Halbfinale Final Four

Die Halbfinalspiele zwischen Chekhovskie Medvedi und Barcelona beziehungsweise Ciudad Real und dem THW fanden am Samstag statt. Schon im Hotelaufzug kamen die ersten Sprüche von Kielfans aufgrund meines Löwentrikots – “die Kätzchen müssen wir auch noch zähmen”. An der Halle dann blöde Sprüche, Teil 2: “hööhööö, ihr armen Badener, seid ja nicht dabei”. Kann man von Atem eine Alkoholvergiftung kriegen? Ich denke schon… Mittags um drei schon hackedicht, das kenne ich nur vom Stehblock im Waldstadion. Dann noch “Geblöke” wie “Rhein-Neckar Würstchen”, da freut man sich doch schon auf das Spiel und das harmonische Beisammensein mit den anderen Fans.

Und da ging es auch entsprechend weiter. Nachdem der neue Pokal mit Flex, Schweißbrenner und Feuerwerk präsentiert wurde (sind wohl nicht fertig geworden, die Künstler), durften die ersten Spieler einlaufen. Und schon gab es die ersten Pfiffe, gerade gegen Rutenka von Barcelona. Da kam der Fairplay-Aufruf (“Feuert euer Team an und begegnet den Aktiven und anderen Fans auf eine positive Weise”) bei den Kieler Fans wohl nicht wirklich an – und das tat er bis zum Turnierende nicht.
Das Spiel gewann Barca recht sicher mit sieben Toren, auch wenn die Russen in der zweiten Hälfte noch mal heran kamen. Doch eins muss man den Russen lassen – wenn sie schon untergehen, dann mit Klasse und Stil! Zwei lupenreine Kempas hintereinander ließen die Halle jubeln. Vier Zeitstrafen, sechs gelbe Karten, insgesamt eine ruhige Kugel.

Nach dem Vorgeplänkel kam dann das Spiel, auf das alle gewartet hatten. Die Neuauflage des Finales der letzten zwei Jahre stand an, damals hatte jeweils Ciudad Real die Nase vorn. Beide Mannschaften hatten dieses Jahr harte Einschnitte in den Kadern zu verzeichnen, doch nun stehen beide vor der Meisterschaft. Nun sollte der wichtigste Titel dazu kommen.
Schon das Einlaufen der Mannschaften zeigt, was da heute gebacken sein würde – Ciudad wurde gnadenlos ausgepfiffen, jeder Kieler wurde gefeiert wie ein Erlöser. Fairplay geht einfach anders, daran ändert auch der Hinweis “in Spanien wäre das auch so” nichts.
Ciudad hatte den besseren Start, aber so wirklich absetzen war nicht drin. Gerade Omeyer wurde im Spielverlauf (wieder mal) immer besser, so dass Kiel immer öfter zu leichten Toren in der ersten Welle kam. Die Aggression auf den Rängen übertrug sich auf die Spieler, sieben Mal durfte sich ein Kieler auf die Bank setzen (Real drei Zeitstrafen). Dazu noch die Diskutirerei, es ist einfach unsportlich, wenn der Linksaußen direkt nach dem Pfiff nach Rechtshalbe wetzt und dem Schiri eine Kassette ins Ohr drückt – wo der Torhüter da doch auch schon steht und motzt. Aber die Schiedsrichter ließen sich wirklich davon beeindrucken, sie pfiffen nun weniger souverän wie zuvor. Streckenweise wirkten sie etwas überfordert, zwar nicht parteiisch, aber so kamen die Kieler in Front. Und sicher, dazu sind sie zu abgezockt – das haben sie sich nicht mehr nehmen lassen. Also stehen die Kieler gegen Barcelona im Finale.

Eben dieses hatte bereits in der Pause die sehr parteiische Moderation angekündigt, als in einer langweiligen, weil vorhersehbaren Grölabstimmung bestimmt wurde, wer “der beste Fan” ist. “So, hier haben wir die beiden Gruppen, die das Finale morgen bestreiten sollen, wenn es nach uns geht – Barcelona und der THW KIEL”. Barca war da schon weiter, Kiel nicht – aber warum sollte ein Hallensprecher auf neutralem Platz auch neutral sein?! Na ja, für die Barca-Fans ordentlicher Applaus, für die Oben Ohne-Fans von der Ostsee holten die Heimfans alles aus ihren Tröten raus. Absehbar wie das ausgeht… Erinnerte mich alles ein wenig an die TV-Übertragung vom deutschen Pokal-Finale (HSV – RNL), als der Kommentator jedes Tor des HSV bejubelte und bei Gegentoren fast in Tränen ausbrach.

One Response to “Halbfinale Final Four”

  1. Sandra sagt:

    Ein Glück, dass Du – im Gegensatz zu den parteilichen arroganten Kieler – objektiv bist!

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