2012
Emmerich und “das Ende der Welt, wie wir sie kennen” – das ist spätestens seit Independence Day ein Garant für volle Kinokassen. Und immerhin hat der Film in den ersten zehn Tagen schon das 2,25-fache seiner Kosten eingespielt… Da wird kein Studio meckern.
Zusammen mit den Budgets steigt bei Emmerich auch der Grad der Weltzerstörung, die Aliens sprengten damals nur einige Gebäude, später holte sich die Eiszeit die Nordhalbkugel (“The day after tomorrow”) und nun steht die gesamte Welt am Abgrund. Kurzer Hintergrund: erhöhte Sonneneruptionen erzeugen mutierte Neutrinos, die den Erdkern aufheizen, der die Erdkruste anschmilzt, die instabil wird und ins Rutschen kommt, Vulkane, Erdbeben, Tsunamis, Aschewolken, glühende Steine, die vom Himmel regnen, Erdspalten groß genug für Wolkenkratzer, Tod, Zerstörung und Apokalypse… Emmerich eben!
Der Cast ist eher durchschnittlich, man muss ja noch Kohle für die CGI-Effekte über haben, also eher mal die zweite Garde verpflichten. Spontan erkannte ich nur zwei Schauspieler, Oliver Platt und Danny Glover als guter und böser Politiker. John Cusack ist wohl auch bekannt, aber von seiner Film0grahie hab ich nicht wirklich was gesehen… Immerhin recht aktuell: eine Frau als “german Kanzler”, was sicherlich viele Amis überrascht haben dürfte, und ein schwarzer US-Präsident.
Nun denn zu den Rollen – ein wahres Potpourie an Stereotypen. Mal eine kurze Liste:
- der egoistische, machtgierige Berufspolitiker (Oliver Platt)
- der trottelige Looser, von Erfolg und Frau samt Kindern verlassen, der am Ende die Menschheit rettet (Spoiler? Naja, nicht wirklich)
- der schmierige russische Oligarch, zugleich verschwenderisch und geizig, samt blondem Busenwunder
- dessen verzogenen Gören, die arrogant auf das Fußvolk schauen
- der heldenhafte US-Präsident, der mit seinem Volk leidet und untergeht
- idealistischer und leicht naiver junger Wissenschaftler, der die Menschheit retten will
- ein durchgeknallter Radiomacher mit wilder Waldschrat-Frisur und Verschwörungstheorien von Roswell bis Marylin Monroe (Zitat Oliver Platt: “ein Scheißgefühl, den ganzen Ende-der-Welt-Spinnern sagen zu müssen: IHR HATTET RECHT”)
Diese Personen agieren in einem relativ vorhersehbaren Plot mit reichlich Vater-Sohn-Konflikten, mysteriösen Regierungsmachenschaften und einigen wundersamen “Zufällen”. Dazu noch eine Masse an Ungereimtheiten, was zeitliche Abläufe angeht (100,000 Menschen stürmen die Rettungsschiffe in ca. drei Minuten, durch das vollgestopfte Schiffe hechten die Protagonisten in ähnlich schneller Zeit) und technischen Unmöglichkeiten (altes Wohnmobil fährt im Zickzack über den Feldweg schneller als die Aschewolke, Tsunami ist auf dem Meer 100 Meter hoher Brecher, Flugzeug navigiert bei einem springende Magnetpol).
Dazu wirft Emmerich noch ein wenig Beziehungs- und Familiendrama, zweimal umgerührt und heraus kommt ein klassischer Blockbuster: viel Bild fürs Geld, dazu auch ein bißchen moralischer Zeigefinger (die Reichen und Mächtigen retten sich, der arme indische Geo-Wissenschaftler, der alles entdeckt hatte, ertrinkt jämmerlich). Richtig in Fahrt ist der Film eigentlich in der Mitte, wenn wirklich alles den Bach runtergeht und Zerstörung und Chaos tobt. Der Anfang plätschert ein wenig, am Ende etwas mehr in Richtung Thriller statt Action.
Insgesamt ein netter Film, gut im Kino, im TV nur in HD und GROSS anschauen…
Meine Highlight-Szene (Metaphern sind einige im Film): Washington DC wird von einem Tsunami getroffen, vorne in der Welle schwimmt bzw. kentert die USS John F. Kennedy und knallt aufs Weiße Haus. “JFK back in da House”
Ich fand ihn gut, viel boom boom in Überlänge. Grandioser Weltuntergang und am Ende noch 1/4 Happy-End. Chips & Popcorn sollte man auf jeden Fall dabei haben wenn man sich das Spektakel gibt. 🙂
Anmerkung: der verrücke Radioreporter ist auch ein bekannter Schauspieler “Woody Harrelson ” z.B. Weisse bringens nicht und er spielte auch den legendären Larry Flynt ….