Langes Wochenende in Köln
So, da bin ich wieder, draußen regnet das, also kann ich auch hier sitzen und die letzten drei Tage Revue passieren lassen.
Freitags ging es los, Köln stand an, Handball gucken, das erste Champions League Final Four überhaupt. Da hab ich bereits letztes Jahr zugeschlagen, 2 Übernachtungen im 4-Sterne-Schuppen mit dazu, ab gehts.
Auch wenn ich dergleichen schon vermehrt gehört habe – dieser ICE nach Köln ist der Hammer! Man steigt quasi in den Bahnhof ein und ist schon am Dom. Koffer in die Ablage, ein Weizenbier im Bordbistro und schon muss man den Koffer wieder runter wuchten. So, stehen wir also in Köln Deutz auf dem Bahnsteig, und nun? Ich will nicht drauf rum reiten, wer da so zielstrebig meinte “wir müssen Richtung Norden, das passt schon”… Jedenfalls passte es nicht und wir hatten unseren ersten unfreiwilligen Stadtrundgang. Doch alle Wege führen ins Hotel, großes Zimmer, Badewanne, Regenschwalldusche, direkter Blick aus dem fünften Stock über die Brache auf die Lanxess-Arena.
Da soll es morgen hingehen, doch ohne Mampf kein Kampf, also raus aus der Bude und mal schauen, was es so gibt. Nach Döner und Gambas (1 Kilo für 25 Euro) blieben wir bei einem Mexikaner hängen, noch ein wenig draußen sitzen. Und was trinkt man da? RICHTIG, Kölsch. Das gibt es laut der Kellnerin nur in so kleinen Gläsern, weil “sonst das Bier zu kalt wird”. Ja ne, is klar. Das Kölsch war auch in den großen 0,3-Gläsern noch kalt bis zuletzt, vermutlich trinken die Kölner einfach nur zu langsam. Mein Steak (überbacken und mit Chilis gefüllt) mit Bratkartoffeln war sehr gut, der anschließende Cocktail recht klein. Insgesamt sehr gehobenes Preisniveau, und das über zwei Kilometer vom Dom entfernt! Nun ruft das Bett aber schon arg, bequem ist das, und auch laut Hotel total Feng-Shui.
Samstag morgens steht der Zoo auf dem Programm, davor ein stärkendes Frühstück. Auch hier wieder Blick auf die Halle, ein großes Büffet lässt fast keine Wünsche offen. Zum kompletten englischen Frühstück fehlen nur die Bohnen, aber sonst ist alles da und sehr lecker. Nun soll der Weg zum Zoo führen, auf der Karte sieht das alles total leicht aus, doch die Wirklichkeit ist eine steinige, die Zoobrücke befindet sich in 15 Metern Höhe, nichts mit “mal kurz rauf”. Ach, lass mir die Ruhe, da gibt es doch sicher eine Straßenbahn, also reinsetzen und rüberzuckeln.
Nach dem Zoo kurz Vorräte auffrischen, Trikot und kurze Hosen anziehen und ab zur Halle, da erwartet einen schon AC/DC in ordentlicher Lautstärke …
So, raus aus der Halle, der Schock will verdaut sein. Vielleicht mit einem Kölsch? Hatte lange keins mehr, glaube ich! *hicks* Ein kleines Lokal in einem Nachbarhotel wirbt mit Kölner Küche, vielleicht ist das ja besser. Die Preise sind aber schon ähnlich gehoben wie gestern. Nachdem der mufflige Kellner uns doch noch im leeren Lokal einen Tisch anbieten konnte, vermutlich war mein Outfit (Trikot / kurze Hose) nicht nach seinem Geschmack.
Und wieso ich “Reibekuchen mit Apfelkompott” bestellt, aber welche mit Räucherlachs bekommen habe, weiß auch nur der Himmel. Dafür ist das Kölsch lecker, das Essen auch. Aber die schwache Bedienung gibt eben auch kein Trinkgeld… Na, ab Montag werden dann die Schlipsträger wieder mit ordentlich Geld um sich werfen, vielleicht hellt das seine Miene auf.
Und nun ab ins Hotel, der Grand Prix wartet! Der übliche Mix aus abstrusen Auftritten komischer Länder (Weißrussland mit Schmetterlingsflügeln auf dem Rücken), dazu seichtes Pop-Geplätscher (Großbritannien, gruselig). Und dann kommt Lena – die deutsche Hoffnung. Ein junges dünnes Ding, scheinbar wackelig auf den Stöckelschuhen, mit einem Lied über junge Liebe. Hmmm, das soll alles sein? Ganz ehrlich, ich fand es nicht doll, Platz 8-12 hätte ich gesehen. Doch nach den ersten Bewertungen zeichnete sich das “Wunder von Oslo” ab, immer mehr Punkte für Deutschland, Deutschland auf der linken Seite der Tabelle, immer weiter oben, die erste Führung, immer wieder acht, zehn, ZWÖLF Punkte… dass ich das noch erleben darf.
