Nordseeurlaub, sehr klassisch
Im Frühjahr an die Nordsee fahren kann gut gehen. Muss es aber nicht. Aber nach dem DHB-Final Four hat es sich angeboten, noch ein paar Tage an die See zu fahren. Eine kleine Ferienwohnung in der Nebensaison ist bezahlbar, hat zwei getrennte Schlafräume, SAT-Fernsehen und eine Badewanne. Was will man(n) mehr?
Von Hamburg aus kommt man sehr schnell nach Sankt-Peter Ording, zumindest wenn nicht lauter Kriecher auf der Landstraße unterwegs sind… Schlüssel abholen und rein ins Eigenheim. Sehr schön gelegen im Ortsteil Dorf, zum Bäcker keine 10 Minuten zu Fuß, die letzte Quergasse vorm Deich, bis zur Deichkrone auch nur 10 Minuten. Und genügend Kneipen gibt es auch im Dorfkern!
Nach einer ersten Ortsbegehung schauen wir mal nach dem Wasser. Oben auf dem Deich – da sieht man keins. Sankt Peter-Ording hat vor dem Deich noch einige hundert Meter Salzwiesen, die ab und zu überspült werden. Dann noch einige Meter Sand und dann kommt das Watt. Bis zur normalen Flutgrenze war das ein guter Kilometer, dummerweise war auch noch Ebbe. Ein Schlenker zu einer der charakteristischen Pfahlbauten – “heute Ruhetag” an der Strandhütte. Schade, aber den Kaffee auf der Terasse in sieben Metern Höhe haben wir anderntags nachgeholt.
Was gibt es sonst noch? SPO besteht aus vier Ortsteilen, einer davon ist das “Bad”. Mit einer Salzwassertherma und einer Seebrücke – einem breiten Holzsteg, der vom Deich bis vor an den Strand geht. Inzwischen in Sylter Hand, am Deichende hat der “Gosch” (teure Variante von “Nordsee” bzw. Feinkost Käfer in Fisch) eine Filiale, die Pfahlbauten “Arche Noah” gehören zur “Sansibar”. Der Weg bis nach vorne zieht sich, vor allem bei Nieselregen und oder Windstärke 5-6.
Im Westküstenpark waren wir auch – ein kleiner Tierpark mit hauptsächlich Haustieren. Ziegen, Pferde, Schafe, so was eben. Eine Greifvogelvoliere gab es auch. Und als Highlight ein Robbenbecken, in dem genau in der Woche gerade das Wasser gewechselt wurde. Also nur eine Pfütze mit einigen Robben drin. Schade. Dafür war das Mittagessen überraschend gut, Nackensteak mit Pommes und Cola-Bier. Immerhin sind wir ZU FUSS zum Park gelaufen, das waren immerhin zwei Kilometer einfach. Überhaupt die Lauferei, die macht viel mehr Spaß an der flachen See. Gut sieben Kilometer hatte ich jeden Tag auf der Uhr. Da kann man auch beim Essen mal zuschlagen. Und gut gegessen haben wir jeden Tag, es war kein schlechtes Lokal dabei. Vielleicht hatten wir Glück?
Einmal wiederum hatten wir wirklich Pech. Die gute Idee “wir laufen nach Bad, gehen mit meinem Vater zum Essen und fahren dann mit dem letzten Bus nach Hause” scheiterte. Wieso? Weil die letzten Busse um 21 Uhr nur in der Hauptsaison fahren (Juli/August). Im Mai fährt der letzte schon um 19 Uhr. Und dann fängt es auch noch an zu nieseln. Nieselregen, einsetzende Dunkelheit, eine Scholle mit Bratkartoffeln und zwei Schnäpse – nein, heute lauf ich nicht die 3,5 Kilometer heimwärts. Zum Glück stand ein einsames Taxi vor der Therme, eine Rettung mit vier Rädern.
Mit dem Wetter hatten wir insgesamt aber wirklich Glück. Zwei verregnete Vormittage liessen sich auf der Couch gut überbrücken – Scrubs, Big Bang Theory und How I met your mother. Und abends Regen ist auch fein, Couch geht da auch hervorragend. Beim ersten Versuch auf der Seebrücke hat der Nieselregen genervt, so dass wir nach 2/3 umgedreht sind. Aber der Wind, Leute, der geht ab! Einen Tag Stärke 4-5, Böen 6. Klingt verhalten, in der Beaufortskala nennt sich das “mässige” bzw. “frische Brise”. Wenn man oben auf dem Deich steht, ist das in jedem Fall ein ordentliches Lüftchen, dass einen schräg gehen lässt. Und bei der Seebrücke gegen den Wind nach vorne laufen fühlte sich an wie bei den Proikickern mit ihren Gummibändern…
Der kulinarische Höhepunkt war der letzte Abend. Koffer schon gepackt, nur noch mal im Dorf abends Essen gehen. Heutzutage stressfrei, man nehme das Smartphone, eine passende App (Tripadvisor in meinem Fall) und suche sich was Nettes. In diesem Fall das “Restaurant Immer hin”, nur gut fünf Minuten zu laufen. Sehr schön eingerichtet, super Service und sehr leckeres Essen zu fairen Preisen. Mehr braucht es wirklich nicht! Karotten-Ingwer-Suppe mit Krabben, danach Lammkotellets mit Shrimps. Ein Nachtisch ging beim besten Willen nicht mehr rein, dafür wurde meiner Frau sogar in die Jacke geholfen. Auf die Idee war in den acht Tagen zu vor noch kein Kellner gekommen…
Und sonst so? Viel Entspannen eben, dafür sind die menschenarmen Nordseedörfer wirklich prima.Die Seeluft hat wirklich was für sich, die Nase (und irgendwie auch der Kopf) werden merklich frei. Den Unterschied habe ich in der ersten Nacht zuhause deutlich gemerkt.
Ansonsten ist die Nebensaison noch sehr überschaubar, zwar sind die Läden alle schon offen, aber Shopping nach 18 Uhr – Fehlanzeige. Ebenso Busfahren, wie schon erwähnt. Positiv wiederum ist die Tatsache, dass man in jeden Laden reingehen und sich in Ruhe umschauen kann. Auch in den Restaurants ist immer ein Tisch frei, die Küche schnell und die Servicekräfte sind nicht gestreßt. Dazu sind natürlich die Übernachtungspreise erheblich günstiger.
Die Rückfahrt verlief auch entspannt. Was nützt einem der schönste Urlaub, wenn man auf den letzten Metern noch Stress kriegt. Ein paar Baustellen, klar, aber kein Stau, kein Regen, lockere sieben Stunden mit Pausen. Und das Beste: im Oktober fahren wir wieder hin. Aber das wird eine andere Geschichte.
Noch ein paar Links:
Unsere Ferienwohnung
Die Vermietungsfirma
Bilder gibt es bei Facebook genügend 🙂