. Endlich war ein williger Kirchendiener gefunden. Dessen Bedingung war allerdings, dass eine Kathedrale gebaut werden soll. Und wie schon Harald Schönhaar machte auch dieser König direkt Nägel mit Köpfen – zack, hatte das 200-Seelen-Dorf Stavanger eine Kathedrale. Glück hat es keinem der Beteiligten gebracht. Zwei Jahre später starb der König, fünf Jahre später wurde der Bischof geköpft. Aber die Kirche hat wunderbare Bilder im Chor und eine prunkvolle Kanzel und Orgel. Scheinbar wurde hier beim Übertritt zum Protestantismus nicht sonderlich “bildergestürmt”. Umso besser für uns heutige Touristen.
Was diese Norweger nicht alles für ihre Frauen machen – sechs Jahre lang “mal eben” ganz Norwegen erobern, eine Kathedrale bauen. Und dabei sieht man die Frauen das halbe Jahr nicht, mangels Sonne…
Nach einem Zwischenstopp beim Burger King (norwegische Fritten schmecken genauso lecker wie die am Sonntag in Hamburg) ging es zurück aufs Schiff. Der Rückweg wurde nur kurz von einem Souvenirgeschäft unterbrochen. Viele Trolle, Wollpullis und Jul-Artikel gab es zu kaufen – hier ist immer Weihnachten. Die typischen Sachen wie Tassen, Teller etc. gibt es natürlich auch. Aber lass mal gut sein. Im Internet kann man sicher auch Sachen in Norwegen bestellen. Noch ein paar Postkarten für die armen Daheimgebliebenen. Das reicht.
Statt viel Geld für Staubfänger auszugeben, haben wir das lieber abends im Steakhouse umgesetzt. Zwar war mir etwas flau, nachdem wir wieder das offene Meer erreicht hatten. Aber nach ein bisschen Eingewöhnung ging es schon wieder. Beim Auslaufen kamen wir an einem, wenn nicht dem stärksten Schwimmkran der Welt vorbei. Die Saipem 7000 kann pro Ausleger 7000 Tonnen heben, zusammen sogar 14000! Das waren früher mal 14000 Opel Kadett – heute rechnet man ja in Audi Q7 um. Da ist die Zahl geringer, aber immer noch unglaublich (5600).
Mit seinen zwei langen Auslegern sieht das Gefährt kaum noch wie ein Schiff aus. Beim ersten Sehen lag es hinter einer Landzunge, die langen Arme sahen aus, als würde sich eine riesige Spinne hinter dem Hügel verbergen. Gut, vielleicht habe ich auch einfach zu viele Godzilla-Filme gesehen. Aber so kam das wirklich rüber – und das trotz des strahlenden Sonnenscheines. Bei Nacht, mit ein wenig Nebel und sicherlich mit vielen kleinen Lichtern versehen…
Aber zurück zum Steak. Während Dani konservativ nur gegrillten Lachs bestellte, gab ich mir gleich die richtige Menge. Zweihundertundvierzig Gramm reines Bisonfilet. Dazu einen Salat und eine Ofenkartoffel – Standard. Aber das Fleisch – super zart, perfekt Medium gebraten. Ein Gedicht! Dazu noch eine Soße mit etwas Knoblauch, so gut hab ich mich lange nicht gefühlt. Also, natürlich beim Jawort in der Kirche, Schatz!
Es gab auch noch größere Portionen, darunter entweder 480g aus dem Rinderrücken (New York style oder so) und ein 750g-Porterhouse. Das klassische T-Bone-Steak eben. Aber das wäre mir alles viel zu viel gewesen. So war es richtig, angenehm satt, aber nicht voll gefressen. Dazu ein Glas leckeren Rotwein. Und abends noch ein paar Minuten vom Balkon aus den Blick zum Land genießen. Dolce vita im Skagerrak.
Tag 6, Oslo
Als wir heute den Oslofjord hinauf liefen, war es mir ein wenig mulmig. Es ist sicher schon zwanzig Jahre her, dass ich über den Angriff der Wehrmacht auf Norwegen gelesen hatte. Und dabei hatten die Nazis gerade auf dem Wasser mächtig Federn gelassen. Gerade hier – irgendwann würden wir über das Wrack der “Blücher” laufen. Diese wurde beim Versuch, nachts die Dröbak-Enge zu durchlaufen, von ein paar alten Torpedos versenkt. Abgeschossen von einer Festung im Fjord, die von den Deutschen einfach ignoriert wurde. Klar, ein paar alte Geschütze (Krupp, Baujahr 1893) konnten den brandneuen stählernen Festungen kaum etwas anhaben. Und auch die alten Küstenpanzerschiffe wurden in wenigen Minuten aus dem Wasser gepustet.
Doch verglichen mit der Blücher, dem neuesten Schiff der Kriegsmarine, waren das nicht mal Peanuts. 200 Meter modernste Technik, acht 20cm-Geschütze und auch sonst das Beste, was Deutschland zu bieten hatte – “lasst uns einfach durchfahren, was können uns die Norweger schon tun wollen”? Tja, ein Schiff versenkt, ein zweites (“Deutschland/Lützow”) beschädigt. Bis heute läuft aus dem Wrack am Meeresgrund Öl aus, nicht viel, aber immer noch scheint der tote stählerne Leib zu bluten, 70 Jahre nach der Versenkung.
