Hamburg – "Starway of the Doom"

Die Stadt Hamburg hatte eingeladen und alle alle kamen. Die Sedov, die MS Astor, die MS Deutschland und auch die AIDAAura. Und der Torsten und die Dani.

“Cruise Days” nennt sich das Spektakel, mit dem Hamburg an der maritimen Begeisterung der Deutschen auch mitverdienen will. Kiel hat bereits die “Kieler Woche”, in Bremerhaven findet alle paar Jahre die “SAIL” statt. Da sich Hamburg mittelfristig als Kreuzfahrthafen profilieren will (neue Terminals für maximal sechs Schiffe gleichzeitig sind in Planung oder Bau) und die gelegentlichen Besuche der “QM2” schon das Besucherpotential bewiesen haben, bieten sich die Luxus-Liner als Aufhänger für das hiesige Ereignis an.

Also über den Tourismus-Verband das Paket “4-Sterne-Hotel, Hamburg-Card (ÖPNV gratis und noch Rabatte bei manchen Sehenswürdigkeiten) und Barkassenfahrt bei der Auslaufparade” gebucht, dazu noch ICE Frankfurt-Hamburg. Wobei hier der Sparpreis 50 in der 1. Klasse uns billiger kam als Normalpreis 2. Klasse – die Sparangebote der 2. Klasse sind bei der Bahn auf den Hauptstrecken eh schon in Minuten weg… also um 8 in Hauptbahnhof in die DB-Lounge mit Klimaanlage, Zeitung und freien Getränken, allein diese Ruhe war schon den Aufschlag wert, der kein Aufschlag war. ICE locker durchgefahren, in Hamburg S-Bahn, Haltestelle Landungsbrücken, Hotel in Sicht. SCHOCK!
Zwischen Uferbereich und Hotel war eine Treppe, von der Zahl der Stufen her ungelogen 4. Stock, da wich die Entspannung doch schnell. Also mit den Taschen die Treppe rauf, oben unauffällig durchgeschnauft und das Hafenpanorama genossen, einmal rum ums Hotel, eingecheckt und Koffer eingelagert. Praktisch, so was. Und ab an den Hafen. Auf den Landungsbrücken war schon gut was los, immerhin war erst Freitag Mittag.
Zum Einstimmen ging es auf einen total stilechten Mississippi-Dampfer mit Schaufelrad und blauem Kunstlicht, ein lustiger Geselle erklärte uns wo vorne, achtern, back- und steuerbord sind und was im Hafen so Sache ist. Die Containerterminals sind schon beeindruckend, wenn man die Riesenschiffe sieht und dass diese in 48-72 Stunden komplett be- und entladen werden. Nebenan lässt sich Mr. Abramovich das sechste Luxusbootchen bei Blohm & Voss bauen, 176 Meter für ca. 350 Millionen Euro. Aber gibt es auch billiger, BV baut Yachten ab 1,000,000 € – pro laufendem Meter… ok, das wird wohl dieses Jahr noch nix.

Nach dem Einchecken waren wir abends auf dem Dom, was nicht heißt, dass wir auf der Kirchturmspitze standen – so heißt in Hamburg der Rummel. Dani auf dem Riesenrad, das hat Überwindung gekostet, dafür gab es auch lecker Alkohol und Würstchen. Und nachts dann ein kuschlig warmes Bett… Leider haben wir das Dom-Feuerwerk verpasst bzw. nur im Zimmer gehört, am nächsten Morgen haben wir dann gelesen, dass immer freitags um 22:30 da eine riesige Knallerei ist. *grummel*

Die Nacht zu kurz, weil wieder mal keine Klimaanlage, dafür das Brummen der Lagerraum-Kühlung direkt vorm Fenster in Einklang mit dem Quietschen der U-Bahn 150 Meter entfernt. Da konnte mich dann das AIDA-Nebelhorn um 06:15 auch nicht mehr wirklich wecken. Aber ich dafür die Dani, damit sie das Schiff beim Vorbeifahren fotografieren konnte. Nach dem Frühstück im überfüllten, service-armen Restaurant ging es raus ins Geschehen. Die Stadtrundfahrt hat uns über die Teile Hamburgs aufgeklärt, die wir am Vorabend noch nicht gesehen hatten – die teuren Villen an Binnen- und Aussenalster, die großen Kaufmannskontore in der Innenstadt, Teile der Reeperbahn. Zur Vertiefung fuhren wir auf den Jungfernstieg, wo zeitgleich der Cristofer Street Day stattfand. Ob man dort wie in alten Zeiten eine gute Partie an Land ziehen konnte, blieb unklar – aber dafür fand Dani im Karstadt eine neue Handtasche. Frau glücklich, ich platt von der Hitze und der Lauferei. Hotel, bisschen ausruhen, mehrfach duschen und Ansichtskarten schreiben.

