London – auf ein Neues

Bester Laune komme ich freitags im Terminal 1 an. Heute geht es wieder nach London, und da drüben steht schon mein Vater, der mich dieses Jahr begleiten wird. Alleine wäre es doch arg öde. Erstmal Frühstück, beim Käfer gibt es zumindest guten Kaffee und für mich ein Müsli. Online eingecheckt habe ich gestern schon, die Bordkarte ist digital auf dem Handy. Modern times halt.

Am Gate dann die erste ÜBerraschung – Busfahren statt Einsteigen ist angesagt. Der Bus fährt gefühlt bis nach Walldorf, unsere Maschine steht nämlich in der Cargo City zwischen lauter Frachtmaschinen. Hauptsache rein in den Eimer, Platz gefunden und dann geht es los. Der Flug ist ruhig, das Käsesandwich geschmacksneutral, ebenso das stille Wasser. Aber zumindest kann man sitzen, das ist doch auch schon mal was! Drei Ehrenrunden über London dank Warteschleife, leider konnte man aufgrund der Wolkendecke kaum etwas sehen. In Heathrow dann fragende Blicke meines Begleiters, allerdings kann ich mich nun auch nicht mehr so genau erinnern, wie das letztes Jahr wahr. Doch nach ein paar Minuten sind wir durch die Passkontrolle durch und auf dem Weg zu U-Bahn.
Letztes Jahr hatte ich den Heathrow Express genommen, war auch ok, aber schon teuer. Und mein Kollege meinte zu mir, dass es mit der U-Bahn auch ok sei, einen Sitzplatz kriegen sei kein Problem. Falsch. Zumindest bei der Fahrt nach London waren es dreißig Minuten Stehen in der wackligen Konservendose, ich war froh, als wir in Hammersmith waren. Noch ein paar Stationen zum “Grosvenor”-Hotel, das direkt an der Victoria-Station liegt. Als wir den Eingang gefunden hatten, staunten wir nicht schlecht. Eine Empfangshalle im alten Stil, mit großer Freitreppe und riesigem Kronleuchter. Es fehlte eigentlich nur noch der Concierge mit Livree und gelüftetem Zylinder.

Da unser Zimmer noch nicht fertig war, gingen wir erstmal in die Bahnhofshalle. Was für ein Trubel. Mittendrin etwas, was nach Kneipe aussah. Ok, irgendwo auf der Welt ist immer schon nach vier, oder? Jeder ein Bierchen und Leute gucken. Auch nicht viel anders als als zu Hause, alle in Eile, alle zielstrebig am Flitzen vom Zug, zum Zug. Durch den Hintereingang – direkt aus der Bahnhofshalle – ging es wieder ins Hotel. Aufzug in den vierten Stock, zweimal um die Ecke, den Gang entlang, durch das hintere Treppenhaus, zum zweiten Aufzug, ein Stockwerk nach nach oben in den sechsten Stock (häääh?) und den Gang runter zum Zimmer. Oder so. Das Zimmer. Nun. Es ist klein. Bei zwei getrennten Betten (no Queen, no King), zwei Nachttischen und einem Schreibtisch samt Stuhl bleibt für zwei Personen nicht mehr viel Platz. Im Bad ist überhaupt kein Platz für zwei. Nicht mal für einen… Ausblick hat es auch – von oben auf die trüben Glsdächer des Bahnhofs, im Hintergrund, auf der anderen Seite der Themse, blinken die Warnlichter der Baukräne an der Battersea Station. Romantik pur. Aber hey, die Betten sind bequem und insgesamt ist es auch recht leise.