Wie unnötig erscheint einem diese Niederlage, wie sinnlos der Tod von hunderten Seeleuten hier im eisigen Wasser des Fjordes. Wir haben heute gerade mal 12°C Wassertemperatur, das war im frühen April 1940 sicher nicht besser. Noch wenige Stunden bis zum Anlegen in Oslo, zum Glück in Frieden.
Die obligatorische Stadtrundfahrt war ganz nett. Auch diesmal überraschte uns Norwegen mit recht gutem Wetter, einiges an Sonne ließ mich die Jacke ab und an sogar ablegen. Vor allem der große Skulpturenpark, den wir besichtigten, konnte sich von seiner besten Seite zeigen. Auch wenn ich mit den einzelnen Skulpturen und den Interpretationen unserer Reiseleiterin nicht unbedingt viel anfangen konnte, beeindruckte doch allein die schöne Parklandschaft, in welcher die Kunstwerke eingefügt waren.
Am Holmenkollen, der berühmten Skisprungschanze oberhalb der Stadt, hatte man einen schönen Ausblick über die Stadt, den Hafen und den Fjord. Und all das ist nur ein Bruchteil einer Stadt, die nominell über 400 Quadratkilometer groß ist, bei gleichzeitig nur 600,000 Einwohnern. Hier oben wehte ein frischer Wind, leider machten Museum und Shop kurz darauf schon zu. Sonst hätte man noch mehr Nippes kaufen können. So blieb es bei einem Paar Hüttenschuhen und einem Glöckchen mit Flaschenöffner. Der kalte, heftige Wind war auch bei unserer Rückkehr am Kai präsent, die Flucht ins Cruise Center kostete uns die letzten 68 Kronen. Alles all, zurück aufs Schiff!
Dort erwartete uns nun noch abends eine kleine Show mit den Songs aus diversen Andrew-Lloyd-Webber-Musicals, dazu einen Mai Tai und der Abend kann entspannt ausklingen. Die letzte Etappe unserer Reise, der Rückmarsch nach Hamburg hatte bereits begonnen.
Tag 7, Seetag und Ende der Reise
Den letzten Tag verbrachten wir entspannt auf der Kabine, an unserem Balkon zog die teilweise sonnige Nordsee vorbei. Ab und zu sogar ein Schiff in Sicht, sonst ließ die diesige Sicht nicht viel Beobachtungen zu. Beim Mittagessen begegneten wir der AIDAblu, welche wohl gerade von Hamburg Richtung Norden ausgelaufen war. Vielleicht sogar in Richtung Nordkap? Nachdem wir bereits in Oslo der AIDAcara begegnet waren, beschlich mich ein Gedanke – da muss doch irgendwo ein Nest sein.
Auch dieser letzte Tag hatte noch ein Highlight. Denn zum großen Hochzeitspaket der AIDA gehörte noch ein kleines Dinner, welches wir uns für den letzten Abend aufgespart hatten. Immerhin elf Gänge, von “Spargelespuma” bis “Lauwarmes Schokoladentörtchen mit Mango” reichte die Spanne. Dazu vier Weinsorten von “blumig” bis “Rotwein aus dem Barriquefass”. Über drei Stunden saßen wir in dem kleinen Edelrestaurant an Bord und vergaßen fast, dass wir auf einem Schiff waren. Nur die Aussicht auf den Sonnenuntergang über den Wellen der Nordsee holte einen wieder in diese Realität zurück. Erkenntnisse? Kaviar muss ich nicht haben und auch keine Vanillemöhrchen. Sonst war alles gut und wir ließen uns ein letztes Mal in die Kissen sinken.
Apropos Verkehr – beim Dinner kam uns die MS “Deutschland” entgegen, das berühmte “Traumschiff“. Also wenn man noch nicht gewusst hätte, dass Kreuzfahrten boomen, spätestens nach der dritten Begegnung auf See in 32 Stunden kann man es glauben.
Die letzten Stunden der Flitterwochen vergingen fast schon banal. Kofferpacken hatte Dani am Vorabend schon erledigt, morgens liefen wir nach Hamburg ein. Pünktlich wach konnten wir unser langsames Vorbeigleiten am Altonaer Fischmarkt, den Landungsbrücken und den anderen Sehenswürdigkeiten der Hansestadt genießen.
Noch ein letztes Mal das Frühstücksbuffet. Und immerhin – heute fand ich erstmals den Mann, der einem frische Omelettes macht! “NEIN!!!” Mit ein paar Töpfchen zum Aussuchen (Schinken, Mais, Paprika, Pilze), dazu kamen noch Käse und Petersilie und – schwups – lag ein frisches customized Omelett auf meinem Teller. Gefällt mir. Der Rest war schon fast Routine, alle Koffer und Taschen beisammen kriegen und runter vom Schiff. Rein in den Bus, kleine Odyssee durch Hamburg. Denn heute war auch Hamburg-Marathon, folglich teilweise Sperrung der Innenstadt. Da musste unser Busfahrer durchaus ein wenig kurbeln, um den Bus durch kleinste Gassen zum Bahnhof zu bringen. Gut gemacht – drei Stunden DB-Lounge, rein in den ICE, vier Stunden bis Frankfurt…
Zum Abschluss gab es in der S-Bahn nach Hofheim noch ein ganz schönes Unwetter – Blitz, Donner und Hagelschlag. Doch beim Ausstieg in Hofheim schien die Sonne und ein Taxi war auch da. Also auch die letzten Meter stressfrei. So mögen wir das – und so machen wir das auch noch mal wieder!
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