Wir hatten in den letzten Jahren immer mal gute Acts oder auch schön schräge Sachen, aber das man gerade mit so einer Nummer gewinnt?! Nein, das hätte ich nicht gedacht. Aber wie heißt es: “alles Geschmackssache, sprach der Affe und biss in die Seife”. Meine Favoriten waren eher Zypern, Belgien und die Rocker aus der Türkei. Meine erste Reaktion: “ich wander aus!” Nur, wohin – Europa ist bis auf eine Ostblockländer und Frankreich im Lena-Fieber?
Nun denn, gewonnen haben wir, nächstes Jahr sind wir Gastgeber, wo, wann, wer? Sicher werden weder Stefan Raab noch Hape Kerkeling weit sein und nun darf ich endlich ins Bett gehen, nachts um halb eins.
Licht aus.
Licht an, Sonntag, ausschlafen bis um 8. Denkste, ab halb sieben war ich schon wach, und das Frühstück gab es in einem separaten Raum. Wieso? Vielleicht wollte man die Sportfans von dem feineren Publikum fern halten, man sieht ja immer im Fernsehen, wie es da zu geht! Na, das Büffet war nun etwas kleiner, aber immer noch ausreichend. Ursprünglich wollten wir nach dem Frühstück noch in die Therme gehen, aber es war zu wenig Schlaf, lieber Koffer packen und noch ein wenig auf dem Zimmer ausruhen.
Koffer in die Aufbewahrung und dann ab zum Bahnhof, eine Station in der S-Bahn und schon ist man am Hauptbahnhof. Aus der Tür raus und da ist er – der Dom. Was für ein Riesending. Man ist in Frankfurt ja einiges gewohnt, was hohe Gebäude angeht. Aber dieses steinerne Monster ist einfach unglaublich riesig. Und dann die vielen Türmchen und Figuren, Statuen und Verschnörkelungen! Und der viele Regen… Moment, wo kommt das denn her – und so suchte auch ich Ungetaufter Schutz im Schatten dieses Gotteshauses. Und wurde weder vom Blitz erschlagen noch zerfiel ich zu Staub!
In einer Regenpause ging die Suche nach Essen los – Häuptling Grauer Haarschopf erspähte ein Steakhaus, ein wenig abseits und mit freien Plätzen im engen, aber trockenen Innenraum. Und nach den eher durchwachsenen Erlebnissen war der Laden ein echter Glücksgriff – Bier in ordentlichen Portionen, gutes Steak, leckere Soße und zum Nachtisch ein leckerer Warmer Apfelkuchen.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof kamen wir noch an einem menschlichen Wasserspeier vorbei. Ich weiß nicht, was beeindruckender ist, drei Liter Wasser auf ex trinken, oder die Fähigkeit, es wieder stoßweise auszuspucken. Krass, da lass ich doch mal ein paar Münzen im Hut.
Hauptartikel Finalspiele (kommt am Dienstag oder Mittwoch)
So, Kiel hat gewonnen und wie reagiert die Welt darauf? Mit einem Regenguss vom Allerfeinsten! Die wenigen hundert Meter zum Hotel reichten, um klatschnass zu werden. Jetzt ist es uns auch egal, Taxi zum Hauptbahnhof, noch einen Pizza-Snack und dann ab in den ICE nach Hause. Das geht wieder sauschnell, plötzlich tauchen in der Nacht die erleuchteten Tanklager von Raunheim auf. Noch die S-Bahn und rauf den Hügel. Rein ins Bett. Durchschnaufen. Einschlafen. Danke.
Fazit des Wochenendes
Hotel: Sehr schönes Zimmer, leckeres Frühstück, guter Service. Abstriche: die bodentiefen Fenster sind wohl nicht sonderlich gedämmt, in beiden Zimmern hörte man den Verkehr. Außerdem kommt durch die Größe doch viel Licht rein morgens, da bin ich etwas empfindlich. Das Klo versteckt hinter der Badtür war auch ungemütlich. Wieso die Handball-Fans am zweiten Morgen allerdings in ein separates Räumchen gesteckt wurden, hab ich nicht verstanden. Angst vor Schlägereien am kalten Buffet?
Event in der Arena: sehr zwiespältig – die Spiele durchweg klasse. Dagegen gibt die Parteilichkeit beim Hallensprecher zugunsten des THW Kiel und das überforderte Catering Minuspunkte.
Gastronomie: Wenn man Glück hat, kann man in Köln sicher prima weg gehen. Wir hatten letztlich 2 von 3 Nieten.
Deutscher Handball: Die deutschen Mannschaften haben mal wieder alle drei Pokale gewonnen. Nachdem es 2007 ebenfalls der THW Kiel war (plus HSV im Pokalsieger-Wettbewerb und Magdeburg im EHF-Pokal), konnten diesmal Kiel, Gummersbach und Lemgo wichtige Punkte in der EHF-Rangliste holen. Glückwunsch dazu!