Omas Garten

Zum diesjährigen Geburtstag habe ich ein Buch über Kräuter bekommen und dazu einen großen Tonkübel mit Schnittlauch, Oregano, Basilikum und Rosmarin. Der macht sich sehr dekorativ auf dem Balkon und riecht gut – besser als jede Geranie…

Da muss ich an den alten Schrebergarten meiner Oma denken, das war wirklich eine kleine Oase. Wenn man durch das links und rechts von hohen Hecken eingerahmte Tor kam, stand man erstmal auf dem Parkplatz für den alten Passat vom Opa, so muss das in Deutschland schon sein. Doch links standen schon die ersten Obstbüsche, rote Johannisbeeren, ich kann mich noch erinnern, wie ich sie gehasst habe. Elend sauer und ich habe sicher 1/3 beim Pflücken schon zermatscht. Hey, ich war damals 5! Als nächstes kam noch ein Beet mit Erdbeeren, dann begann Opas Gemüsegarten. Das war klar getrennt, Opa war für das Gemüse zuständig, Omas Reich war das der Blumen, Kräuter und süßen Früchte. Und die Küche, doch das kriegen wir später…

Meine Jugend war überragt von Stangen, denn aus mir damals unerklärlichen Gründen fuhren meine Großeltern auf Bohnen ab. Und drum standen ab dem Frühjahr in einem Beet von vielleicht sechs Meter Länge Stangen, an denen die Bohnen ranken sollten – die Stangenbohnen halt. Was gab es sonst noch an Gemüse? Buschbohnen (sic!), dazu noch die kleinen Landgurken, Zwiebeln, Zucchini und Rhabarber. Letzterer stand immer neben den Johannisbeeren… Beim Ernten kroch ich dann halb in die Bohnenbüsche und hab doch vor lauter grünen Blättern doch nie die Bohnen gesehen. Ein kleiner Kräutergarten stand da auch noch, Bohnenkraut, Dill, Schnittlauch, Unmengen an Petersilie, Frühlingszwiebeln. Was da alles an Grünzeug aus dem Sandboden kam, unglaublich für ein Stadtkind wie mich.

Dann kam eine Nadelholzhecke, hüfthoch gestutzt und nun kamen die Blumen, meine Oma hatte vor dem Gartenhäuschen ein kleines Rondell angelegt mit aller Arten bunter Blüten, ein Hauch von Steingarten dazu.Für das Gießen war ich zuständig, mit meiner eigenen Gießkanne, grünes Plastik mit Brause vornedrauf… Kinderarbeit, ja lieber Leser, so war das damals — aber kein Vergleich mit den Mengen, die mein Opa an Sommertagen ans Gemüse schleppte, meine Kanne hatte vielleicht 2 Liter Inhalt, seine 10… da gingen sicher ein zwei- bis dreihundert Liter mal durch. Und so was war dann Erholung, war ja Wochenende – unter der Woche fuhr Opa vor oder nach der Arbeit im Garten vorbei und fuhr das gleiche Programm. Auch nach der Nachtschicht – nach 8 Stunden im Opel-Kraftwerk morgens um Viertel nach 6 noch mal ne Stunde in den Garten, kein Wunder, dass der dann nur noch schlafen und seine Ruhe haben wollte…
Nach den Blumen kam dann das Schmuckstück des Gartens, die Immobilie. Damals kam sie mir riesig vor, und ich glaube, auch heute ist das noch ein echter Klotz. Ich schätze heute etwa 5×5 Meter groß, gab es vorne eine Art Wintergarten mit großen Plexiglas-“Fenstern”, die man nach oben an die Decke klappen konnte. Drin ein Tisch für sechs Personen, der Zweiflammen-Campingkocher und das Spülbecken. Dazu direkt neben der Tür – das Thermometer, ich weiß bis heute, wie das einmal 40°C angezeigt hat, im Schatten.
Im Anschluss an die Veranda dann der Wohnraum, mit einem großen Bett in einer Nische, darunter Stauraum ohne Ende. Na ja, zumindest 2 x 2 x 0,5 Meter, schon nicht übel. Die Wand mit einer Fototapete irgendwelcher Berge, Alpen oder so, das war Anfang der 80er total in – und auch in der Rückschau finde ich das immer noch gut. Die Bettnische ergab sich durch einen abgetrennten zweiten Raum, eigentlich eher eine Abstellkammer für Gartengeräte… und das Campingklo. Infrastruktur Fehlanzeige, Strom gab es nur, wenn der kleine rote Honda-Generator gebrummt hat, Wasser kam aus der Pumpe und gekocht wurde mit Gasflaschen. Aber an einem warmen Sommerabend auf der Veranda sitzen und Mond und Sterne angucken war damals total klasse – heute würde ich vielleicht meinen PC vermissen. Vielleicht… (gibt ja Laptops und Handy-Internet *grins* )

Zwischen dem Blumenbeet und dem Haus führte ein Kiesweg um eben jenes, vorbei an ein paar Rosen, die um an Klettergerüsten Richtung Dachfirst rankten. Ich glaube, die waren damals Omas ganzer Stolz, wenn es da zwatrosa vor sich hinblühte. Hinter dem Häuschen lag noch ein zweites kleines Kräuterbeet von meiner Oma, da stand immer Zitronenmelisse. Dazu noch als Hecken am Zaun Himbeeren und Brombeeren und der obligatorische Komposthaufen. Am Häuschen gab es aber noch ein Highlight – einen eigenen Pool!!! Ok, man könnte auch sagen, eine eingemauerte alte Badewanne… aber für mich war das damals der Pool, zum Plantschen, mit irgendwelchem Spielzeug. Der wurde morgens mit Grundwasser gefüllt und bis zum Mittag war das Wasser warm. Echt klasse – und nachmittags wurde das meiste rausgeschöpft und mit der Kanne auf die Beete verteilt.

So, das war mein Flashback in Omas Garten. Oma ist nun schon zwei Jahre tot, der Garten bestimmt seit 10 Jahren verkauft… Ich hoffe, die neuen Besitzer haben genauso viel Spaß dort wie ich damals! Selbst werde ich mir so einen Garten sicher nicht ans Bein binden, aber vielleicht wird unser Balkon in Hofheim nächstes Jahr auch ein klein wenig oasisch. Mit duftenden Kräutern vor allem, Blumen mag ich persönlich nicht so arg – vermutlich die Erinnerungen an die grüne Gießkanne von damals…

Leave a Response