Fast schon ein Roadmovie
Zwei Tage durch die Berge, erst von Jasper nach Kamloops, dann weiter nach Whistler. Und bei den knapp 800 Kilometern hätte man fast jede Viertelstunde stehen bleiben können, weil sich wieder irgendwo ein toller Ausblick bot. In einen Canyon, auf einen See, Stromschnellen in einem Gebirgsfluss.
Aber blöd gelaufen, auf der ersten Etappe mussten wir Kilometer machen, auf der zweiten gab es an den guten Ecken nicht allzu viele Haltemöglichkeiten. Einige gute Bilder sind mir dennoch gelungen. Der Übergang war interessant zu sehen. Nach Jasper kamen noch einige Kilometer durch enge Bergtäler, die Hänge dicht bewaldet, die Täler voll saftigem Grün. Im Hintergrund die Dreitausender. Je näher wir nach Kamloops kamen, umso breiter wurden die Täler und flacher die umliegenden Berge. Doch am drastischsten war die Änderung in der Vegetation – richtig trocken und karg sah das plötzlich aus. Ein wenig, wie man die Bilder aus dem Mittleren Westen der USA kennt, viel Braun, wenig Grün.
Kamloops ist schon eine richtig große Stadt, nach Banff (ca. 10,000 Einwohner) und Jasper (ca. 3,600) mit rund 80,000 Bewohnern. Es liegt an der Kreuzung einiger Highways und unser Hotel lag in einem Stadtviertel, das scheinbar nur aus Hotel, Motels, Malls und Tankstellen bestand. Alles, was man als Durchreisender eben so braucht. Wir brauchten nach den rund sechs Stunden Fahrt eigentlich nur noch etwas Ruhe, was zu Essen und ein wenig Aussicht. Ruhe gab es auf dem Zimmer – zumindest nachdem ich die Klimaanlage ausgeschaltet hatte. Das Ding sah aus wie aus dem Ersten Weltkrieg, etwa so groß wie ein Nachtspeicherofen und mit einer Arbeitslautstärke wie eine Flugzeugturbine. Aber man kommt auch eine Nacht mal ohne aus. Ansonsten: Betten richtig gut (feste Matratze), das Frühstück konnte man abhaken.
Zum Abendessen gab es heute mal Fisch, direkt neben dem Hotel in einem spezialisierten Restaurant. Naja, eher eine Mittelding zwischen Fastfood und Diner. Aber das Essen war reichlich und lecker, und durch die Panoramafenster konnte man ins Tal hinunter blicken. Während langsam die Sonne verschwand hinter den Hügeln, schweifte einem so der Blick über viele Hügel, verstreute Stadtviertel und den Highway entlang, den wir gekommen waren. Eine Lichterkette zieht sich bis zum Horizont und verschwindet im Dunst. Genau für solche Momente bin ich 9000 Kilometer geflogen… und für Shrimps und Fisch “Cajun-Style”. Und wie das brennt!!!
Nach Whistler sind es nur runde 300 Kilometer, aber die haben es in sich. Denn es geht wieder in die Berge. Hinter Kamloops noch eher verhalten, doch dann geht es richtig voran. Steil berauf und wieder hinunter, hinter Lillooet noch ein kurzer Halt am Seton Lake (viel Panorama) und los. Steile Haarnadelkurven, lange Bergabpassagen mit stinkenden Bremsen und zwischen drin am Duffey Lake noch ein Fotostop. Mit dem beladen rund zwei Tonnen schweren Auto kein Vergnügen – und hier fahren Reisebusse und Campingmobile rauf! Respekt vor diesem Wahnsinn. In einer Bergab-Haarnadel kam mir sogar ein Sattelzug entgegen, da wird die Straße schlagartig knapp. Ungefähr so knapp wie der Platz in der Hoteltiefgarage. Bevor ich da noch mal einparke, fahr ich lieber noch mal nach Kamloops, mit verbundenen Augen!
Whistler selbst ist ähnlich wie Banff ein Touristenort. Klar, ehemals wurden hier Olympische Spiele ausgetragen (Ski Alpin bei Vancouver). Im Gegensatz zu Banff ist die Einkaufsmeile allerdings keine vierspurige Straße, sondern eine – FUSSGÄNGERZONE!!! Richtig gehört, keine Autos beim Shopping, und sogar Radfahren und Skaten ist streng verboten. Richtig entspannt. Und was macht man hier, wenn kein Schnee liegt? Man fährt Downhill, die Skilifte transportieren nun eben Mountain-Bikes den Berg hinauf, die sonstigen Klamotten sind ähnlich: Stiefel, Helm, Handschuhe, Rückenprotektoren. Und es staubt eben braun statt weiß, wenn die Jungs sich den Berg hinab werfen. Wir schauten uns das ein wenig an, dann ein wenig Souvenirs kaufen und ab ins Brauhaus. Lecker Eintopf, komisches Bier und viele Hunde an den Nachbartischen. Und viele Frauen zu gucken beim Vorbeilaufen… Aber ich schweife ab. Tief geschlafen nach Baseball, Football und Agility, was hier so alles im Fernsehen läuft. Dazu Haribo und Toblerone als Dessert.
Jetzt geht es zu Ingrid zum Frühstück, dann in den Liqour Store und ab auf die Piste.