Keine Feier heute
Heute wäre meine Oma 90 geworden. Man hätte sich darauf gefreut, dass man den Donnerstag als FEIERtag nutzt. Vielleicht hätte es die Hähnchenschenkel gegeben, die Haut nach mehrmaligem Einpinseln mit der Spezialsoße so knusprig. Oder doch Rouladen? Mit selbst gemachten Klößen, gefüllt mit krossen Croutons. Und nachmittags noch einen Frankfurter Kranz. Verfeinert mit Pfirsich-Konfitüre und viel Buttercreme. Sehr viel Buttercreme. Und einen Erdbeerboden. Mit Sprühsahne.
Findet nun doch nicht statt. Und wirklich was zum Erinnern hab ich auch nicht, irgendwie blieb bei der Wohnungsauflösung nichts bei mir hängen. Okay, ich hätte mir jeweils 100 Cola- und Biergläser unter den Nagel reißen können. Doch wohin, damals in der Zweizimmerwohnung? Hätte man damals gewusst, dass man fünf Jahre nach ihrem Tod eine Kneipe kauft, mit genug Platz… hach ja.
Baden waren wir ab und zu. Ich entsinne mich, dass wir auf der Nonnenau mal sogar im Rhein waren. Und das berühmte Miramar in der Bergstraße. Viele Tage im Schrebergarten. Was so hochkommt an Bildern. Ziemlich oft geht es ums Essen bei diesen Bildern, Frühstück, Mittagessen (mit “guter Suppe”), oder je nach Schichtdienst vom Opa, auch mal abends Schnitzel mit Zwiebelchen und Bratkartoffeln.
Einmal sind wir vom Garten nach Hause gehetzt. Weil Raumschiff Enterprise (TOS) kam und wir beim Gießen getrödelt hatten.
So werde ich am Feiertag nach Ginsheim rüber fahren. Und eine Kerze aufstellen an der Urnenwand. Keine Torte. Kann eh keiner wie die Oma. Mist.