Wochenrückblick

Was für eine Woche für hessische Deutsche. Rücktritt des “brutalsmöglichen Aufklärers” und “Held der Landebahn” Roland Koch. Sieg beim Eurovision Song Contest. Rücktritt von Horst Köhler vom Amt des Bundespräsidenten. Und mir fehlen nur noch 28 Sticker im Panini-WM-2010-Album.

Aber der Reihe nach – kurz nach Pfingsten erklärt Roland koch, dass Politik nicht alles sei und er sich vollständig zurück ziehen wolle. Leute – peinlicher kann man nicht lügen. Der Mann ist mit 14 in die Partei eingetreten, mit 21 wird er zum Kreisvorsitzenden. Der Mann wollte nie etwas anderes als Macht in der Politik, und das seit nun bald 40 Jahren. Nicht bestätigte Mitgliedschaft in CDU-internen Machtzirkeln, Verwicklung in die Spendenaffäre und nun hat er plötzlich keinen Bock mehr… klar! Mal schauen, welche Lobby-Posten ihm in den nächsten Monaten zufließen werden, würde mich wundern, wenn da bei Fraport und Lufthansa nicht mindestens ein Aufsichtsratsposten abfällt. Oder noch besser ein Beratervertrag – er ist ja gelernter Anwalt. Dass er in dem Beruf vermutlich seit über 15 Jahren nicht mehr ausgeübt hat – ist doch wurscht. Erwartet ja keiner, dass er was arbeitet, eher “lächeln und winken”. Ist das nun eine Chance für Hessen? Ich fürchte nicht, die CDU/FDP wird alles tun, um Neuwahlen zu verhindern. Und der noch ältere Fahrensmann, der nun ans Ruder kommt, dürfte weder für einen Kurswechsel noch für eine Verjüngung sorgen.

Dann kommt Lena, Schlag auf Schlag geht es nun für die Journalie – von Afghanistan und BP hört man kaum noch was, es gibt Wichtigeres! Halbfinale, Proben, läuft es nicht so, wer weiß, oh mein Gott, da steht sie auf der Bühne, “twelwe poindds fohr loffeli Lena”, JAAAAA, DEUTSCHLAND ist Weltme… ne, Moment… Europameis… auch nicht… “Gewinner des EUROVISION Song Contests 2010”. Ach so. “Wir sind Papst” klingt irgendwie besser. Fand ich den Auftritt gut? Nein, nicht wirklich – ein junges Mädchen, staksig auf den Absätzen und in den Interviews erheblich nach Vokabeln ringend. Integrierte Gesamtschule Hannover. Hmmm, na ja – ich fand einige andere Interpreten besser: Türkei, Griechenland, Irland, Belgien. Aber gut, jeder Kontinent kriegt den Song-Contest-Gewinner, den er verdient.

Und dann der Oberknaller, direkt nach der Liveschaltung an den Hannover Flughafen geht es ins Schloss Bellevue, wo ein sichtlich angepisster Horst Köhler sagt: “macht euren Scheiß doch alleine, ihre besserwisserischen Schleimbolzen!” Ok, er verwendete andere Wörter, drückte sich etwas geschliffener aus – daher werde ich wohl nie Bundespräsident. Worum geht es? Hat er wohl gesagt

“dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren.”

Daraufhin sprangen die entsprechenden Medien und Politiker an, die hinter allem und jedem gleich den imperialistischen Klassenfeind und Kriegshetzer wittern. Das sei ein Freibrief in Richtung nicht verfassungsmäßigem Krieg – ballern für Millionen! Hmmm, manchmal denken die Leute nicht mit. Militärischer Einsatz kann auch der Marineeinsatz vor Somalia sein, auch wenn der in den Nachrichten nicht so statt findet. Wir sind eben kein Inlandsmarkt und davon abhängig, dass unsere Überseemärkte bzw. die Wege dorthin nicht in Krieg und Chaos versinken. Ich bezweifle, dass Köhler an einen Offensivkrieg gedacht hat – den kann Deutschland eh nicht führen mit der Mini-Armee (1914: 794,000 Soldaten, 1939: 1,131,000, 2010: 254,000), sondern vielmehr an militärische Aktionen im Rahmen der UN-Mandate bzw. der NATO.
Aber gut, es gab mal wieder Dresche und ich kann Köhler voll und ganz verstehen. Wenn immer nur Polemik zurück kommt, ist irgendwann mal Schluss mit lustig. “Schnellschuss”, “nicht staatsmännisch”, “überzogene Reaktion” – nein. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Aussitzen ohne Ende. Es ist konsequent. RESPEKT von mir.

PS: Und nun geht die Schlacht um die Nachfolge los – die üblichen scheintoten Berufspolitiker sind am Start. Schäuble, Stoiber, Steinbrück, besoffene Bischöfinnen, steinewerfende Turnschuhträger, abgewählte Ministerpräsidenten, alles dabei. Nach einem kurzen Blick ins GG (Art. 54,1) stelle ich einen Gegenkandidaten auf: STEFAN RAAB! Er bringt alles mit: er ist alt genug, bekannt im gesamten Volk (das wurde Köhler ja vorgeworfen), hat mehr positives Image für Deutschland geschaffen als die meisten Politiker zusammen – er steht für Frische und Erfolg. Und wenn wir Deutschen in dieser Krise was brauchen, dann das! Also – Stefan vor Präsident…

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