Fazit der Handball-WM
So, das war also das. Die Deutschen sind nicht mehr Weltmeister, das war auch zu erwarten. Aber was die Spieler im Turnier boten, war aller Ehren wert. Platz 5 am Ende, trotz (oder vielleicht gerade wegen?) des Ausmusterns vieler Weltmeister – das hätten viele vor dem Turnier nicht für möglich gehalten. Auch ich nicht, das gebe ich offen zu.
Nach einer prima Vorrunde folgte eine durchwachsene Hauptrunde und das Verfehlen des Halbfinales. Woran hat es gelegen? Denkbar ist vieles – zum Beispiel an der mangelnde Erfahrung, die je nach Charakter zu Nervosität oder Leichtsinn in der Hauptrunde führte. Schließlich hätten drei Punkte gereicht – doch nach dem unglücklichen Unentschieden gegen Serbien MUSSTE gewonnen werden. Diesen Druck muss man doch erst einmal wegstecken. Profi hin oder her.
Die Verletzungen waren auch ein wichtiger, vielleicht der entscheidende Punkt. Einen Spielmacher wie Michael Kraus ersetzt man nicht, dass ist jedem Fan einer Mannschaftssportart klar. Dazu noch der Ausfall von Christian Sprenger (Rechtsaussen) im ersten Spiel und in der Hauptrunde die Muskelverletzung bei Pascal Hens. Lars Kaufmann konnte das nur teilweise ausgleichen – im letzten Spiel um Platz 5 ist er dafür wirklich mal heiß gelaufen. Hoffentlich bleibt das so.
Also – erster Härtetest der neuen Mannschaft gelungen. Das lässt für die nächsten Jahre durchaus hoffen, da viele Spieler endlich mal deutlich unter 30 sind.
Zuletzt die Schiedsrichter – sicherlich nicht nur aus deutscher Sicht ein kritisches Thema. Die deutschen Vertreter haben ein Interview abgeliefert, dass einen trübsinnig machen könnte. Denn auch wenn nie ein Unparteiischer es zugeben würde – die Amateure (im Wortsinn, nicht als Anschuldigung) aus fernen Ländern sind mit dem schnellen Spiel der Weltspitze genauso überfordert, wie wir Hobbyspieler vor dem Fernsehschirm. Wie oft hat man vor dem Fernseher gesessen und “Schritte” oder “der stand doch schon” gesagt – und wie oft wurde man von der Zeitlupe eines besseren belehrt?
Die Anschuldigung der Parteilichkeit einiger Gespanne stand auch im Raum. Schwierig, schwierig. Zum einen ist echte Unparteilichkeit auch ein Teil der Professionalität des Schiedrichters – und dass einige WM-Schiedsrichter keine Profis sind, wurde schon erwähnt. Wenn einem dann auf dem Feld die Nerven flattern und man auch mal eine laute Ansage eines Spielers in den falschen Hals kriegt, kann die persönliche Stimmung umschlagen. Jeder Schiedsrichter kennt vermutlich diese Situation – und viele haben dann auch schon mal bewusst gegen jemanden einen Spieler gepfiffen. Ein Pfiff hier oder da, dass kann ein enges Spiel entscheiden – und die deutschen Hauptrundenspiele waren alle eng, die Hauptrunde ging nach Toren 84:87 aus.
Böse Absicht – ob nun aufgrund Weisung seitens des Verbandes oder seitens der Wettmafia (Gespanne aus Slowenien und Rumänien in den beiden letzten HR-Spielen) – halte ich doch für reichlich weit hergeholt. Man sollte sich vielleicht eher Gedanken über eine Euro-Liga für Schiedsrichter machen, in der zumindest die Topp-Gespanne eines Landes mit einer schwächeren eigenen Liga regelmässig auch im höherklassigen Ausland (z.B. Spanien, Deutschland) eingesetzt und gecoacht werden. Einen ähnlichen Schiri-Austausch gibt es in Hessen auf Bezirksebene auch schon, wenn in den Bezirken Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt Gespanne nicht in ihrem Heimatbezirk pfeifen… Und der Aufruhr bei den Spielern ist schon da manchmal groß – “hier pfeift das niemand so – aber wir in Wiesbaden pfeifen halt so”.
Also Haken an 2009, wir freuen uns auf Schweden 2011. Und jetzt muss ich erst mal gucken, wo ich dafür Karten kriege.