Winnetou lebt
…und zwar in Bad Segeberg! Ja, der Norden hat uns wieder mal angezogen. Und ich wollte dieses Jahr nicht nach Rust, also mal schnell ein Hotel in Hamburg gesucht und Karten für die Karl-May-Festspiele gebucht. Jubiläumssaison, seit nunmehr 60 Jahren, gibt es schon Winnetou am Kalkberg.
Als günstigstes Hotel hat sich das Parkhotel Lindner Hagenbeck gezeigt, 70 Euro pro Person und Nacht mit Frühstück ist für vier Sterne Superior echt in Ordnung. Und was bietet das Hotel? Als Themenhotel sind seine Zimmer (ähnlich wie im Europapark) nach Motiven eingerichtet, Kolonialstil würde ich es mal nennen. Entweder mit asiatischen oder afrikanischen Einsprengseln, das hebt sich sehr angenehm von den üblichen “Business-” oder “Design-Hotels” ab. Zwar keine Badewanne, dafür eine Regenfalldusche und ein kleiner Balkon.
Das Frühstück entweder in einem gemütlichen Raum oder draussen auf der Sonnenterrasse. Auch sehr nett. Dazu frisches Omelett, dass ich diesmal gleich entdeckt habe und nicht erst am letzten Tag – wie neulich auf der AIDA…
Kleiner Makel – unser Zimmermädchen hat es nicht hinbekommen, unser Zimmer zwischen 10 und 14 Uhr zu besuchen. Immerhin gab es nach Nachfrage an der Rezeption noch frische Handtücher.
Das Hotel hat Hagenbeck im Namen und Asien und Afrika als Thema. Nicht ohne Grund, denn direkt nebenan liegt der Tierpark Hagenbeck. Ermässigte Karten an der Hotelkasse und schon kann man sich Bären, Löwen, Ziegen, Kamele und Elefanten anschauen. Bei ihrer Begeisterung für die Elefanten weiß ich nun auch, wieso Dani mich geheiratet hat… Ein wenig schwül war es, doch dem schönen Park hat es keinen Abbruch getan.
Doch wir mussten los, Winnetou und Old Shatterhand erwarten uns nach knapp einer Stunde Fahrzeit. Der Parkplatz vor den Toren der Kleinstadt Bad Segeberg, dann eine Viertelstunde Fußmarsch durch sengende Sonne – welche eine Einstimmung auf Arizona. Ironie der Geschichte: ich war bisher EINMAL in Bad Segeberg. 1985, damals lief “Der Ölprinz”. Ratet mal, was 2011 gespielt wird… nun gut.
Noch schnell lecker Essen in der Fußgängerzone, die Regenwolken werden bedrohlicher. Und kaum haben wir bezahlt, geht auch schon das Geplätscher los von oben. Aber scheinbar hat die Festspielleitung mit Petrus einen Vertrag geschlossen, denn im Moment der Öffnung der Tore hört der Regen auf. Pünktlich genug, um den Regencape-Verkäufern gute Einnahmen zu bescheren – und den Schauspielern trockene Füsse…
Insgesamt eine schöne Vorstellung, muss ich sagen. Viel Feuer und Explosionen im Spiel, dazu ein paar Schenkelklopfer für die Erwachsenen. Die Story ist bekannt und erinnert mich an die aktuelle Finanzwelt: betrügerischer Ölprinz zieht gierige Banker mit fingierten Reichtümern (damals Ölquelle, heute ABS) über den Tisch. Karl May, so aktuell wie nie. Doch nun die Fiktion: Old Shatterhand und Winnetou retten die Lage. Die zwei sind heute nicht in Sicht. Schade eigentlich.
Bei Einbruch der Nacht gab es nach dem Happy-End noch ein Feuerwerk – alles Pyromanen! Aber schön war es. “Gehen wir wieder hin?” Ja, Schatz, gehen wir…