Berlin Berlin
Konzertstimmung, Reisezeit. Fleetwood Mac kommen auf zwei Konzerte nach Deutschland, und ich wollte nicht nach Oberhausen – da bleibt nur Berlin als Alternative. Montag abends, hmm, wieso nicht noch eine kleine Städtereise drumherum basteln? Sonntag früh hin, Dienstag Nachmittag wieder heim. Gesagt, getan.
Und nun war es also soweit, eine Stunde vor dem Wecker war ich hellwach. Na klasse, geht ja gut los, und ich brauch doch meinen Schönheitsschlaf so dringend! Sonntag morgens kommt man von Marxheim total prima nach Frankfurt, vor allem wenn noch auf der S-Bahn-Strecke gebaut wird. Also Taxi, nett, wenn einem die Koffer morgens schon abgenommen werden – und es dann in der DB-Lounge dann kostenlos Kaffee und Croissants gibt. 1. Klasse, wie immer 🙂 Noch ein Simpson-Comic und ab in den ICE.
Exkurs: der erste Eindruck zählt, heißt es. aus dem ICE schaut man in Göttingen genau auf die Arbeitsagentur… und in Braunschweig auf eine Brauerei. Hmmm…
4 Stunden und 550 Kilometer später der teuerste Neubau der Bahn, der Berliner Hauptbahnhof. Ein Glaspalast, Schienen auf mehreren Ebenen, aber bis auf die Aussicht auf Kanzleramt, Reichstag und Fernsehturm irgendwie enttäuschend. Also weiter, durch lange Tunnels, voller altertümlicher Schriften, Säulen und Lichter – ich kam mir schon fast vor wie Frodo auf dem Weg durch Moria. Doch es waren nur die Katakomben unter den vielen Zugängen in das U-Bahn-Netz von Berlin, über den Alex ging es zum Spittelmarkt.
Exkurs: Die Berliner U-Bahn ist über 100 Jahre alt, die ältesten Strecken der S-Bahn noch älter. Und das sieht man auch, allerdings im positiven Sinne: es gibt richtig schöne Bahnhöfe, sogar für die U-Bahn (Warschauer Straße), die meisten U-Bahnhöfe hatten schöne große Bilder an den Wänden, z.T. noch genietete lackierte Stahlträger. Viele Details geben noch die Geschichte der Bahn wieder, kein Vergleich mit den Bahnen in und um Frankfurt. Es scheint, als sei die BVG stolz auf ihre Vergangenheit und auf sich selbst.
Hotel eingecheckt, Best Western, ein Neubau, preisgünstige drei Sterne. Mir persönlich alles ein bisschen zu klein, die Betten, die Dusche und dazu noch viel dunkles Holz, was den Raum nicht größer macht. Na ja, zum schlafen reicht es. Und zack wieder raus – mal schauen, wie Berlin aussieht, bin nun zum dritten Mal nach 1999 und 2003 hier. Vom Alex aus geht es mit den “Gratis-Busrouten” Linie 100 und 200 Richtung Bahnhof Zoo. Erst mal am Brandenburger Tor aussteigen, das Hotel Adlon anschauen, die Holocaust-Gedenkstätte (haufenweise Betonklötze auf Kopfsteinpflaster – kapier ich net, diese Kunst), Unter den Linden mit dem VW-Showroom inklusive Bugatti und Bentley und weiter mit dem Bus Richtung Siegessäule. Zu Fuß zum Schloss Bellevue, Bus zum Reichstag. Mächtige Schlange bis auf den freien Platz – dachten wir zumindest sonntags, am Montag war sie doppelt so lang und ging bis auf den Rasen…
Ich gestehe, an der Stelle war ich platt. Meine Füße zumindest… also wieder Richtung Alex, auf den Fernsehturm wollten wir schon noch mal rauf. Anstehen für das Ticket, dann auf dem Monitor schauen, wann die Nummer dran kommt, am Drehkreuz anstehen, an der Taschenkontrolle anstehen, am Aufzug anstehen. Und wo man so nett dabei ist, haben wir uns gleich noch an der Treppe zum Telecafé angestellt, dem drehenden Café 207 Meter über Berlin. Endlich – sitzen – bestellen – und während 90 Minuten drei Mal rum. Auch in der Dunkelheit der Blick beeindruckend, das Lichtermeer, das sich in alle Richtungen erstreckt, dazwischen als einzige große dunkle Fläche der Tiergarten, in dessen Mitte einsam die “Goldelse” auf ihrer Säule steht. Das Essen war wirklich gut, Gulaschsuppe mit ordentlich Feuer (und ganzen Pfefferkörnern!) drin, danach ein Grillteller mit Limonen(?)-Schmand und Bier und zum Abschluss: Telecafe-Torte. DER HAMMER! Bisschen Boden, darüber fett die “amerikanische Buttercreme” und als Hülle eine Schicht Marzipan und Nougat. Da machte der Buttertrüffel als Deko auch nichts mehr aus. Nichts für die leichte Küche, aber nach den Kilometern zu Fuß hatte ich mir das auch verdient! So! Und den Malteser hinterher auch. *hicks*
Abwärts ist der Aufzug nett geschwebt… und der Höhepunkt des Abends kam noch. Steigerbar? Marzipan-Nugat-Buttercreme steigerbar? Oh ja – in Berlin Mitte stehen alle paar Meter diese Velo-Taxies rum. Vor denen hatten wir bisher immer zurückgeschreckt, zu eng, zu schwer, was soll ich sagen. Aber das ofensive Verkaufsgespräch des Pedalisten hatte uns in der guten Laune erwischt. “Ach, das geht schon, ich fahr euch für 8 Euro zum Hotel, das Bike ist doch für zwei Fahrgäste ausgelegt, das passt!” Nun denn, hau rein, Meister… und das tat er auch, Respekt, zum Glück ist Berlin recht flach, doch sein Handgelenk rührte arg in der Kettenschaltung. Und an dem “Anstieg” über einen Kanal wurden wir doch deutlich langsamer. Am Hotel angekommen, drückte ich ihn einen Zehner in die Hand – sein Kopf war roter als ein Ampelmännchen.
SMS nach Hause: “Fahrradtaxi vom Alex zum Spittelmarkt – 10 Euro. Die rote Birne vom Taxitreter, der meinte “kein Thema, das Ding ist doch für 2″ – PRICELESS!”