Eine Woche in Dresden

Nach dem großen Urlaub in Norwegen gibt es zum Ende des Sommer noch eine kleine Fahrt nach Ost-Deutschland. Sieben Tage in Dresden, Übernachtung mit Frühstück, Kulturprogramm und auch Erholung.

Doch vor den Urlaub hat der liebe Gott die Vollsperrung gestellt. Also bisschen außen rum fahren. Blödes Navi, kennt als Umfahrung nur Autobahnen – also ab durch Bayern. Das wird umgestellt! Also knapp sechs Stunden Fahrt mit Regen. Dauerregen. Strömender Regen. Sintflutartiger Regen. Laut Wetterfrosch übrigens einer regenstärksten Tage des Jahres – danke nochmal…

Kultur:

Dresden ist für seine diversen alten Bauten aus Zeiten des Barock bekannt. Doch wenn ich die verschiedenen Bauwerke und Museen und Sammlungen und hast du nicht gesehen so Revue passieren lasse – waren die Herzöge und Könige hauptsächlich Messies! Über die Jahre bekommt man natürlich immer mal wieder was geschenkt, das ist klar. Aber muss man denn alles aufheben? Beutewaffen in der Türkischen Kammer, ebenso in der Rüstkammer. Schmückende alte Rüstungen für Ross und Reiter.
Dazu noch Gemälde, sehr viele davon. Allein die Galerie “Alte Meister” im Zwinger versammelt viele hundert Bilder von Dürer über Rubens bis Raffael. Besonders die Sixtinische Madonna hatte es Daniela angetan – da kommen also ihre geliebten Engelchen her…
Die Porzellansammlung ist ebenfalls im Zwinger untergebracht. Ob “weißes Gold” aus China, Japan oder frühe Stücke aus Meißen, große Vasen oder kleine Figürchen, die Wettiner haben wirklich ALLES gesammelt. Und auch mit Sachen, die man heute als “Nippes” und “Stehrumchen” bezeichnen würde, hat man sich gerne umgeben. Das Neue Grüne Gewölbe ist voll davon. Fein geschnitztes Elfenbein, juwelenbesetzte Kisten und Dosen. Und fein gravierte KIRSCHKERNE!

Neben den Sammlungen sind auch die Gebäude selbst sehenswert – Bauboom gab es schon damals. Schloss Pillnitz am Elbufer, Schloss Moritzburg und das Fasanenschlösschen. Residenzschloss, Hofkirche, Zwinger, Semperoper. Und in den Sonnenstrahlen sehen sie alle klasse aus. Doch die wieder erstandene Frauenkirche überstrahlt alles! Als ich zuletzt hier war, waren da noch Trümmer und eine Baulücke. Doch nun wieder ein riesiges Gotteshaus – da hab ich doch gleich mal eine Kerze für meine Großeltern angezündet.

Neben diesen Klassikern waren wir noch im Verkehrsmuseum und in Radebeul – Karl May ruft. Die Autos für mich und die Indianer für die Dani, schon sind beide Mitfahrer glücklich.

Kulinarisches / Hotel

Und wieder keinen Broiler. Das hat 1995 schon nicht funktioniert. Aber ansonsten hat Dresden ungeheuer viel zu bieten. In dieser Woche haben wir überall gut zugeschlagen – ob italienisch, gut bürgerlich oder kanadisch. Im Zweifel geht auch gutes US-Küche mit dem goldenen “M”.
Besonders lecker war es im Pulverturm, einem Restaurant in einem alten Gewölbekeller. Spanferkel, großes Bier und nachher noch ein Eisbecher. Dank den gewonnenen Gutscheinen von Moevenpick alles für 10 Euro. Darauf noch eine Coselträne! Kleiner Tipp am Rande: lasst euch keinen Bären aufbinden, der Trichter ist verschlossen, man muss ihn nicht über den Mund halten…
Doch auch im Ontario Steakhaus hat mit das Rinderfilet sehr gut geschmeckt. Im Sophienkeller gab es ausgelöste halbe Ente, auch sehr gut. Aber der Service war nicht so dolle. Und in Moritzburg gab es ein Standard-Jägerschnitzel (West) mit Touristenzuschlag.
Großer Tipp: in der “Weißen Gasse” kann man entspannt eine Woche lang schlemmen – auf gefühlten 200 Metern Wegstrecke 20 Restaurants: niederländisch, Vietnam, China, Sushi, italienisch, deutsch, kubanisch, spanisch. Von Snacks bis vollwertige Mahlzeit alles dabei.

Nach dem vielen Essen kommt es natürlich darauf an, dass man auch gut schläft. Und da hat sich unser Hotel wirklich nicht lumpen lassen. Ok, die Matratze war sehr weich und dick – das ist Geschmackssache. Mein Rücken hatte sich am Ende der Woche auch dran gewöhnt. Aber ansonsten alles topp – leckeres Frühstück auf gehobenem Niveau. Großes Bad mit Badewanne. Prima Aussicht aus dem dritten Stock über die Elbe auf die Dresdner Altstadt. Das hat schon vor 250 Jahren ein Maler namens “Canaletto” verewigt. Und die Altstadt mit Kultur und allem anderen war gemütlich zu Fuß zu erreichen.
Fazit: Ein gutes Hotel zu einem fairen Preis.

Und sonst so?

Neben reiner Kultur und dem großen Fressen bleibt Zeit für die kleinen Momente. Zum Beispiel unsere Raddampferfahrt nach Schloss Pillnitz. Neunzig Minuten auf der Elbe, vorbei an kleinen Dörfchen und Weinbergen, Schlösschen und Wiesen. Ein wenig durch den Park schlendern auf den Spuren der Kurfürsten, ein gemütliches Bier an der Imbissbude und auf einer Bank dem Strom beim Fließen zuschauen. Priceless!

Oder beim Schloss Moritzburg – statt einer drögen Führung durch altes Gemäuer eine Kutschfahrt. Mit zwei Pferdestärken geht es entlang der Teiche… durch einen lauschigen Wald mit gemütlichen Lichtungen. Ein kleines Schlösschen in zartem Rosa und ein Leuchtturm. Zum Seeschlacht-Spielen. Na, was soll man auch sonst machen, so ganz ohne Playstation und Kabelfernsehen? Und wieder unter dem Klappern der Hufe wieder zurück, wundersame Entschleunigung.

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