Mehr Schüsse in Rüsselsheim

Meine Heimatstadt kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen! Erst fallen in der Bahnhofsstraße Schüsse, nun nur circa 150 Meter weiter in der Waldstraße. Was ist geschehen? Letzten Sonntag entdeckte jemand einige Wildschweine in seinem Vorgarten in der Nähe vom Ostpark (Robert-Bosch-Str.).
Ok, kein Ding, die Grünen angerufen, die versuchen die Viecher einzukreisen aber ätsch… eins flüchtet zurück in den Ostpark, ein zweites wird “auf dem Parkplatz einer Fast-Food-Kette” erlegt. Der Fachmann weiß, dass es um das große “M” an der Adam-Opel-Straße handelt.

Jetzt geht der Spaß wirklich los, denn die Tierchen wollen sich nicht erschießen lassen. Die Hatz geht weiter, wohl vorbei am Altersheim hinter dem Theater, wo eine Bewohnerin vor Schreck stürzte und über die Gleise ins Waldstraßenviertel, wo der große Show-Down stattfand. Weder am O.K.-Corral, noch um 12 Uhr Mittags auf der Main Street, sondern gegen Viertel vor 2 auf dem Parkplatz am Rex-Kino.
Ein Schwein versuchte sich noch ins Kino zu retten, doch mangels Kleingeld gab es keine Karte für das Parkett. Ob in der Nachmittagsvorstellung “Ein Schweinchen namens Babe” lief?

Bei der ganzen Sache wurden über 100 Schuss Munition verballert, was im Blätterwald für große Aufregung sorgte. Schießen unsere Polizisten so schlecht? Waren doch nur sechs Sauen… Wieso haben Jäger nicht ausgeholfen? Und wer bezahlt das alles?

  1. Wer schon mal auf dem Rummel auf die beweglichen Ziele geschossen hat, weiß – das ist nicht so leicht wie das aussieht. Vor allem nicht, wenn die Ziele spontan Geschwindigkeit und Richtung (auch die Silhouette) wechseln.
  2. Die Munition in einer Polizeiwaffe ist nicht vergleichbar mit der Gewehrkugel eines Jägers  (siehe Fußnote), sowohl die initiale Wucht ist erheblich geringer als auch die Treffgenauigkeit auf größere Distanz.
  3. Einem Wildschwein tut so ein Treffer sicherlich auch weh, aber man kennt das selbst – der Körper pumpt einen mit Adrenalin voll, der Schmerz verschwindet und man flüchtet.
  4. Jäger hätten mit ihren Gewehren wohl nicht im Wohngebiet schießen dürfen.
  5. Bezahlen tut es der Steuerzahler. Wie immer. Die individuellen Schäden z. B. Einschusslöcher an geparkten Autos oder Hauswänden bleibt dem Einzelnen überlassen, wenn es nicht eine Versicherung abgedeckt hat.

Und was schreibt die Presse? Der Stern titelt “Der Blutsonntag von Rüsselsheim”. Dieser Titel ist allerdings eine Beleidigung für die Opfer der “echten” Blutsonntage, zum Beispiel in Nordirland 1972. Bekannt auch durch U2´s “Sunday Bloody Sunday”.

So weit die Neuigkeiten aus Wild-Rüsselsheim…

  • Munition Heckler & Koch P10: 9mm Parabellum – 380-700 Joule Energie (Quelle: wikipedia.de)
  • Munition Jagdgewehr: z.B. 7,92 x 57mm – 3600-4100 Joule (Quelle: wikipedia.de)

One Response to “Mehr Schüsse in Rüsselsheim”

  1. Claudia sagt:

    Danke ;o) Ich wuenschte, Helmut wuerde so auf meine Wuensche eingehen….

    Der Artikel ist super, vor allem mit sehr viel mehr Infos, als die Nachrichten im Netz hergaben!

    Danke, Thank you, Hvala, Obrigada!!!

    Liebe Gruesse,

    Claudi

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