Kirche
Endspurt. Polterabend und Standesamt gut überstanden. Nun noch die Kirche und die Feier mit den geladenen Gästen. Dani ist schon um halb elf abgezischt – stundenlang beim Friseur sitzen und dann ins Kleid einpacken, das dauert seine Zeit. Wir Männer haben es da leichter, mein Trauzeuge kam erst um halb zwei vorbei, vorher gab es noch ein Fleischwurstbrötchen. Und dann einen leckeren Baileys Caramel. Bisschen vorglühen muss schon sein.
So – das Outfit besteht aus vielen Teilen, die nach Duschen, Rasieren, Zähneputzen und Eindieseln angelegt werden wollen. Socken, sexy Unterhose und Unterhemd sind ja kein Problem, aber das mit den Manschettenknöpfen hat schon mal nicht so gut hingehauen. Also doch nur nach außen zusammen, so sieht die Manschette eben nicht aus wie bei einem normalen Hemd mit Knopfleiste. So eine fertig gebundene Krawatte ist was Feines, aber das Einstecktuch… zum Glück war Marcs Freundin da, zack, zwei links, einmal knicken. Sieht aus wie eine Serviette, aber besser als alles, was uns Männern eingefallen ist. Die Uhr tickt… ABFAHRT!
An der Kirche angekommen sind schon mal der Ringträger (deutlich größer als Frodo!) und das erste Blumenmädchen da. Also stimmen schon mal der Termin und die Uhrzeit. Die Kirche ist auch angenehm kühl, 28°C und prallen Sonnenschein hatten wir doch eigentlich vermeiden wollen. In einem dunklen Anzug mit vier Schichten am Oberkörper kein Zuckerschlecken – ich hab doch schon mal neidisch zu den weiblichen Gästen geschielt, die nun langsam eintrudelten. Also nicht wegen den Frauen selbst, aber diese luftigen Kleidchen… ach wie schön das nun wäre.
Aber in der Kirche ist es nun kühl, und sie füllt sich auch nun zusehends. Familie und Freunde und ich vorne in Altarnähe. Ganz allein. Puls etwas über normal, “bist du nervös”? Irgendwie konnte der William das letzte Woche besser überspielen, scheint es. Tür auf, Orgelspiel, die Braut. Schick, sag ich mal, ein richtig schönes Kleid. Champagnerfarben, mit Spitzen und Perlen,kurze Schleppe und ein Schleier. “Gefällt mir und ungefähr 60 anderen Personen” in der Kirche. Von der Trauung erinnere ich nur Bruchstücke – irgendwas mit Singen und Beten. Meinen Text habe ich vermutlich richtig aufgesagt und die Ringe nicht fallen lassen. 100% Erfolg.
Vor der Kirche standen dann die Hofheimer Handballer Spalier, endlich eine gewohnte Umgebung. Und viel Händeschütteln und Umarmungen. Und zwischendrin immer wieder Mario, unser Fotograf. “Stellt euch mal da rüber, sonst hab ich die Baustelle im Bild”… aber dafür ist da Schatten! Rote Herzen steigen in den Himmel, zwei Menschen steigen in den Wagen mit den Rosen auf der Motorhaube. Keine Flammen auf der Seite? Na gut – ab zum Fotoshooting in den Weinbergen von Wicker. Flörsheimer Warte – nie von gehört, aber ist wirklich schön da. Dani hat mit ihrem Kleid zwar den halben Feldweg aufgekehrt, aber die Fotos sind sicher klasse geworden. Zu zweit, mit den Trauzeugen, Küssen, Anschauen, Kamera schauen. Die Stunde ging schnell vorbei, die Weinschorle hatten wir uns wirklich verdient!
Im Goldenen Apfel sollte dann das Essen und der Hochzeitsschwof steigen. Da die Gäste nun schon eine Stunde gewartet haben, hat der Brautvater geschwind seine Rede gehalten und ich das Futter eröffnet. Stegreifreden steh ich ja total drauf. Das Essen war aber wirklich lecker, und so ein leckeres Weizenbier hilft beim Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes. Nettes Geplauder hier und da, gerne auch vor der Tür. Denn ohne Sonne war es draußen nun richtig angenehm, dass sahen zwischenzeitlich auch gut die Hälfte der Gäste so. Doch dann der letzte große Nervenkitzel – die Band wollte unbedingt den Tanzreigen eröffnen. Walzer. Und irgendwas war komisch, Dani und ich sind da übers Parkett geschwebt oder so, aber der Takt wollte nicht so passen. Lambi wäre entsetzt gewesen, schätze ich. Aber gut, wenn einem nachher die normalen Tänzer erklären, dass das ein Wiener Walzer war und kein langsamer einer, dann erklärt sich da vieles. Doch es soll gut ausgesehen haben. Dann ist ja gut.
Und nach diesen ganzen Pflichtterminen fiel von uns beiden die Anspannung ab. Gespräche mit den Freunden und Verwandten. Zwischendurch noch eine Runde lustiger Rate- und Bewegungsspiele, um das Geschenk der Handballer zu erlangen. Ich nehme an, unsere Montagsmaler-Performance wird noch in Jahren für Manipulationsgerüchte sorgen. Und der platzende Luftballon zwischen Hafti und mir war das Bild des Abends… ich hoffe, es geht ihm inzwischen wieder besser. Und der Rest war einfach nur Party – lautes, unmusikalisches Mitsingen bei der guten Live-Band, ein bisschen Zappeln auf der Tanzfläche, hier noch ein Radler, da noch ein Schluck Rotwein und immer wieder nettes Geplauder.
So vergeht sehr viel Zeit viel zu schnell und am Ende merkten wir beide die Stunden der Anspannung. Halb drei ist auch wirklich eine gute Uhrzeit, um die Braut auszupacken. Und mich selbst auch. Noch schnell unter die Dusche. Und ab ins Bett. Viertel vor vier. Licht aus.
Dani und ich möchten uns bei allen bedanken, die diesen Tag für uns zu einem einmaligen Erlebnis gemacht haben. Vor und hinter den Kulissen haben unsere Freunde und Verwandten Strippen gezogen und ordentlich was geleistet, um uns viel Stress und Druck abzunehmen. Danke auch an die Band, den Fotografen und das Team vom Goldenen Apfel, die alle einen prima Job abgeliefert haben. Danke.