Oh Canada
Mittwoch war der Tag zum Ausruhen und Sonnen. Donnerstag der zum Ausruhen und den Sonnenbrand pflegen. Mein Rücken dürfte im Dunkeln leuchten… Also Aloe Vera Gel drauf und entspannen. Morgen ist schon Canada Day, der hiesige Nationalfeiertag, da gilt es doch fit zu sein. Abends, als die Sonne verschwunden war, bin ich aber doch nochmal hinunter an den See gegangen. Und es war toll. Still. Nur das Plätschern der Wellen. Ein bisschen Musik vom Handy, ein bisschen Lesen und zwischen drin aufs Wasser schauen und genießen.
Freitag. Erst ein gutes Frühstück, dann ein mittelprächtiges Fußballspiel, in dem Wales die Belgier am Schluss deutlich abfertigt. Dann ab in die Stadt. Mal schauen, immerhin ist Peachland mit rund 5000 Einwohner ja eher ein kleines Dorf, aber man kündigt eine Parade und ein Feuerwerk an. Mittags ist noch nicht so furchtbar viel los. Ein kleiner Künstlermarkt neben dem Kinderspielplatz, auch die Bühne für das abendliche Konzert ist eher überschaubar. Aber gut, beim Kreisstadtsommer ist auch nicht viel mehr geboten. Bis zur Parade ist noch etwas hin, also kann man noch einen Burger futtern – mit Salat statt der Fritten! – und ein bisschen Leute gucken. Immerhin scheint alles unterwegs zu sein, was Peachland zu bieten hat. Von alt bis jung läuft alles an unserem Tisch vorbei. Und da die Beach Avenue DIE Straße ist, tuckern auch entsprechend alle schicken Motorräder und Oldtimer hier rum. Ein Traum in Sound.
Kurz vor fünf, die Parade startet. Ich bin ehrlich gesagt skeptisch, was da so kommen soll, sicherlich kein Mainzer Rosenmontagszug. Aber hey, die geben sich echt Mühe, wenn auch die Zugnummern für Ausländer teils skurril anmuten – drei verschiedene Bible Camps machen Werbung für ihre Sommercamps für die Kinder, die Schönheitsköniginnen (Highschool?) werden rum gefahren, ein paar lokale Läden machen Werbung in eigener Sache, die Polizei, die Feuerwehr sind auch dabei. Und dass hinter dem “Junior of the Year” gleich der “Senior of the Year” kommt, ist sicherlich auch Ehrensache. Jedenfalls sind im Zug und an den Straßenrändern alle voll dabei. Und auch die Regenwolken, die mittags sogar noch ein paar Tropfen verloren hatten, sind komplett verschwunden. AWESOME. Praktisch auch, dass die Parade direkt am Wasser entlang führt – es sind nämlich auch zahlreiche Besucher mit der Boot da und genießen Parade, Sonne, Wasser und sicher auch das eine oder andere Kaltgetränk direkt 50 Meter vom Strand entfernt.
Wir genießen später das Feuerwerk von unserer Terrasse aus. Aus gut fünf Kilometer Entfernung und knapp 200 Fuß über Seeniveau sieht es putzig aus. Die Raketen scheinen klein und nicht hoch zu fliegen. Und die Sache mit der Schall- und Lichtgeschwindigkeit kann man auf die Entfernung auch gut mitzählen. Es ist einfach schön, im Dunkeln zu sitzen, die Lichter zu beobachten und auf das Geknalle zu warten.
Huch, schon ist Samstag? Letzter Tag hier? OMG, was machen wir denn da? Ok, Frühstück. Kein Stress. Leichter gesagt, als getan, denn das Spiel Deutschland gegen Italien ist nichts für schwache Nerven. Verlängerung, Elfmeterschießen, am Ende das bessere Ende für unser Team. YEAH.
Jetzt aber los. Zumindest den “Giant Head Mountain” wollen wir noch erklimmen, liegt im Nachbardorf und überragt den See deutlich. Zum Glück führt eine Straße bis in die Nähe des Gipfels, denn den kompletten Anstieg hätte ich nie hinbekommen. So sind es noch gut 20 Minuten stramm bergauf mit einer tollen Belohnung – praktisch der gesamte See zwischen Peachland und Penticton, dazu einige Seitentäler, liegen einem zu Füßen. Ein tolles Panorama in praller Sonne. Sonne? Sonnencreme? Ok, wir wollten hier oben auch nicht übernachten…
Der Rückweg bergab zehrt noch mal an der Kondition, aber wenn Neuer 120 Minuten rumstehen kann, kriegen wir das auch noch hin… Blöder Vergleich. Egal. Noch mal nach Peachland, jetzt wollen wir dem “Gasthaus” auf den Zahn fühlen. Deutsche Küche kann ja jeder dran schreiben. Aber sowohl die Gulaschsuppe (“Smoked ball pepper soup with chicken”) als auch der Schweinebraten mit Rotkraut und Klößen war topp. Und an einem deutschen Dunkelbier kann man eh nichts falsch machen – “Warsteiner” und “Hacker-Pschorr” gibt´s hier sogar vom Fass. Zwischendurch kam der Koch raus an die Theke und unterhielt sich mit der Barkeeper – ich bin mir recht sicher, dass ich da einen deutschen Akzent raus gehört habe…
Heute Abend geht´s noch runter ans Wasser, noch ein bisschen den Wellen lauschen. Morgen dann die erste Etappe Richtung Golden, bevor wir übermorgen dann in Calgary landen werden, unserer letzten Station in Kanada. Eigentlich könnte man es auch in einem Rutsch fahren, aber gute 700 Kilometer wären schon eine heftige Tour. Also eher gediegen einmal 400 und einmal 300, dann kann man auf dem Weg auch noch mal halten und Gegend genießen.