Tempolimit, warum eigentlich nicht?
Tempolimit 120 auf allen Autobahnen. Der Bundestagswahlkampf 2013 hat begonnen und die Grünen packen eins ihrer ältesten Themen aus. Vor ein paar Jahren hätte ich denen noch den Vogel gezeigt, aber vor allem seit meinem Kanadaurlaub denke ich darüber anders. Immerhin sind wir da im Schnitt mit Tempolimits 80-90 km/h rumgegurkt – und es war absolut in Ordnung so! Klar, es waren nach deutschem Denken nur Landstraßen, aber auch auf den vierspurigen Highways mit maximal 110 km/h war es ein entspanntes Rollen. Spritsparend und stressfrei.
In den letzten Monaten versuche ich bewusst diesen Fahrstil im Alltag umzusetzen und es klappt ganz gut. Vor allem auf den “Langstrecken” (Leipzig und Nordsee) bringt das Rollen mit 100-110 km/h wirklich sensationelle Spritverbräuche – und kostet nur eine halbe Stunde. Bei einer Gesamtfahrzeit von sieben Stunden nach St. Peter Ording ist das vollkommen vernachlässigbar. Wenn Stau am Elbtunnel ist, verliert man mehr Zeit, als der Bleifuß je reinholen könnte.
Das Gleiche beim Weg zur Arbeit. Rechte Spur, auch mit 90 hinter nen Laster klemmen. Auf der langen Strecke zwischen Hofheim und Eschborn hat man praktisch keinen Zeitverlust, vielleicht zwei oder drei Minuten. Auch hier kann man an der schicken Abfahrt Eschborn-Süd so viel Zeit liegen lassen, dass Rasen sich nicht lohnt. Dazu noch der Zirkus mit zahllosen Spurwechseln, Bremsen, Lückensuchen… Lasst gut sein, das ist mir zu anstrengend. Da fahr ich lieber Bus 🙂
Für mich gibt es dagegen kein Grund, den Untergang der deutschen Ingenieurskunst zu befürchten, wie aus der Autolobby zu hören ist. Nehmen wir Porsche – die haben 2012 25% ihrer Gesamtproduktion in die USA verkauft. Und da ist Speedlimit seit 40 Jahren Programm, inzwischen hier und da schon rasante 140 km/h. So what? Außerdem – vielleicht würden dann mal Entwicklungsbudgets verschoben, von “noch einen Kompressor” nach “25% weniger Spritverbrauch” oder “wie baue ich ein cooles, sinnvolles Auto, das Spaß macht”.