Bryan Adams light

Was für ein Abend, vor das Konzert hat der kluge Mensch das Nickerchen gesetzt… dachte er zumindest, doch dummerweise kam sie wieder um die Ecke, die Parallelgesellschaft. Und wieder böse getarnt, keine Kopftücher, keine Glatzen – dafür mit Fackeln, Leuchten, Pferden und Blaulicht, dazu lauter, falscher, vielstimmiger Gesang. Ich hab gleich in der ganzen Wohnung die Lichter gelöscht, man weiß ja nie! Und wie die letzten Reste vom Martingszug im Dunkel von Marxheim verschwanden, dachte ich mir “da kannste dich nun auch fertig machen”.

Also ab ins Vectra-Mobil und rüber in die Jahrhundert-Halle, der Parkplatz schon 45 Minuten vorher gut gefüllt. Die Halle noch leer, schnell am Merchandising-Stand vorbei hechten, bevor man in Kaufrausch verfällt und mal schauen, ob der Stuhl bequem ist… Ist er, nun kann das Konzert kommen.

Was steht heute auf dem Programm, “A Very Special Acoustic Performance”, “Bare Bones Tour”, so so. Und die Bühne sieht auch ziemlich kahl aus, nur ein Klavier und ein Mikro. Und mehr sollte auch nicht kommen, mit nur 15 Minuten Verspätung stand Bryan auf der Bühne, eine Akustikgitarre unterm Arm und legte los. Gut 90 Minuten nur mit gelegentlicher Klavierbegleitung, ansonsten nur eine Stimme und eine Gitarre, quer durch das Repertoire der letzten dreißig Jahre. Ein bunter Mix aus Balladen und schnellen Stücken, darunter einige, die ich nicht kannte – und andere, bei denen mit einfiel “stimmt ja, das is auch von dem!” Die Zeit ging wie im Flug vorbei, auch die Interaktion kam nicht zu kurz, als Bryan ein paar Zuschauer von hinten auf leere Plätze in den vorderen Reihen umsetzte. Oder als es nachträglich von einigen holländischen Fans eine Krawatte als Geburtstagsgeschenk gab… Zugaben gab es auch, alles in allem ein richtig gutes kleines Konzert. Wenig Lichtshow, alles eben auf das Nötigste reduziert. Oder vielleicht – “auf das Wichtigste reduziert”, die Musik eben.

Und wie würde eine Zeitung mit den großen Buchstaben schreiben:
“Die Finanzkrise hat inzwischen auch die Popmusik erreicht. Kein großes Orchester, keine große Lightshow, keine Monsterstadien. Stattdessen beim gestrigen Bryan Adams-Konzert in  der kleinen Jahrhunderthalle nur sechs Scheinwerfer, ein Klavier und eine Wandergitarre – Musik wie bei den Pfadfindern. In den aktuellen Zeiten ein Zeichen der Besinnung auf die inneren Werte der Musik, weg vom überbordenen Bombast der Boom-Jahre.”

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