Die Beste Band der Welt

Die Kurzform des gestrigen Abends: 18:25 S-Bahn nach Frankfurt – 19:15 Betreten der Festhalle – 20:15 Konzertbeginn – 23:05 Konzertende – 23:31 S-Bahn Richtung Rüsselsheim – 00:10 Heimkehr.

So, wer noch mehr wissen will, kann noch weiterlesen… Die Ärzte, in der Frankfurter Festhalle, klar, dass ich dabei sein musste. Zwei Monate lang hing die Karte an meiner Pinnwand und nun war es endlich soweit. Zahnschmerzen werden mit doppelter Arzneimitteldosis bekämpft und nach zweimal nachdenken ab ins Auto. Am Bahnhof angekommen die erste Neuigkeit – es ist kalt. Und die zweite – die S-Bahn hat zehn Minuten Verspätung. Streiken die schon wieder? Nein. Ok. Also in die Bahn, die ersten Ärzte-Fans hat man hier schon gesehen, und am Frankfurter Hbf wurden es mehr. VIEL mehr, denn zur Festhalle führen nur die U4 und die Straßenbahn. Bei dem Wetter blieb man lieber unter der Erde, also war die U-Bahn voll. Wieso man an der Festhalle wiederum einmal komplett drumrum laufen muss, um von der Bahn zum Eingang zu kommen, hab ich noch nie kapiert. Einlasskontrolle, Karte vorgezeigt, auf den 2. Rang hochgeklettert, Sitzplatz in Bühnennähe erwischt und nun ging das Warten los.

<warten>

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Um acht Uhr sollte es losgehen. Nix. Dafür hat der Stehblock vor der Bühne schon erste Ekstasen, wenn hinter dem Bühnenvorhang jemand über die Drums stolperte. Also Zeit, die Leute zu beobachten.  Von 12 bis 60 Jahren war alles vertreten, ist morgen eigentlich keine Schule? Und gab es Ermäßigung auf den Senioren-Ausweis? Lauter süße, knackige Hintern schoben sich in Augenhöhe an mir vorbei, wobei in dieser Saison der Trend durchaus zu etwas breiterem Rückenende geht. Außer bei der Kinderfraktion, obwohl… Das große M zeigt seine Spuren überall!

*bämm boom schepper* Huch, was ist da passiert, da singt jemand hinter dem großen Ärzte-Emblem, welches, auf eine große schwarze Leinwand gemalt, immer noch den Blick auf die Bühne verdeckt. Eine Panne in der Technik? Sollten wir das Konzert nur etwa nur mit einer Audio-Spur erleben? Nein…. das Handtuch fällt, die Bühne ist in Sicht, Triple-Spot auf die Protagonisten des Abends, die erstmal die klassishe Rollenverteilung erklärten: “Wir sind die beste Band der Welt und ihr das Publikum und wenn wir euch um was bitten, dann ist ein Imperativ”. Ach was? War das jemals anders? Und dann ging es los, ein Brett nach dem anderen wurde in die tobende Menge geschossen. Ich kopier einfach mal aus einem anderen Blog:

  1. Angeber
  2. Deine Freundin
  3. Ich ess Blumen
  4. Lasse redn
  5. Schunder-Song
  6. Die ewige Maitresse
  7. Perfekt
  8. Schrei nach Liebe
  9. Anneliese Schmidt
  10. Teenagerliebe
  11. Alleine in der Nacht
  12. Elektrobier
  13. Punkbabies
  14. Unrockbar
  15. Friedenspanzer (=Publikumswunsch)
  16. Westerland
  17. Zu spät
  18. Ich bin reich
  19. Rebell
  20. Junge
  21. Nichts in der Welt
  22. Wir sind die Besten
  23. Tu das nicht
  24. Manchmal haben Frauen
  25. ½ Lovesong
  26. 2000 Mädchen
  27. Nie wieder Krieg, nie mehr Las Vegas
  28. Breit
  29. El Cattivo
  30. Madonnas Dickdarm
  31. Heulerei
  32. Der Graf
  33. Ignorama
  34. Deine Schuld
  35. Himmelblau

