Gepoltert nach alter Sitte
Vor die Hochzeit hat das Brauchtum bekanntlich den Polterabend gesetzt. Der Termin hat sich aufgrund von Trainingsplan und Kirchenkalender zwanghaft ergeben – Mittwoch abends soll die Sause steigen. “Da trinken die auch nicht so viel, wenn die am nächsten Tag arbeiten müssen. Dann stürzt auch keiner ab…” Teuflischer Plan!
Eingekauft bzw. ausgeliehen wurde reichlich. Sieben Bierzeltgarnituren. Ein Pavillon 5×5 Meter. Diverse Dekosachen. 15 Kilo Hackfleisch, sechs Kilo Gouda, zwei Kilo Pilze, 12 Paprika für den Räuberhackbraten. 20 Kilo Leberkäse, 250 Rindswürstchen, dazu Soßen, Senf, Ketchup. 300 Brötchen und 100 Laugenbrezeln – zum Auftunken von 2,5 Kilo Tsatziki und eben soviel Spundekäs.
Und bis jetzt noch nichts zu trinken: 210 Liter Bier, je 100 Liter Cola und Wasser, dazu 80 Liter Limonade – und sieben Liter Himbeergeist. Das wollte alles verstaut werden, und die 100 Biergläser mussten gespült werden. Jetzt nur noch gutes Wetter – zwei Stunden vor Beginn kam noch einmal ein großer Schutt runter. Hoffentlich bleibt es den restlichen Abend trocken. Noch mal die Zeltplanen trocken legen… Irgendwann war alles fertig und die Gäste konnten kommen.
Und sie kamen wirklich! Gezählt hat keiner, aber ich schätze mal, so um 100 Leute gleichzeitig waren da und etwas über 150 insgesamt. Im Alter von vier Monaten bis über 70 war alles da. Nachbarn, Verwandte, Kollegen, Bekannte, Freunde und eine Unmenge trinkfester Handballer! Um 18:15 waren es noch eine Handvoll Gäste, eine halbe Stunde später war der Hof voll.
Und mit den Gästen kamen die Scherben. Zum Glück blieben die Kloschüsseln, Waschbecken und Gussöfen zu Hause, so waren zwei Spannungsisolatoren die größten Klötze im Raabenhof. Dazu zahllose Teller, Blumentöpfe, Tassen – und immer wieder Kaffeebecher. Diese haben sich als sehr hartnäckig erwiesen. Doch die Kinder hatten viel Spaß, die Scherben zu Staub zu zermahlen. Das hat es dem Brautpaar leicht gemacht, alles zusammen zu kehren – mit den zu Ostern geschenkten Besen im Partnerlook.
Zum Glück blieb es nun bis auf ein paar kleinere Tropfen für den Rest es Abends trocken, denn es kamen immer mehr Gäste. Aber so konnten auch auf dem abgesperrten Bürgersteig vorm Haus die Stehtische belagert werden. Die Hopfenkaltschalen und Sektkelche leerten sich ein ums andere Mal, und die letzten Sonnenstrahlen wichen dem gelben Licht der Straßenlaternen. Doch die Ausdauer der Gäste war sensationell – vor allem die alten Hofheimer und die Handballer zeichneten sich durch überragende Standfestigkeit aus.
In der Stunde nach Mitternacht lehrte sich die Party aber zusehends – der Gedanke an den Wecker ließ doch die meisten den Weg ins Bett suchen. Für manchen war diese Suche schon etwas schwieriger… Und so blieb nur ein kleiner Kern zurück, glückliche Menschen mit Urlaub am Donnerstag. Die beiden letzten wurden um halb vier “sanft gegangen”.
Dani und ich sagen vielen Dank! An alle Gäste, die mit uns gepoltert haben. Für all die lieben Geschenke, für die Gedanken, die ihr euch gemacht habt, was wir brauchen können. Aber am allermeisten danken wir den alten Raaben, die so viel getan haben. Den Hof geschmückt, zahllose Gläser gespült, gekocht, gebacken, Bier gezapft, Kästen getragen, Gäste begrüßt und und und…
Und am nächsten Morgen waren sie um 7 schon wieder am Aufräumen, als wir noch geschlafen haben… DANKE DANKE DANKE
klingt lustig, ich hoffe ich bekomme noch Photos von dem Spektakel zu sehen 🙂