Noch was Essen vor der Barkassenfahrt – gute Idee, wenn es schaukelt, sollte der Magen was zu tun haben, sonst kommt der noch auf blöde Ideen. Die Idee mit dem Futtern hatten aber noch andere, das gesamte Elbufer war voller Menschen, die den selben Geistesblitz hatten. Im Restaurant “Sagres Plus” war noch was frei, also portugiesisch. Hab ich mein Lebtag noch nicht gegessen, aber das Rumpsteak mit Spiegelei und Bratkartoffeln war superklasse und stand auch schon nach 10 Minuten auf dem Tisch! Auch der gegrillte Lachs meiner Freundin war sehr lecker, ich konnte mir kurz vor Toresschluss noch ein Häppchen zum Probieren schnappen…

Die Barkasse war größer als befürchtet, nach dem Ablegen ließ sich der Kapitän ein wenig die Elbe hinabtreiben, um auf die dicken Pötte zu warten. Man konnte ganz in Ruhe die Menschenmassen betrachten, die entlang des Ufers in mehreren Reihen standen und auch auf die Dickschiff-Parade warteten. Langsam gingen im Hafen die blauen Leuchten an, die gemäß dem Motto “Blue Port” an vielen Gebäuden und Schiffen angebracht waren. Mit zunehmender Dunkelheit sah das klasse aus.
Kurz bevor wir Cuxhafen erreichten, kamen sie dann, nacheinander passierten uns die Sedov, die MS Deutschland von Bug bis Heck hell erleuchtet, ein echtes Traumschiff eben, und die AIDAAura (lautestes Nebelhorn im Test). Hinter der AIDA wendeten wir und fuhren zurück Richtung Überseebrücke, um auf dem Weg noch die Astor und die Cap San Diego, einen alten Frachter, zu bestaunen. Auf Bildern oder im Fernsehen (Stichwort “Traumschiff”) sehen die Schiffe doch harmlos aus, doch live sind sie doch viele Stockwerke hohe Blöcke, wenn sie majestätisch an der Barkasse vorbei gleiten. Mit solchen Bilder gesättigt fielen wir müde ins Bett im knackig warmen Zimmer.

Sonntag wurde lang ausgeschlafen, zumindest bis halb acht, Frühstück wie gehabt mittelprächtig, die Koffer abgegeben und in den botanischen Garten. “Planten und Bloomen”, sehr groß, mit eigenem Radisson-Hotel und Fernsehturm, Rosengarten, englischem Garten, Teichen und Eissalon. Da konnte ich endlich mal entspannen, das Ambiente geniessen und lecker Eis schlecken. Auch die 1,5-Liter-Flasche Wasser verschwand schnell in unseren durstigen Kehlen. Nach einem längeren Fußmarsch zurück zur Elbe stand uns erneut der Sinn nach Nahrung – leckeren Rotbarsch mit Krabben (“Büsumer Art”) und Bratkartoffeln mit Speck. Zurück ins Hotel, ein letztes Mal diese schreckliche Treppe hoch, die Taschen geholt und per S-Bahn zum Bahnhof. Wieder DB-Lounge, etwas kleiner als in Frankfurt, aber auch kühl. Zumindest empfindet man 26°C enorm angenehm, wenn es draussen stickig-schwüle 33°C sind. Mit Lüftchen am Wasser kann man das noch gut ertragen, aber mit Tasche auf der Schulter die Treppen rauf- und runter – das ist Sport! Für mich zumindest. Eine halbe Stunde ausdampfen, bißchen Formel1 auf dem Großfernseher und fast schon ausgeruht zum Bahnsteig. Das Abteil nicht mal halbvoll, drei Stunden nach Hause schweben… der nächste Urlaub findet ausschliesslich im Zug statt!

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