Da waren einige Stücke dabei, die ich nicht kannte. Gerade von den jüngeren Alben. Dazu kam, dass man von lauter Lärm der Instrumente die Texte nicht immer verstehen konnte. Und die Jungs waren seeehr laut! Extrem heftig, wenn es den Sound direkt in die Magengrube druckt und die ganze Halle vibriert. Auch ich ging das eine oder andere mal leicht aus mir raus und sang laut mit. Ich glaube zumindest, dass es laut war – gehört habe ich nichts davon. 🙂 Überhaupt nichts. Was vielleicht auch besser so war. Die alten Klassiker konnte ich zumindest gut mitgrölen.

Zwischendurch wurde die Musik-Show immer wieder aufgelockert – diverse La Olas gingen durch die Halle, von vorne nach hinten… hinten nach vorne…die selten dummen Sprüche, die sich Bela und Farin dauernd zuwarfen und vor lauter Ansage fast vergaßen das Lied endlich anzufangen. Ein Mädel aus der fünften Reihe durfte sich ein Lied wünschen, da kam dann Friedenspanzer raus…
Auch beeindruckend – zwischendurch wechselten sich die drei an ihren Instrumenten ab, Farin am Schlagzeug oder Bass, Bela und Rod mit einer Gitarre um den Hals, und fast alles klappte fehlerfrei. Eben handgemachte Musik, den Unterschied merkt man immer, wenn die Künstler wissen, was sie tun. Obwohl… Ärzte und “Sie wissen was sie tun”?

Nach zwei Stunden wollten die Nasen doch wirklich schon verschwinden. Denkste…  das Volk rief nach seinen Helden und sie kamen und ließen sich feiern. Wie viele Zugaben davon geplant waren? Ich glaube – ALLE. Denn erst als letztes Lied kam “Zu spät”, auf das meine Nachbarin nun schon fast drei Stunden hingefiebert hatte. Auch “Teenagerliebe” und “Schrei nach Liebe” (inklusive einem tausendstimmigen dreifachen “ARSCHLOCH”) waren erst bei den Zugaben dabei und heizten der Menge kurz vor Schluss noch mal richtig ein.

Nach der dritten Zugabe und einer langen Version von “Zu spät”, bei der Bela das Publikum zu einer “SCHNAUZE FARIN!”-La ola brachte – doch nachdem Farin eingeschnappt die Klappe hielt, war Bela in der Bredouille, weil ohne  Gitarre das Lied nicht läuft… Einfach geil!
Ein langer Abend ging zu Ende, das Licht im Saal ging an, untrügliches Zeichen, den Musentempel nun gefälligst zu Verlassen. Und der Abend ging fast gut weiter – das inoffizielle T-Shirt gab es nur bis Größe XL… Dafür gab es gleich eine U-Bahn und trotz  der späten Stunde bekam ich am Hbf auch noch gleich eine S-Bahn… die dann hauptsächlich Ärzte-Fans nach Hause brachte.

Was fehlte? Zumindest noch die unanständigen Lieder, wie “Gwendolyne”, “Bitte Bitte”, “Feminin” (“Schwanz ab!”) oder “Claudia”. Mal auf das Cover der beiden Best of-Alben spicken. “Männer sind Schweine”, “Elke” (war auf einem früheren Konzert schon als Publikumswunsch gelaufen), “Quark”… allein diese Handvoll Lieder, gemischt mit der Ärzte-Show, hätte das Konzert bis nach Mitternacht verlängert. Wenn man das so Revue passieren lässt merkt man drei Dinge:

  1. Die Ärzte sind die Beste Band der Welt
  2. Die Ärzte sind schon lange im Geschäft
  3.  man selbst ist schon verdammt alt, wenn man Lieder wie “Zu spät” oder Westerland aus dem Radio PowerPlay kennt statt aus der Oldie-Show

PS: 38 Titel, höre ich grade im Radio, wurden gespielt. Und ich war dabei. 🙂 Wer die fehlenden drei Tracks oben in der Liste vervollständigen kann, sagt BESCHEID!

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