Nun aber ab Richtung O2, denn wir sind ja wegen der Musik hergeflogen. Mit der U-Bahn kommt man nun schon besser zurecht, rauf die Treppe, runter die Rolltreppe, einmal umsteigen und wir stehen vor der Monsterhalle. Genau wie letztes Jahr stellt sich bei mir das “wow” wieder ein, dieses Ding ist einfach riesig. Aber auch gut ausgeschildert, so fanden wir schnell den Eingang und nach einer Sicherheitsschleuse auch die – natürlich – Rolltreppe zu unserem Block. Bisschen Zeit müsste doch noch sein, bis das Konzert anfängt? Also noch mal was zum Essen auftreiben, immerhin ist es seit dem müden Sandwich über den Wolken schon wieder ein paar Stunden her. Überraschend lecker, der Burger, auch die Pommes und mein kleines Bierchen. Beim Kauen schauen wir uns die Leute wieder an. Viele mit Cowbowstiefeln und -hüten, außerdem scheint diese Saison in London “eng” wieder im Trend zu sein: Jeans, Oberteile, Leggins (*grusel*), alles betont die Figur. Sieht nicht immer gut aus, aber konsequent. So, genug geguckt, jetzt wollen wir was hören. Praktischerweise hat “Old Dominion” schon angefangen und beim Weg zu unseren Plätzen scheppert es schon im Bauch. Erste Band, erstes Lied und die Soundtechniker haben die Regler schon am Anschlag? Letztes Jahr war das nicht so heftig, aber gut, diesmal sind die Plätze auch deutlich näher zur Bühne und den Lautsprechertürmen. Das wurde für die nächsten vier Stunden auch nicht mehr besser, was mir den Musikgenuss nachhaltig versaut hat. Diese Musik war gut, keine Frage, aber wenn jeder Zupfer des Bassisten den Magen um ein paar Zentimeter anhebt, ist es übertrieben. Gerade beim eigentlichen Hauptact “Tim McGraw & Faith Hill” war dann endgültig Sense. Erst ein kleiner gemeinsamer Auftritt, dann Faith Hill ungefähr 40 Minuten alleine. Kommentar meiner Begleitung: “mit Country-Musik hatte das aber nix mehr zu tun, eher Gitarrenrock mit einem bisschen Blues und die Alte hat auf Powerröhre ala Tina Turner gemacht”. Könnte ich nicht widersprechen.
Folgerichtig sind wir kurz nach 10 aus der Halle, während Tim McGraw noch sein deutlich dezenteres Soloprogramm abspulte. Wir waren nicht alleine und auch nicht die ersten, die die Halle vorzeitig verließen. Immerhin ging es dann an der U-Bahn deutlich zügiger als letztes Jahr. Wenig los, gleich in die Bahn nach West Ham gesprungen. Und von da wieder direkt nach Victoria. Alles easy. Im Bahnhof noch ein kleines Kniffelspiel – Wasser holen für das Hotelzimmer. Der kleine Supermarkt hat sogar noch offen, aber die Kassen sind zu. Nur noch SB-Kassen. Interessant, das hab ich noch nicht ausprobiert, aber erfolgreich gemeistert. Jetzt nur noch ins Hotel, Zähneputzen und Pennen. Vorhänge zu hilft dabei.

