Filmtipp: "Die zwölf Geschworenen"
Eigentlich ein superbilliger Film, das Drehbuch von einem Henry-Fonda-Film aus den fünfziger Jahren, ein Set, das aus 2-3 verschiedenen Räumen besteht, und 12 Schauspieler. Ich muss zunächst sagen, dass ich leider nicht den ganzen Film gesehen habe – und mich jetzt darüber ärgere.
Worum geht´s? Das amerikanische Rechtssystem sieht ja das Geschworenengericht vor, 12 ganz normale Leute sollen nach Hörung der Anklage und Verteidigung zu einem Urteil kommen. Dazu packt man sie in einen abgeschlossenen Raum und lässt sie erst wieder raus, wenn sie ein Urteil haben. Gibt auch ein schönes Buch, “Die Jury” von John Grisham. Der Knackpunkt ist die Formulierung “Wenn ein Jurymitglied begründete Zweifel an der Schuld hat, darf es nicht für SCHULDIG stimmen”.
So, die Story ist klassisch – Hispano-Junge, 18 Jahre alt, in den Slums geboren, früh kriminell geworden, hat mal wieder einen Streit mit seinem Vater (20:30 oder so). Einige Stunden später kommt er heim, der Vater mit einem Messer erstochen. Der Fall scheint klar, eine Augenzeugin habe den Mord von der anderen Straßenseite beobachtet (00:10), der Nachbar untendrunter der Mord gehört und den Jungen danach durchs Treppenhaus verschwinden sehen.
Das Messer hat der Junge am Mordtag gekauft, er sagt, es sei für einen Kumpel gewesen, dessen Messer er kaputt gemacht habe und er habe es verloren. Nach dem Streit sei er ins Kino gegangen, konnte sich aber bei der Vernehmung in der Mordnacht nicht mal an einen Film oder Schauspieler erinnern – grade mal 1 oder 2 Stunden später…
Also alles klar, die 12 Geschworenen gehen ins Räumchen und stimmen ab. Man will das schnell hinter sich bringen, der eine will in 2 Stunden zu einem Baseballspiel, der andere hat 3 Autowaschanlagen, um die er sich dringender kümmern müsste als um einen solchen kleinen Kriminellen, der andere will heim zu seinem Enkel, der Mumps hat. So, Stimmenauszählen – 11mal SCHULDIG, nur der Geschworene Nummer 8 (Jack Lemmon) stimmt für “nicht schuldig”. Nun geht die Sache erst richtig los, es ist im Raum unheimlich heiß, die Klimaanlage funktioniert nicht. Nummer 8 beharrt auf seinen berechtigten Zweifeln, er sagt nicht, er sei sicher dass der Junge unschuldig sei, nein, nur – er sei auch nicht SICHER, er sei der Mörder.
Und Stück für Stück wird geprüft, jeder Beweis wird noch mal beleuchtet, und langsam kommen auch den anderen Ideen, “das und das macht doch so keinen Sinn”…
Wie schon gesagt, ich kenne eigentlich nur den Teil des Films im Geschworenenraum, aber ab da saß ich gebannt vorm Fernseher. Einfach nur ein Raum. 3 Tische, ein gutes Dutzend Stühle, 3 Türen (der Ausgang und die beiden Toiletten) und einige Fenster – das ist alles. Keine Actionszenen oder aufwendige Ausstattung. Und auch nicht so reißerische Szenen, wie man sie aus “Matlock” kennt. Nein, viele ruhige Stellen, manchmal auch nur Schweigen, aber immer dieses Knistern in der Luft – wer sagt nun was…
Die Besetzung macht eben den Film aus, 12 sehr verschiedene Figuren, verkörpert von einigen Serienstars (z.B. der Haushälter Tony aus “Wer ist hier der Boss” oder oder dem Ingenieur im Rollstuhl aus der Serie “Viper”) sowie absolute Leinwandgrößen wie eben Jack Lemmon oder Armin Müller-Stahl. Auch einige der anderen Figuren hab ich schon irgendwo gesehen, kann sie aber nicht einordnen.
Man merkt eben, Schauspiel ist von Seiten der Akteure gefragt, Mimik, Gestik, Ausdruck, Emotionen darstellen. Und in Verbindung mit der Kamera, die manchmal auf einen Einzelnen langsam zoomt, während sich in seinem Gesicht irgendwas verändert – einfach super.