Ich als alter Opelländer denke sicherlich in anderen Kategorien als ein Almöhi oder ein Fischer. Wenn man von Kindesbeinen an Autos vor der Nase hat, nutzt man eben diese als Metapher. Effizienzprogramme und Near- bzw. Off-shoring sind die Themen meiner heutigen Gedanken – und auch für viele Bundesbürger präsenter denn je.
Was wollen die Chefs erreichen? Beim ersten Stichwort soll aus einem Arbeitsplatz mehr Leistung heraus geholt werden. Klassisches Tuning also, Irmscher, AMG, Alpina – ich weiss Bescheid. Tiefer, breiter, schneller, wer kennt nicht die GTI-Fraktion auf deutschen Strassen. Und da wollen die Firmenmanager auch mitmischen, verständlich, kommt ja auch cool rüber bei der Gang… ermm, den Aktionären! Nun weiß aber jeder Tuner, dass es hier Grenzen gibt, nach deren Überschreitung es gefährlich und ungesund wird.
Die alten Opelmotoren lassen sich prima aufmotzen, ohne dass die Haltbarkeit leidet – DOHC-Köpfe, vier Ventile, bisschen aufbohren. Geht prima. Doch man kann noch weitergehen: großer Turbolader, scharfe Nockenwellen, leerer Luftfilter, noch grössere Kolben, höhere Arbeitsdrücke, Drehzahlen – und irgendwann platzt die Maschine… Das Risiko ist aufgrund der Tuner-Erfahrung bekannt und beherrschbar.
Doch wer erzählt den Managern, wann es auch mal genug ist und wann eine weitere Steigerung der Leistung nur noch auf die Knochen der Mitarbeiter (Motor des Unternehmens) zu machen ist? Sicherlich sind Abläufe optimierbar und hierdurch auch Leistung steigerbar, aber irgendwann ist hier das Ende der Fahnenstange erreicht. Und dann? Man kann die Auslastung natürlich steigern – von gesunden 90% auf 105%. Oder hey, wir sind doch grad dabei, da gehn auch 110%! Komische Logik, also die leistungsorientierten Experten in der Formel1 würden so ein Wagnis nie eingehen…
Was haben wir noch? Arbeit auslagern in billigere Länder, ob nun in Asien oder Osteuropa. Da geht es um “gleiche Arbeit, aber billigerer Treibstoff”. Auch das gibt es durchaus Parallelen im Motorenbereich – Normalbenzin ist billiger als Super Plus. Lässt es sich aber so einfach ersetzen? Bei Opel gab es mal Motoren, die sowohl Benzin als auch Super tanken konnten und sich dann automatisch an die Spritqualität angepasst haben. Und brachten sie die gleiche Leistung?
Theoretisch sollte das so sein – und ebenso denken Manager auch, wenn Arbeit verlagert wird. Und der Effekt ist auch hier wieder frappierend ähnlich: bei vielen Auslagerungsprojekten wird mit mehr Mitarbeitern im Ausland gerechnet, als hier im alten Werk. Und der Motor mit dem billigeren Sprit? Richtig, braucht auch etwas mehr Benzin im normalen Fahrbetrieb.
Noch spannender wird die Sache im hochtourigen Bereich – da gibt es beim Motor zwei mögliche Resultate. Entweder, er bringt einfach weniger Spitzenleistung mit billigerem Sprit. Oder er geht einfach kaputt (“Klingeln”). Die Folgekosten dürften dann ein wenig höher sein als die Preisersparnis beim Sprit.
Was haben wir in Deutschland, mit unseren Facharbeitern bzw -angestellten, die für ihre Aufgabe 2-3 Jahre feste lernen müssen? Meiner Meinung nach SUPER-Sprit. In Indien werden für den gleichen Job einige Angestellte ins Call-Center gesteckt, die dem Kunden nicht wirklich helfen können. Oder in China Autos zusammen gebaut, die zwar dem deutschen Original verblüffend ähnlich sehen – aber beim ersten Crashtest in sich zusammenfallen. Aber hey – dafür war es billig, da zu bauen. Folgekosten? Imageverlust? Ach was – die Zahlen auf der Hauptversammlung stimmen, Personalkosten sind gesenkt worden. Ausser im Management, aber das ist ja unwichtig, lasst uns mal zum nächsten Punkt weitergehen…
Also, nicht verzagen, den Tuner fragen vor dem nächsten Optimierungsprojekt – die Anfrage dürfte sogar billiger sein als ein schick präsentiertes Projekt seitens KPMG, McKinsey und Konsorten.
BLAUMANN STATT SCHWARZE ANZÜGE!
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