Die Nacht war kürzer als gedacht, ich war schon um sechs wach. Ok, sieben Uhr deutscher Zeit, aber immer noch zu früh. Ein bisschen Lesen und den Vater noch ein bisschen schlafen lassen. Gut für die Stimmung und das Kharma! Bisschen restaurieren im Badezimmer und dann runter zum Frühstück. Englisches Frühstück, da stehe ich ja voll drauf. Krosser Speck, würzige Bohnen, fluffiges Rührei und Würstchen. Aber wie schon letztes Jahr im Tower Hotel konnte das auch hier im Grosvenor nicht überzeugen. Ob es daran liegt, dass es die selbe Hotelkette ist? Rührei lauwarm bzw. am Tisch dann kalt, Bohnen eher geschmacksneutral und die Würstchen waren schon letztes Jahr “merkwürdig”. Den “Bacon” (große Stücke Kochschinken, die wohl mal ein paar Minuten in der Pfanne waren) hab ich gleich auf dem Büffet gelassen. Hmmpf. Immerhin war das Müsli ok, das gibt Kraft für den Samstag. Bustour und ein bisschen Sightseeing steht auf dem Plan. Der Bus fährt direkt vor dem Hotel ab und am Ende drehen wir fast eine ganze Runde, vorbei an Big Ben (total eingerüstet), der Tower Bridge, St. Pauls, alte Pubs mitten in der City und was man als Tourist eben so gucken kann. An der Westminster Bridge steigen wir aus, ein paar Fotos müssen sein. Und bei einem Fußmarsch über den Trafalgar Square und “The Mall” kann man sich alles von Nahem anschauen. Unglaublich, was hier an Steinklötzen aufgebaut ist! Quer durch den St. James Park ging es am Buckingham Palace dann Richtung Hotel. Kurzer Mittagsschlaf. Danach mal sehen, ob es für eine echte Englische Teatime reicht. Ach, da war es wieder. “No reservation? Sorry, then you can take only a coffee in the normal restaurant.” Na, an der Bar ein Tee und einen Kaffee, kommt man auch mit klar. Wieder schaue ich mir die schöne Inneneinrichtung an. “Typisch englisch”, möchte man denken, dunkles Holz, Messing, einfach edel. Um den Tag nicht gänzlich zu vertrödeln, ziehen wir noch mal zu Fuß los. Sportlich sportlich, na, wir schlendern eher die Victoria Street entlang Richtung Westminster. Unglaublich viel Leute sind unterwegs, und was man auch hier so alles Einkaufen könnte… aber die Souvenirs für daheim haben wir schon und ich meine Postkarten auch z.T. schon geschrieben. Also schauen wir uns noch ein bisschen London bei Nacht an und trödeln langsam wieder Richtung Hotel.
Zum Abendessen hatte ich einen Tisch im hoteleigenen Chinarestaurant reserviert. Schön eingerichtet, sehr gemütliche Couch für, aber auch Vadderns Stuhl war wohl sehr bequem. Vorneweg muss ich sagen – mit dem üblichen Asia-Büffet hat das Restaurant ungefähr so viel zu tun wie eine Stehpizzeria mit einem echten Restaurant! Meine Wan-Tan-Suppe war sehr lecker, die Teigtaschen gefüllt mit Krabben. Und die Dim-Sum-Platte ebenso, superlecker (und teuer) gefüllt, da weiß man dann schon wieso die Vorspeise schon mehr kostet als anderswo das All-U-Can-Büffet… Zum Hauptgang hatte ich “Crispy Szechuan spicy chicken” bestellt. Vielleicht hätte ich weniger auf das “crispy” gucken sollen, denn es war echt scharf. Auch Papas “Chicken curry” hatte ordentlich bums, ich hatte zwar schon gehört, dass in England etwas schärfer gewürzt wird… aber das war heavy. Zum Glück hatten wir eine Flasche stilles Wasser bestellt, die war nachher leer. Lecker war es trotzdem. Nun noch einen Absacker in der Hotelbar. Knaller, der Laden, riesige Plüschsessel, so bequem habe ich seit langem nicht mehr rumgelümmelt. Dazu noch ein Scotch und ein Canadian-Club-Cola-Longdrink – für den Durst. Bettschwere wird zeitnah erreicht…

Der Sonntag verläuft entspannt. Morgentoilette, Koffer packen, kleines Frühstück (zwei belegte Brötchen und KAFFEE) und noch ein bisschen die Füße hochlegen. Auschecken und ab zur U-Bahn. Kleines Goodie – an den meisten größeren Stationen steht ein Bahnangestellter in der Nähe der “Oyster-Card”- Automaten rum und hilft einem bei der Bedienung weiter. Hab ich am Hauptbahnhof oder Konsti noch nicht gesehen… und die Route zum Flughafen gab es noch gratis dazu! In der Piccadilly Line war es am Anfang wieder recht voll, doch nach ein paar Stationen leerte sich der Zug und wir konnten die Fahrt im Sitzen genießen. Zwischendurch schien sogar noch die Sonne durch die Fenster, scheinbar hat sich London sehr über unsere Abreise gefreut. Am Flughafen ging es wie letztes Jahr recht zügig durch den Check-In und die Security, blieb nur noch das Warten am Gate. Und das zog sich noch mal… In der Schlange stehen mit einer italienischen Abitursklasse auf der Heimreise geht ziemlich auf die Ohren.
Am Ende war das Boarding um eine halbe Stunde verschoben, unser Startslot war auch weg und wir durften uns in den Stau auf der Taxiway einreihen. Dafür mussten die Triebwerke auf dem Heimflug noch mal ordentlich orgeln, um die Verspätung auf knappe 20 Minuten zu drücken. Ab durch die Mitte, leider war nach der Einreisekontrolle dann der Expressbus doch weg. Dafür warteten Frau und Kind auf mich, beide haben sich arg gefreut mich wieder zu sehen. Und bei “Peppa Wutz im Union Jack-Kleid” ist Alexander komplett ausgeflippt. Mal ein Glücksgriff beim Souvenirkauf.

Und nun? 2019 wieder? Schaun mehr mal…

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