Chaselauf 2004

(Langname J.P. Morgan Chase Corporate ChallengeHomepage hier)

Nach einigen ekligen Trainingsmonaten wurde es gestern ernst. Der J.P. Morgan Chase Corporate Challenge Lauf stand auf dem Plan. 3,5 Meilen quer durch die Frankfurter Innenstadt (umgerechnet ungefähr 5,6 Kilometer), über 50,000 gemeldete Läufer.
Mit der U-Bahn ging es um halb sechs zur Alten Oper, und da ging es schon los – Unmengen an sportlich gekleideten Menschen aller Alters- und Fitnessklassen drängelten sich auf der Suche nach den Ständen ihrer Firmen. Ich als absoluter Frankfurt-Laie bin einfach mal hinterher gelatscht… man wird schon irgendwann irgendwo ankommen. Aha… unser Stand… Tasche abgegeben, noch ne Banane reingezogen und die anderen Gruppen betrachtet. Direkt neben unserem Stand war der Fotoplatz, wo vor dem Rennen alle Firmenteams noch freudig lachend ein Erinnerungsfoto aufgenommen haben.
Dabei konnte man schon die einheitlichen Trikots, sponsored bei Cheffe, begutachten, manche eher die simple “weisses T-Shirt mit Copy-Shop-Massenaufdruck” – andere die teure Variante aus Kunstfaser, schweissdurchleitend… so wie unseres. Was ich sehr gut fand, denn Schweiß würde fließen und das nicht zu knapp.
Fototermin — also erstmal in der vorletzten Reihe hinstellen und beten, dass nur der Kopf aufs Bild kommt. Geschafft… also langsam mal in Richtung Startplatz orientieren… wieder dem Herdentrieb folgend… und prompt einmal im Kreis gelaufen! Das kommt davon, wenn man weiblichen Kolleginnen vertraut…
Oha… Stau in Frankfurt… nichts neues… aber mit Fußgänger doch was neues… ich habe KEINE Ahnung, wo ich da stand, ach doch… am Fuß des Helaba-Turmes, da standen die >40-Minuten-Kandidaten. Realistischerweise hab ich mich mal da eingeordnet. Und ich war nicht allein…
Ein Schuss, ein Tor — nun war allen klar: Irgendwo DA VORNE laufen jetzt die ersten los und über die Startlinie. Nicht, dass wir davon irgendwas mitbekommen hätten! Aber man fühlte sich gleich ganz anders… Und immerhin, dann ging es schubweise langsam los… und nach 5 Minuten Laufen sah ich die Startlinie — die offizielle Zeitnahme zeigte da schon 22 Minuten seit dem Startschuss an.
Eschersheimer Landstraße, welcher Vollidiot hat die eigentlich bergauf gebaut? Braucht doch kein Mensch, sowas!!! “Ja ja, dafür gehts dann Richtung Oper wieder bergab, da läufts von allein”… blöder Spruch, erstmal den Berg raufkommen… so langsam fühlte ich mich wie der Suzuki Swift-Fahrer beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Dauernd gucken, dass man nicht von den Rasern umgerannt wird, links uns rechts rauschten mindestens überschallschnelle Läufer vorbei, während ich da so langsam meine kerzengraden Kreise zog.
Ein Schild, noch ein Tor, der das Schild hielt… “Noch 3,500 Meter”… inzwischen auf der Bergabstrecke… Vierspurige Straße voller Menschen, die mehr oder weniger locker vor sich hinliefen… erstes Erfolgserlebnis, 2 Walkerinnen mittleren Alters überholt… TSCHACKA!!!! Weiter… oha… Seitenstechen, gekrümmter Gang und hochroter Kopf… Mädel, da biste zu schnell angegangen… wieder eine Überrundung… wenn das so weitergeht, werde ich doch nicht als letzter über die Ziellinie kriechen…
Wasn hier los? Die Walkerin hab ich doch vorhin schon überholt? Kann ja wohl nicht wahr sein! Ok, wieder vorbei, die hat sicher bei der letzten Kurve abgekürzt… (klarer Fall von denkste, ich sah sie zwischendurch auch joggen, das ging noch 3mal so bis zum Ziel)
Wasserstand… pahhh…. für Luschen… das Shirt funktioniert, bin kaum geschwitzt… und so warm ist es auch nicht… wieder einige Durstige überholt… wasn nun los… Wasser von oben? Ach so, die Soc Gen hat die Dusche aufgedreht… Mist, ist das nass! Aber die Straße ist flach, das ist die Hauptsache, und die alten Knochen schmerzen auch nicht mehr. Beeindruckend, was ein paar Hormone doch bewirken können.
Diese Zuschauer… kopfschüttelnd schaue ich mir das an… “weiterlaufen, los weiter”… ihr habt leicht reden, steht da gemütlich rum, mit dem Sekt und Bier in der Hand und schaut den anderen beim Rennen zu… aber so ein bisschen pusht einen der Applaus schon und welcher Mann würde schon vor den jungen Frauen zusammenbrechen wollen… also Messer zwischen die Zähne und weiter im Text!
Kein Kilometerschild mehr, nur noch ein kleiner Getränkestand, aber mein Pegel ist noch ok. 2 Tage lang viel trinken füllt scheinbar doch den Speicher auf. Hmm… ein Gesprächspartner, why not, Luft ist genug da, da haben die Mädels von MLP vorhin bisschen geschwächelt am Deka-Hochhaus. Keiner weiß, wie weit es noch ist, also mal bisschen reden beim laufen, das Tempo ist ok so. Und zwischendurch ein bisschen rumfluchen, das entspannt ungemein. Immer noch kein Schild… zumindest sehen wir keins… wasn da vorne? ZIEL. Ein Ruck geht durch das laufende Volk, die letzten Zuckermoleküle Richtung Muskel umgeleitet.
Auch mein Mitläufer und ich geben nochmal Gas, die wild piepende Pulsuhr wird ignoriert. Bei der Flucht vor dem Säbelzahntiger hat doch auch kein 180er Puls gestört! Nun merke ich auch, wie schwierig es ist, sich durch das Feld nach vorne zu kämpfen… wo ist die Lücke… 2 Schritte seitwärts, einer nach vorne… noch näher… da die Uhr… Kopfrechnen nach soviel Kilometern… 45 Minuten… durchs Ziel und langsam weitertraben…
Geschafft… in doppeltem Wortsinn. Cool.

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